Harald Martenstein las seine besten Kolumnen in Hachenburg
Am Samstag, den 24. Mai schaffte es der Kolumnist Harald Martenstein in der Stadthalle Hachenburg das Publikum zu begeistern. Er las locker und natürlich seine Glossen vor während das Publikum lachte, jubelte und klatschte.
Hachenburg. Am Samstagabend strömten die Menschen in Richtung der Hachenburger Stadthalle und diese füllte sich schnell. Der Grund dafür war Harald Martenstein. Der Journalist, Autor und Kolumnist kam im Rahmen der Westerwälder Literaturtage nach Hachenburg, um seine Kolumnen aus dem „ZEITmagazin“ vorzulesen. Ihre Themen handeln von Martensteins und dem Deutschen Alltag.
Delya Gorges, Leiterin der Stadtbücherei Hachenburg, trat als Erste auf die Bühne, auf der bereits ein Stuhl und davor ein Tisch standen und eröffnete die Lesung. Es folgte Stadtbürgermeister Peter Klöckner, der eine witzige Rede, um ihn „nochmal vor der Wahl zu sehen“, wie er selbst sagte, hielt.
Daraufhin kam Martenstein herein, nahm Platz und fragte direkt: „Ist hier gerade Wahlkampf?“ Das Publikum lachte. Dann fing er an zu erklären, dass er seinen Beruf seinem Sohn zu verdanken hatte. Und dass dies eigentlich ungewöhnlich sei. Als er Vater wurde, schrieb er zunächst bei der Berliner Zeitung über das Vater-Sein. Später rief die ZEIT bei ihm an und fragte, ob er für die Wochenzeitung Kolumnen verfassen könnte, „Nur bitte ohne Kinder“. Das Publikum musste wieder lachen.
Darauf hin fing Martenstein an unter anderem aus seinen Büchern „Ansichten eines Hausschweins- Neue Geschichten über alte Probleme“ und „Wachsen Ananas auf Bäumen?- Wie ich meinem Kind die Welt erkläre“, die seine Kolumnen aus vergangenen Jahren enthalten, vorzulesen.
Er beschrieb detailliert, dass ein Zahnstocher zwei bis drei Schnecken Platz bietet, erzählte von vertuschten Orgasmen, beklagte sich darüber, dass Aufzüge mittlerweile immer jünger sind als er und erklärte, dass das Gegenteil von geil schwul ist.
Er las aber auch über persönlichere Themen vor: So erfuhr das Publikum vom Badehosen-Projekt seines Sohnes oder, dass seine Mutter wohl öfter die Ehemänner wechselte.
Darüber hinaus gab es gesellschaftskritische Texte, worin er beschrieb, dass die Kinder heutzutage nach pädagogischen Reformen zwar nicht mehr schreiben lernen, aber sie in der Schule ganz viel Freude hätten. Martenstein erzählte aber auch von dem Irrsinn der Diskriminierung von „hässlichen“ Menschen bei Schönheits- oder Misswahlen oder wie die Feuerwehr in Berlin zwei Stunden den Flughafen suchte, um dann doch einen kanadischen Touristen nach dem Weg zu fragen.
Zwischendurch fügte er hinzu: „Nein, nein, nein, das ist passiert!“ So viel Fantasie, um sich das alles auszudenken, hätte er nicht. Das müsse er sich manchmal auch selbst nochmal bewusst machen.
Abschließend wollte Martenstein gerne „etwas Schlussmäßiges vorlesen“ und er las eine Kolumne vor, die einen Leserbrief beantwortete. Doch das Publikum ließ ihn nicht zum Schluss kommen und applaudierte nach seiner Lesung des Textes so lange, bis er doch noch zwei Zugaben machte.
Bei der zweiten Aufforderung zur Zugabe sagte er lächelnd: „Also echt, jetzt bin ich total unvorbereitet. Ihr überfordert mich“, doch dann las er eine weitere Antwort auf einen Leserbrief vor, der mit „Liebe Carolin“ begann und in Altherrenhumor und einer Witz-Quote für Frauen endete.
Martenstein begeisterte das Publikum mit seinen humorvollen, manchmal skurrilen Kolumnen, die er locker und natürlich vortrug und dabei immer mal wieder an einem Glas Wein nippte. Zwischendurch kommentierte er seine Texte auf eine amüsante Weise oder eröffnete dem Publikum einen lustigen Einstieg in seine nächste Kolumne.
Zu guter Letzt gab Martenstein noch Autogramme in seine Bücher. Er plauderte mit jedem Anstehenden ein bisschen, bis die Stadthalle sich langsam leerte. (jkh)
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