Inklusion kommt im Berufsleben nur schleppend voran
Im Rahmen der dritten Unternehmensrundreise des Forums Soziale Gerechtigkeit drehte sich alles um das Thema Beschäftigung von Menschen mit einer Behinderung in Westerwälder Unternehmen. Bei SKS in Mogendorf, Huf-Haus in Hartenfels und im CAP-Lebensmittelmarkt in Hundsangen konnten sich die Teilnehmenden ein Bild über die positive Entwicklung der Integration von Menschen mit Behinderung in den jeweiligen Unternehmen machen.
Westerwaldkreis. Das Fazit nach genau fünf Stunden war für die 15 beteiligten Experten doch etwas ernüchternd: Es gibt zwar Paradebeispiele im Westerwald, wie der Besuch der drei Unternehmen gezeigt hat, jedoch kommt die Inklusion im Berufsleben im Allgemeinen nur schleppend voran. Es gibt gute Ansätze und Eindrücke, aber viele Unternehmen drücken sich noch davor, Menschen mit einem Handicap eine Chance zu geben.
Unterwegs im Westerwald waren Fachleute von der Arbeitsagentur bis zum Integrationsfachdienst (IFD), dem Berufsförderungswerk (BFW) und dem Integrationsamt. Mit dem Caritasverband und der Lebenshilfe waren auch heimische Sozialverbände vertreten. Durch den Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch und die Landtagsabgeordnete Dr. Tanja Machalet war zudem die Landespolitik dabei.
Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach) begrüßte die Expertendelegation mit den Worten: „Leider wird auch bei uns Menschen mit Behinderung noch zu oft zu wenig zugetraut, was leider auch für die Arbeitswelt gilt! Das wollen wir ändern und mit der jährlichen Unternehmenstour etwas dazu beitragen.“ Als Vertreter der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit in Saarbrücken stellte Karl-Heinz Schmidt fest: „Schwerbehinderte Menschen sind sehr motiviert. Ihre Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist uns ein großes Anliegen und wird mit zahlreichen Maßnahmen und Instrumenten unterstützt“.
Erste Station war mit der SKS Spedition & Logistik GmbH im Gewerbegebiet Mogendorf ein stark expandierendes Unternehmen, das wirtschaftlichen Erfolg mit sozialem Hintergrund verbindet. „Wir entwickeln auf einer ehemaligen Industriefläche auf 100.000 Quadratmetern einen hochmodernen Logistikpark“, meinte SKS-Geschäftsführer Adrian Kießling. Er stellte in Aussicht, dass man bei den neu im Park ansiedelnden Unternehmen die Beschäftigung von Menschen mit einem Handicap anregen werde. Bereits auf dem Gelände ansässig ist die BAsTA GmbH, die Menschen mit psychischen Erkrankungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt fit machen will. „Die Kooperation mit der SKS ist beispielhaft“, zeigte sich BAsTA-Geschäftsführer Martin Bollinger erfreut über die gelungene Kooperation eines Sozial- mit einem Wirtschaftsunternehmen.
Ein „Hidden Champion“ stand dann mit der Huf-Haus GmbH & Co KG in Hartenfels auf dem Reiseplan. Das Unternehmen exportiert seine hochwertigen Fachwerkhäuser aus Glas und Holz schlüsselfertig in die ganze Welt. Unterstützt vom Betriebsratsvorsitzenden Peter Aller stellte der geschäftsführende Gesellschafter von Huf-Haus, Georg Huf, beim Kamingespräch fest: „Wir wollen nicht nur unsere behinderten Mitarbeiter optimal im Betrieb integrieren, sondern auch dazu beitragen, dass Behinderungen bei belastenden Arbeiten erst gar nicht entstehen“. Dafür ist das erfolgreiche Unternehmen 2012 mit dem 1. Platz bei der Preisverleihung "Gesunde Betriebe in der Region Mittelrhein" ausgezeichnet worden. Alle Gäste waren sich einig: hier wird wirtschaftlicher Erfolg optimal mit sozialem Handeln verbunden.
Mit dem CAP-Lebensmittelmarkt in Hundsangen betreiben die Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn erst seit wenigen Monaten einen Vollsortimenter, der 12 Werkstattbeschäftigten einen passenden Arbeitsplatz in einem interessanten Berufsfeld bietet. Geschäftsführer Erwin Peetz wies allerdings darauf hin, dass der Markt dauerhaft kostendeckend betrieben werden müsse. Marktleiter Nils Fette meinte hoffnungsvoll: „Der Laden wird von den Hundsänger Bürgern ebenso gut angenommen wie von Kunden aus den Nachbargemeinden.“
Bei einem Abschlussgespräch dankte Landesbehindertenbeauftragter Matthias Rösch allen beteiligten Unternehmen und den „Reiseteilnehmern“ für ihr Engagement. „Auch hier im Westerwald bleibt noch viel zu tun, aber es gibt gute Ansätze, von denen wir heute einige gesehen haben“, so der Gast aus Mainz. Diese müssten weiterentwickelt werden. Karl-Heinz Schmidt wies darauf hin, für die Arbeitsagenturen seien 2015 die Menschen mit einer Behinderung auf dem Arbeitsmarkt ein Schwerpunkt. Dies müsse vor Ort mit Leben und Aktivitäten gefüllt werden.
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