Informationen aus erster Hand über Wölfe
Mit Markus Bathen hatte der Naturschutzbund Hundsangen einen Fachmann zum Thema Wolf in den Ratssaal der Verbandsgemeinde nach Wallmerod eingeladen. Nahezu 100 Teilnehmer lauschten gespannt den Informationen des Leiters vom Projektbüro Wolf.
Wallmerod. Seit Jahren untersucht und überwacht Markus Bathen Wölfe und deren Rudel, die in Ostdeutschland wieder heimisch geworden sind. Hier wird er von Landwirten, Jägern und Behörden hinzugezogen, wenn es um die Begutachtung gerissener Weidetiere oder Wild geht. Denn nur bei eindeutig nachgewiesenen Wolfsschäden gibt es für Landwirte und Schäfer in vielen Bundesländern Ausgleichsleistungen. Die Beispiele aus Sachsen zeigen, dass ein konfliktarmes Miteinander auch mit dem Wolf möglich ist.
Nach einer Begrüßung konnte Markus Bathen vom NABU Projektbüro den Teilnehmern erste Eindrücke vom Wolf vermitteln und von seinen Erfahrungen aus der Lausitz. Selten hat ein Wildtier, das in Deutschland und in der EU unter strengem Naturschutz steht (FFH-Richtlinie Anhang 4), durch die Wiederbesiedlung seines alten Verbreitungsgebietes so viele Emotionen geweckt wie der Wolf. Längst überfällig war daher eine Infoveranstaltung, zumal 2012 bei Steinen und damit in der Verbandsgemeinde Hachenburg ein Wolf erschossen wurde. Nach den ersten Berichten über einen möglichen Wolf war lange gerätselt worden, ehe Gewebsuntersuchungen dann die Echtheit bestätigten.
Wölfe interessieren und faszinieren Menschen seit Jahrtausenden, zunächst als Konkurrent, mit zunehmender Domestikation dann immer mehr als unersetzlicher Begleiter bei der Jagd oder meist als Personenschutz. Denn genetisch ist der Hund eigentlich immer noch ein Wolf und mehrere Rassen sehen im unverwechselbar ähnlich aus wie der Deutsche Schäferhund. Wie Peter Fasel vom NABU Hundsangen ergänzte, leben über 10 Millionen Menschen allein in Deutschland und vielfach in häuslicher Gemeinschaft mit 5 Millionen Hunden.
In Osteuropa leben Wölfe seit jeher und ohne Unterbrechung in gegenseitiger Duldung durch Menschen. Da Wölfe vor annähernd 150 Jahren in Mitteleuropa ausgerottet wurden, ruft die Rückkehr des Wolfes natürliche Ängste hervor, wie es im Märchen der Gebrüder Grimm übertrieben dargestellt wird.
15 Jahre Wölfe in Deutschland, zehn Jahre NABU-Projekt Willkommen Wolf und fünf Jahre Wolfsbotschafter des NABU war Grund genug einen renommierten Wolfskenner auch nach Wallmerod einzuladen. War der Nachweis des ersten Rudels in Sachsen noch eine Sensation, hat sich der Umgang mit dem neuen Nachbarn vielerorts normalisiert. Mittlerweile leben 25 Wolfsfamilien und sieben Wolfspaare in Deutschlands freier Natur. Die Frage, ob Wölfe in Deutschland dauerhaft überleben ist keine Frage von Ökologie oder Wildschäden. Es geht vielmehr auch um die Belange unserer Mitbürger, von Landwirten und auch Jägern. Die entstehenden Fragen, die die Menschen bewegen verlangen nach ehrlichen Antworten. Wichtig ist daher immer die Diskussion im Vorfeld, gute Aufklärungsarbeit mit Ansprechpartnern vor Ort und gegenseitiger Respekt.
Überzeugend waren die im Referat von Markus Bathen vorgestellten langjährigen Erhebungen und Jagdstatistiken, wonach in den Wolfsgebieten im Vergleich mit wolfsfreien Revieren Zahl und Anteil der jagdlich nutzbaren und vom Wolf bevorzugten Rehe, Rotwild und Wildschweine nicht erkennbar verringert wird. Gejagt werden vorwiegend junge, alte, kranke oder verwundete Tiere. Kontrolliert werden hierdurch die allgemein als zu hoch erachteten und die Waldverjüngung im Übermaß beeinträchtigenden Bestände der mittelgroßen Huftiere durch natürliche Selektion.
Da die Wildstrecken in den letzten 20 Jahren ansteigen oder auf hohem Niveau bleiben, hängt dieser Effekt auch mit der besseren Äsung in den Offenlandbereichen zusammen, vor allem durch die intensive Landwirtschaft. Allein durch die ständige Zunahme des Maisanbaus mit hohem Stickstoffbedarf, von Winterfütterungen oder zunehmend milderem Winterklima findet das Wild günstigere Äsungsmöglichkeiten und weniger Notzeiten über den gesamten Winter. Weitere Untersuchungen in Nordamerika haben gezeigt, dass Wildschäden vorwiegend durch neue und zugewanderte und gebietsfremde Wölfe erfolgen und nicht durch ansässigen Wölfe aus dem jeweiligen Gebiet.
Markus Bathen beantwortet gerne auch Ihre Fragen unter der Telefon 0172/6453537. Handelt es sich allgemein um Großsäuger und um die Verbandsgemeinde Wallmerod können sie sich an die in Dreikirchen wohnende Monika Arnold , Hauptstraße 82,56414 Dreikirchen, Telefon 06435-961140, E-Mail: monika-arnold@gmx.net wenden. Sie ist gleichzeitig auch Mitglied im Tierschutzbeirat von Rheinland Pfalz und Mitglied im Umweltbeirat der Verbandsgemeinde Wallmerod. Für Wölfe oder Luchse gibt es eine Hotline-Nr.: 06306-911199 sowie für Rheinland-Pfalz einen Flyer für das Monitoring Luchs und Wolf. Der Link dazu.
Er liegt auch der Kreisjägerschaft, der Kreisverwaltung-Untere Naturschutzbehörde und der Polizei vor. Es ist nämlich wichtig, dass Meldungen sofort weiter geleitet werden.
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