Beeindruckendes Kirchenkonzert zum Volkstrauertag
Zu ihrem höchst anspruchsvollen Konzert „Und Frieden auf Erden“ lud das Vox Humana Ensemble, der Chor des evangelischen Dekanats Bad Marienberg, am vergangenen Sonntag in die katholische Christkönigkirche nach Westerburg ein. Zu erleben waren neben dem hervorragenden Chor Gesangssolisten und das Neue Rheinische Kammerorchester.
Westerburg. Es herrschte eine atemlose, bedrückte Stille, die sich nach Dietrich Lohffs „Requiem für einen polnischen Jungen“ im hohen Raum der katholischen Christkönigkirche ausbreitete, als Peter Schäfer, der sehr junge Solist der Limburger Domsingknaben, jene letzten Zeilen vorgetragen hatte. „Für das, was wir ertragen, ist jede Stimme stumm“, lautet das ergreifend authentisch gesungene Zeugnis eines jüdischen Kindes, das der Komponist vertont hat - ohne dass die Musik dem Inhalt des Gedichts ihre Grausamkeit nehmen könnte. Das wehmütige Klagen der Klarinette wird vom traurig warmen Klang des Cellos übernommen, mit dessen Melodie der Knabensopran wundervoll korrespondiert. Dieses großartige Musikerlebnis möchte man verinnerlichen – trotz seiner erschütternden und verstörenden Wirkung. Beeindruckender hätte Dekanatskantor Christoph Rethmeier, dem Neuen Rheinischen Kammerorchester, dem Chor des evangelischen Dekanats Bad Marienberg Vox Humana sowie den Gesangssolisten Peter Schäfer und einer sehr angenehm reif intonierenden Mezzosopranistin Margit Diefenthal dieses Requiem nicht gelingen können.
Mitreißend in diesem Werk sind auch das von Chor und Orchester präsentierte „Totengebet“ mit aufrüttelnden Schlagwerk- und Bläser-Passagen sowie mit zarten, wenngleich harmonisch äußerst ausgewogenen Frauenstimmen des Dekanatschores Vox Humana. „Eine Schwalbe, die ihre Heimat fand und schlafen will“, heißt es da. Und volltönende, besonders bei den Bässen grandios präzise Männerstimmen erwidern, „und ihre Hände, die immer bereit, Dein Werk zu tun“. Auch das von Margit Diefenthal gesungene „Schlaflied für Daniel“ ist hochdramatisch, wenngleich niemals schrill angelegt. Immer bedrohlicher wird diese von einer Mutter beschriebene Fahrt durch Deutschland, die im Konzentrationslager Auschwitz endet. Und je mehr sich der Zug dem Lager nähert, umso kräftiger und unaufhaltsamer rollt das vom Orchester umgesetzte Donnergrollen heran.
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Diesem unvergleichbar eindrücklichen Requiem des 1941 geborenen deutschen Komponisten Dietrich Lohff hatte der für die musikalische Gesamtleitung des Konzerts zuständige Christoph Rethmeier Gabriel Faurés „Messe de Requiem“ für Sopran und Baritonsolo, Chor und Orchester entgegengestellt. Gegliedert wurde die pralle Komposition von rezitierten Kriegserlebnisse und –eindrücken, die Anna Söhngen vortrug und deren grausame Quintessenz vielleicht lauten muss: „Das Wissen vom Leben beschränkt sich auf den Tod“ – und muss doch mehr sein, wie der herrlich agierende dynamische Chor mit seinem „Sanctus“ bewies, dem mit „Pie Jesu“ ein milder Sopran-Einschub (Julia Borchert) folgte. Den Solopart des „Libera Me“ übernahm Bassist Rolf A. Scheider.
Eingerahmt wurde das sinfonische Chorkonzert von Wolfgang Amadeus Mozarts herzzerreißender „Maurischer Trauermusik“. Wehklagende Holzbläser rufen den Zuhörer an und setzen ihn dem Spannungsfeld zwischen Trauer und Hoffnung aus. Dramaturgisch unterstrichen wurde diese Musik durch die Chormitglieder: Während die Trauermusik sich verdichtet, schließen sich auch die Reihen der Sänger, die erst nach und nach, so als würden sie in die Musik hineingezogen werden, ihre Plätze einnehmen und den Klangkörper vervollständigen.
An den Abschluss dieses bemerkenswerten Konzerts hatte Christoph Rethmeier Gustav Mahlers „Urlicht“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ gestellt. Diese Komposition für die souveräne Mezzosopranistin Margit Diefenthal und das glänzende Neue Rheinische Kammerorchester wird von Hoffnung und Zuversicht getragen, die das großartige und höchst anspruchsvolle Programm abrundeten.
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