Wettbewerbspreis Malerei im Dierdorfer Uhrturm verliehen
Der Uhrturm war zu eng für die vielen Kunstinteressierten, die der zehnten Preisverleihung für Malerei im Uhrturm beiwohnen wollten. Die Preisträger zeigen die Vielfalt der zeitgenössischen Malerei auf. Jens Andres gewann mit fotorealistisch präzise mit Öl auf Leinwand in extremen Formaten pfiffig gemalten Bildkompositionen.
Dierdorf. Uhrturm-Galerist Ulrich Christian konnte neben den ausstellenden Künstlern, deren Freunden und Kunstinteressenten Stadtbürgermeister Thomas Vis und Sparkassen-Bezirksdirektor Dietmar Neitzert im altehrwürdigen Uhrturm begrüßen. Der Turm, der seit Mitte des 14. Jahrhunderts Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war und eine wechselvolle Geschichte erlebte, bot am Freitagabend, 26. September zu wenig Platz für die zahlreichen Besucher. Der Wettbewerb Malerei, der zum zehnten Mal ausgeschrieben wurde, richtete sich an Künstler aus dem gesamten Bundesland Rheinland-Pfalz und die Rhein-Region bis Bonn.
Wie Christian zitierte, schrieb bereits der verstorbene Autor Leonhard Reinirkens in seinem Buch über die „Architekt(o)uren im Landkreis Neuwied“, „dass ein frischer Wind durch das Städtchen weht und die Galerie im Uhrturm ein Muss für die Kunstfreunde der Region geworden ist.“
Die 47 Arbeiten, die aktuell im Uhrturm ausgestellt sind, stehen in der Tradition der Moderne, die vor etwa 130 Jahren mit Cézanne, van Gogh und Gaugin ihren Aufbruch aus dem Impressionismus heraus wagte.
So malt Preisträger Jens Andres fotorealistisch präzise mit Öl auf Leinwand in extremen Formaten pfiffige Bildkompositionen, die viel Freiraum für Phantasie lassen und den Betrachter zum Nachdenken anregen. Das wird noch verstärkt durch die Titel der Gemälde: „Enzyklopädie der Hilfsmittel“ oder „Was ist der Plural von Verrat?“.
Den zweiten Preis errang Sabine Rolli mit surrealistischen Gemälden, in denen schwarze Vögel im Stile Hitcocks Angst und Beklemmung verbreiten. Mit dem Titel „Interferenz“ zwingen die Arbeiten zur Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen und Ängsten.
Die dritte Preisträgerin Sabine Ostermann malt auf gedrucktem Untergrund mit zarten Pinselstrichen Personen in Rückansicht. Auch diese kleinformatigen Bilder lassen viele Schlüsse zu.
Christian erläuterte in seiner Begrüßungsansprache kurz den Ablauf des Wettbewerbs: Nachdem sich im Frühjahr circa 60 Künstlerinnen und Künstler mit Fotos ihrer Arbeiten beworben hatten, wählte eine Jury auf dieser Grundlage 21 Malerinnen und Maler aus, die eingeladen wurden. Nachdem die Werke im Uhrturm abgegeben worden waren, wählte die Hauptjury die besten Werke aus. Dabei kristallisierten sich nach intensiven Betrachtungen und Diskussionen sechs preiswürdige Bewerber heraus, von denen drei zu Preisträgern erwählt wurden.
„Die Vielfalt der Arbeiten und die Örtlichkeit eines mittelalterlichen Turmes bilden zusammengenommen die neue Ausstellung, die wir ihnen heute präsentieren können“, freute sich Christian.
Da der Uhrturm der Stadt Dierdorf gehört, betonte Stadtbürgermeister Thomas Vis als „Hausherr“, dass Kunst nicht nur wunderbare Kreativität erfordere, sondern auch Unterstützung benötige. Er dankte den Initiatoren für die ehrenamtliche Leistung, weil Kunst und Kultur wichtige Standortfaktoren seien. Er begrüßte auch, dass die Ausstellungen immer in Verbindung mit einer städtischen Veranstaltung stattfinden. Bei dem Dierdorfer Herbstmarkt am kommenden Sonntag stelle die Uhrturm-Kunstausstellung in der Hauptstraße ein attraktives Zusatzangebot dar.
Als Vertreter des Sponsors, der Sparkasse Neuwied, betonte Bezirksdirektor Dietmar Neitzert, dass es der Sparkasse um mehr als nur Finanzen gehe. Sie zeige lokale Verwurzelung durch ihre Stiftung „Kunst und Kultur“ und trage somit zur Lebensqualität vor Ort bei. Der Herr der Umschläge durfte den Preisträgern die Geldpreise überreichen.
Die Kunstausstellung ist vom 27. September bis 26. Oktober im Dierdorfer Uhrturm zu besichtigen, immer samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr sowie am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, von 14 bis 18 Uhr. Helmi Tischler-Venter
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