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Nachricht vom 02.12.2014    

Chance für alle: Menschen mit Handicaps im Job

Agentur für Arbeit Montabaur informiert zur Woche der Menschen mit Behinderung – Potenzial für Betriebe. Behinderte Menschen oft hoch qualifiziert. Integration erfordert technische Überwindung des Handicaps, oft auch Angstabbau auf Arbeitgeberseite.

Symbolfoto: WW-Kurier.

Montabaur. Der Rollstuhlfahrer kurvt ohne Hindernis bis zum Schreibtisch. Die blinde Kollegin sitzt am PC und lauscht der Computerstimme, die ihre Mails vorliest. Der Diabetiker kann sich darauf verlassen, dass sein Team bei einem „Zuckerschock“ Erste Hilfe leistet: Dank barrierefreier Bauten, moderner Technik und gutem Miteinander haben viele Menschen mit den unterschiedlichsten Handicaps ihren Platz im Berufsleben gefunden. Aber: Für manche ist eine Behinderung noch immer das Stoppschild auf dem Weg in den Job. Um sie zu integrieren, kann und muss noch einiges getan werden. Darauf weist die Agentur für Arbeit Montabaur anlässlich der „bundesweiten Woche der Menschen mit Behinderung“ (1. bis 5. Dezember) hin.

405 Schwerbehinderte waren Ende November im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet; das sind 24 mehr als vor einem Jahr. Gesplittet nach den beiden Landkreisen, die die Arbeitsagentur Montabaur betreut, sieht es so aus: Im Westerwaldkreis haben 237 beeinträchtigte Männer und Frauen keinen Job (2 weniger als im November 2013), im Rhein-Lahn-Kreis sind es 168 (26 mehr als im November 2013). 6,2 Prozent aller Menschen ohne Job gehören derzeit zu dieser Personengruppe. Von der guten Gesamtentwicklung konnte sie nicht profitieren: Während die Arbeitslosigkeit insgesamt im Jahresvergleich leicht zurückgegangen ist, hat sie bei den Schwerbehinderten zugenommen.

Die meisten Arbeitslosen mit Handicaps haben gute Voraussetzungen für eine Integration ins Berufsleben. Denn sie können vorweisen, was heute fast unerlässlich ist: eine Qualifikation. 64 (WW: 59,5, RL: 69) Prozent besitzen eine schulische, betriebliche oder akademische Ausbildung; die Nicht-Behinderten, die keine Beschäftigung haben, kommen auf lediglich 51,3 (WW: 42,9, RL 52,7) Prozent.

Madeleine Seidel, Leiterin der Agentur für Arbeit Montabaur, betont: „Viele Branchen und Betriebe brauchen Fachkräfte, und dieser Bedarf nimmt zu. Deshalb sollte sich der Blick auch auf dieses Potenzial richten. Handicaps können häufig organisatorisch oder durch moderne Technik ausgeglichen werden. Am passenden Arbeitsplatz sind behinderte Menschen genau so leistungsfähig wie nicht-behinderte. Und wenn der gefunden ist, profitieren beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer!“



Schwerbehinderte haben ein kaum erhöhtes Risiko, den Job zu verlieren. Wenn dies allerdings geschieht, bleiben sie deutlich länger arbeitslos als Personen ohne Beeinträchtigung. Auch bei der Altersstruktur gibt es deutliche Unterschiede. Unter den Arbeitslosen mit Handicap sind 60 Prozent über 50 Jahre alt, unter denen übrigen ist es ein Drittel. Das erklärt sich auch dadurch, dass die Wahrscheinlichkeit, chronisch krank zu werden oder nur noch eingeschränkt arbeitsfähig zu sein, im Laufe des Lebens steigt.

Um die Beschäftigungschancen zu erhöhen, sind Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen gesetzlich verpflichtet, mindestens 5 Prozent dieser Stellen mit Behinderten zu besetzen (siehe Infokasten). Die neueste Statistik nach dem so genannten Anzeigeverfahren datiert wegen der Meldefristen aus dem Jahr 2012. Demnach gab es im Agenturbezirk Montabaur 534 Betriebe, die die „Fünf-Prozent-Klausel“ er-füllen mussten – 375 im Westerwald- und 159 im Rhein-Lahn-Kreis. Von insgesamt 2.229 Pflichtarbeitsplätzen (WW: 1.597, RL: 632) blieben 919 unbesetzt (WW: 707, RL: 212). In beiden Kreisen wurde der Sollwert deutlich unterschritten. Im Westerwald lag die Beschäftigungsquote Schwerbehinderter bei 2,9 Prozent; der Rhein-Lahn-Kreis bei 3,6 Prozent.

Das zeigt auch, dass es bei den Unternehmen noch immer Vorbehalte gibt, die es abzubauen gilt.

„Einen Job zu haben, ist für jeden wichtig“, sagt Madeleine Seidel. „Denn das bedeutet nicht nur, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und für sich selbst sorgen zu können. Der Beruf ermöglicht auch die Teilnahme am Leben und bewahrt nicht selten vor Isolation. Eine ,bunte´ Belegschaft, die die Vielfalt der Gesellschaft spiegelt, ist eine Bereicherung für uns alle. Wenn dies alltäglich und normal ist, verschwinden Vorurteile und Berührungsängste von selbst.“

Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und der Jobcenter Westerwald und Rhein-Lahn wirbt bei den Betrieben für die Einstellung schwerbehinderter Menschen, die auf Jobsuche sind und informiert über Gesetze, Regelungen und Fördermöglichkeiten. Interessierte Unter-nehmen wählen die kostenlose Servicenummer 0800 4 5555 20.


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