Sarah Stricker las „fünf Kopeken“- Publikum war begeistert
Am Freitagabend, den 6. Juni versammelten sich die Leute in der hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg, um Sarah Stricker bei der Lesung ihres Debütromans „fünf Kopeken“ zu zuhören. Mit witzigen, manchmal skurrilen, aber auch zum Nachdenken anregenden Passagen, begeisterte Stricker das Publikum.
Hachenburg. Im Rahmen der 13. Westerwälder Literaturtage las Sarah Stricker aus ihrem Debütroman „Fünf Kopeken“ in den Räumlichkeiten über der hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg vor. Die geringe Größe sowie der verwinkelte Aufbau des Raumes verlieh der Lesung eine heimische und familiäre Atmosphäre, die zur Freude des Publikums, offen für persönliche und weitergehende Fragen und Antworten war.
Das Ehepaar Pagel, die Inhaber der Buchhandlung, freuten sich, dass trotz des schönen Wetters, das Publikum so zahlreich erschienen ist. Bei „fünf Kopeken“ handelt es sich um einen Roman, der beiden gefallen hat und dies würden nicht viele Autoren schaffen, beteuerte Thomas Pagel.
Sarah Stricker kommt aus Rheinland-Pfalz und ist in Speyer geboren, im Westerwald und vor allem in Hachenburg war sie jedoch noch nie gewesen. Als sie allerdings für die Lesung zum ersten Mal dorthin fuhr, war sie gleich begeistert. „Es ist hier so bezaubernd“, erklärte Stricker bei der Begrüßung. Sie ist heute mit ihrem israelischen Freund durch die Innenstadt von Hachenburg spazieren gegangen. Dieser verstand jedoch von der Lesung kein Wort, gab Stricker zu, die zum größten Teil den Roman in Israel geschrieben hatte.
Pagel hatte den Abend so geplant, dass Stricker vier verschiedene Passagen für etwa zehn Minuten aus ihrem Roman vorlesen und er ihr zwischendurch ein paar Fragen zum Buch sowie ihrer Person stellen wird. Zuletzt würde es etwas Zeit für das Publikum geben selbst Fragen an Stricker zu stellen.
Sein Plan ging auf. So erfuhr das Publikum zwischen den Lesungen, dass der Titel des Romans seine ganz eigene Geschichte hat: Als Stricker zu einem Flohmarkt in Berlin ging, entdeckte sie dort die Münze und erinnerte sich daran, dass man früher in Russland den Kindern am Abend vor einer Klassenarbeit fünf Kopeken unter das Kopfkissen als Glücksbringer gelegt hat, da in Russland –im Gegensatz zu Deutschland- die Note fünf die Beste ist. So kaufte sich Stricker die Münze, ließ sie in Silber einfassen und trägt sie bis heute um den Hals als Glücksbringer für ihren Roman. Darin findet die Tochter die Münze in den Klamotten der Mutter und entdeckt später, dass die fünf Kopeken der Mutter sehr viel bedeuten.
Während ihrer Lesung zog Stricker die Zuhörer mit witzigen, manchmal skurrilen, aber auch zum Nachdenken anregenden Passagen in ihren Bann. Gerade der Charakter des Großvaters der Erzählerin wurde bei der Lesung deutlich, der Gefühle für quatsch hielt und nicht überlegte, sondern es immer besser wusste.
Daher fragte Pagel Stricker auch anschließend wie die Erzählerin zu ihrem Großvater steht. Doch diese Frage könne man nicht mit „gut“ oder „schlecht“ beantworten, erwiderte Stricker, da sie einige Charaktereigenschaften des Großvaters gut finde und andere wiederum nicht.
Aber auch die „Bett“-Passage der Mutter und des „armen“ Arne, wie das Publikum während der Lesung feststellte, worin die Mutter in Gedanken ganz woanders war, ließ die Zuhörer schmunzeln.
Auf die Frage Pagels hin, ob sie finde, dass der Roman provokant sei, antwortete Stricker, dass sie anfangs nicht damit gerechnet hätte, dass die Leser ihn als so provokant empfinden würden. Sie wollte etwas anderes schreiben, etwas, dass nicht dem typischen Klischee entspräche, das die Mutter schön ist. So handelt das Buch eher von dem Klischee, dass Menschen entweder schön oder klug sind, aber niemals beides sein können. Zur Verdeutlichung erzählte Stricker von ihrem Bruder. Für ihn wäre Angela Merkel a-sexuell und daher der Inbegriff von Kompetenz.
Nachdem Stricker mit der Lesung fertig war und alle Fragen Pagels sowie eine Publikumsfrage beantwortet hatte, las sie auf Wunsch spontan eine weitere Passage, diesmal über die Großmutter, die in der Lesung etwas zu kurz gekommen war. Abschließend gab es einen langen, kräftigen Applaus seitens des Publikums.
Ihr sprachlich hochwertiger Roman, der beeindruckende Menschenkenntnis beinhaltet und die These vertritt, dass die Familie aus der man kommt sowie die genossene Erziehung mehr Einfluss auf die Person und die Persönlichkeit haben, als die meisten Menschen sich eingestehen wollen und damit der Spruch „Jeder ist seines Glückes Schmied“ weit weniger wert ist, als man glauben mag, las sie in einem angenehmen Fluss mit spannender Betonung vor, dem das Publikum gut folgen konnte. Darüber hinaus beeindruckte sie die Zuhörer mit ihren Gedanken rund um das Buch.
Vielleicht wird ihr Freund in Zukunft ebenfalls das Vergnügen haben es zu lesen, wenn der Verlag sich dazu entscheiden sollte, es ins Hebräische zu übersetzen. Bisweilen sind Übersetzungen ins Französische sowie Rumänische geplant.
Zum Schluss signierte Stricker die Bücher der Zuhörer, die durch den ganzen Raum hindurch Schlange standen. (jkh)
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