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Nachricht vom 24.12.2014    

Die Kuriere wünschen ein schönes Weihnachtsfest

Ein geruhsames, friedliches und auch fröhliches Weihnachtsfest wünscht das Team der drei Kuriere den Lesern und Anzeigenkunden. Genießen sie die schöne Zeit, die eine willkommene Abwechslung im Jahresrhythmus darstellt. In diesem Jahr steht unsere Weihnachtsgeschichte im Zusammenhang mit der christlichen Botschaft des Weihnachtsfestes, die alle Erdteile und Menschen umfasst.

Diese Krippe mit ihrer Botschaft umfasst alle Menschen, egal welcher Hautfarbe und Herkunft, alle Erdteile und erinnert an die Schöpfung, die Gott den Menschen anvertraut hat. Sie ist jedes Jahr in der katholischen Pfarrkirche Kreuzerhöhung in Wissen zu sehen. Foto: Helga Wienand-Schmidt

Region. Jedes Jahr zu Weihnachten, zu der Zeit in der die christlichen Kulturen traditionell der Geburt Jesus Christus gedenkt, besinnen wir uns jener Gefühle, die uns an das womöglich Wichtigste im Leben erinnern: Familie, Geborgenheit, Liebe, vor allem aber Sicherheit.

Insbesondere die Ursprungsgeschichte des Weihnachtsfestes, jene Nacht, in der Jesus Christus, Sohn Gottes und seither als Heilsbringer gefeiert, geboren wurde, illustriert im Wesentlichen, was wir noch heute unter Nächstenliebe verstehen. Berichtet wird von einem Ehepaar, Josef und Maria, welches sich auf der Flucht befindet. Augustus, Kaiser des Römischen Reiches, hatte zur Volkszählung aufgerufen. Es galt als verpflichtend sich zu melden, in der Folge Steuern zu zahlen, sich letztendlich mit der auferlegten Herrschaft zu arrangieren. So wie heute, waren jedoch viele Menschen auch damals mittellos und von fortwährender Armut geplagt. Nicht bloß ihre Zahlungsunfähigkeit, sondern ebenso die Herkunft des Ehepaares hätten sie vor dem Hintergrund der diktatorischen Willkür Augustus´ vor große Probleme gestellt.

Die Weihnachtsgeschichte selbst beginnt mit den Worten: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt werde“, den Worten eines mordenden Unterdrückers, der sein Handeln hinblickend auf politisches Kalkül zu rechtfertigen verstand.

Nun, in welchem Maße sind jene einzelnen Punkte nach über 2000 Jahren noch immer von Bedeutung? Schließlich verkündet die Geschichte doch auch - und jene Stelle ist wahrhaftig jedem bekannt - die Geburt des Messias in einem Stall, gebettet in einer Krippe, nachdem man dem Ehepaar während seiner Flucht eine menschenwürdige Beherbergung ausgeschlagen hatte.

Das folgende, zugegebenermaßen etwas zugespitzte Szenario, soll Aufschluss darüber geben, welche Parallelen die Weihnachtsgeschichte noch heute mit der Gesellschaft, in der wir leben, verbindet: Es ist Heiligabend. Wie in nahezu allen Wohnzimmern dieses Landes stehen üppig geschmückte Weihnachtsbäume, von denen Lametta, vereinzelt auch Figuren, aber ganz sicher Weihnachtskugeln hängen, deren Oberflächen die Bilder der riesigen Flachbildschirme reflektieren, die sich mittlerweile in so gut wie allen Haushalten wiederfinden. So auch in der Wohnung der Familie Steinacker. Wie jedes Jahr feiern sie Heiligabend im Kreise der Familie. Es sind Marlene, ihre Eltern und ihre Großeltern. Der Fernseher läuft. Und eigentlich ist auch er ein besseres Familienmitglied. Zumindest wandelt er das betretene Schweigen der einzelnen Familienmitglieder um in eine Aufmerksamkeit gegenüber dem Fernsehgerät selbst.

Die Uhr schlägt zur vollen Stunde. Vor allem jetzt, wo die Nachrichten laufen, ist man insbesondere erleichtert darüber, dass einem der Nachrichtensprecher Gesprächsstoff liefert, den man selbst kaum zu generieren imstande gewesen wäre. Aus aktuellem Anlass läuft ein Beitrag über die "Pegida", jenem "Bündnis Patriotischer Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Sie hetzen nicht etwa gegen Ausländer oder Flüchtlinge. Sie glauben bloß, dass Ausländer und Flüchtlinge die Kultur dieses Landes vergiften, und das, obwohl viele jener Menschen, die zur Zeit über die europäischen Grenzen strömen, nicht einmal eine Vorstellung davon haben, wie es überhaupt ist, ein Land, eine Heimat, so etwas wie ein Zuhause zu haben. Und sie singen aus zehntausenden Kehlen tatsächlich Weihnachtslieder. So die Berichterstattung zu einer pervertierten Strömung in diesem Land die Tausende auf die Straßen treibt.

Unberührt von diesem Entsetzen sitzt Marlene auf dem Langflorteppich, der bereits seit Jahren zwischen Fernseher und Couch auf den Dielen des Wohnzimmerraumes liegt. Ihr Blick wandert immer wieder erwartungsvoll zu den Geschenken, die ihr Vater äußerst akkurat unter dem Weihnachtsbaum übereinander gestapelt hat. Die Nadeln der kleinen Tanne finden sich zum Teil im Teppich. Marlene pult vor lauter Nervosität nach ihnen, erwischt dabei hin und wieder einen Fetzen Stoff, den sie dann in ihrer Aufregung wieder versucht zurück zu stopfen. Ein Blick auf dieses Szenario müsste einem zum Fremdschämen bewegen. Doch es ist Weihnachten. Die Mutter kündigt an, dass das Essen in wenigen Augenblicken angerichtet sei. Für Marlene bloß die letzte Etappe auf ihrem scheinbar endlos anmutendem Weg, der sie bisweilen davon abhielt, ihre vier Geschenke, die der Vater alle namentlich beschriftet hat, auszupacken.

„Es ist eine verdammte Schande!“ meldet sich Großvater Waldemar lauthals zu Wort. „Untersteh dich am Heiligen Abend zu fluchen.“, weist ihn seine Frau, Großmutter Hannelore, entschieden zurück und fügt hinzu: „Waldi, bitte nicht heute.“ Dem Großvater ist die Gleichgültigkeit, die vorherrscht, mehr als nur ein Dorn im Auge. Er empfindet den schleichenden Prozess, der aus dem Fest, das er einst so sehr liebte, ein vom Materialismus verseuchtes Theater gemacht hat, als einen kulturellen Verfall, der die entscheidenden Werte des familiären Zusammenseins in Tage habgieriger Erwartungshaltungen pervertiert hat. Sind dies etwa jene Werte, die wir vor den Ausländern und Flüchtlingen zu schützen ersuchen? Es ist dem Großvater zu verdanken, dass die Familie heute erstmalig nicht in die Kirche gegangen ist. „Zu schwach“ sei er mittlerweile dafür, so seine Begründung.



Die bekannte Weihnachtsgeschichte, die sonst durch den Pfarrer der kleinen Gemeinde verkündet wird, ist heute Angelegenheit der Großmutter. Sie berichtet von Josef und Maria, und wie sie, da sie aus Nazareth kamen, dazu angehalten waren, nach Bethlehem zu fliehen. Sie erzählt außerdem, wie die beiden zunächst, um Asyl flehend, von einer Herbergsgemeinschaft zurückgewiesen und dann in einem Stall untergebracht wurden.

Marlenes Aufmerksamkeitsspanne scheint begrenzt. „Das kenn ich!“ brüllt sie, als die Großmutter dann von der Geburt Jesu in der Krippe erzählt. „Im Kindergarten mussten wir das basteln. Das war voll langweilig. Und den Neuen haben alle ausgelacht, weil der das nicht kannte.“ Noch bevor hierüber ausgelassen diskutiert wurde, denn es war bereits in den Wochen zuvor ein prekäres Thema gewesen, dass ein Junge aus dem nicht allzu weit gelegenen Flüchtlingslager in den Kindergarten zu integrieren versucht wurde, begab man sich zu Tisch.

Dieser war reichlich gedeckt. Mehr als diese Familie hätte essen können, befand sich darauf. Es verwundert daher kaum, dass, als bereits alle wohlig gesättigt waren, sich immer noch genug Essen auf dem Tisch befand, um fünf weitere Mäuler damit zu stopfen. Im Anschluss daran wurde weder die Weihnachtsgeschichte, noch der Nachrichtenbeitrag, der zuvor für so etwas wie eine Diskussion hätte sorgen können, wieder aufgegriffen. Zu müde waren die Steinackers nun, nachdem sie sich alle den Bauch vollgeschlagen hatten. Zu selbstgefällig waren sie, dass sie selbst das Klopfen an der Tür überhörten.

Ein zartes Mädchen, vielleicht 14 Jahre alt, hatte dort gestanden. Noch während die Familie am Tisch saß, blickte es immerzu durch das Fenster. Im Fernsehen hatte es seine Brüder und Schwestern erkannt. Als das Mädchen an der Tür geklopft hatte, schämte sie sich, weil die Kleidungsstücke, die sie trug, bloß noch als Lumpen zu identifizieren waren und die kleine Marlene hatte doch so viel schönere Sachen an. Dazu hatte Marlene goldenes Haar, während aus der vom Schnee bedeckten Kapuze lediglich verfilzte Strähnen hinaushingen, die die hungrigen Augen des Mädchens verdeckten.

Als es fortging, bemerkte es, dass die Garage der Steinackers zur Hälfte geöffnet war. Dort ging es hinein und entdeckte zu seiner eigenen Verwunderung, dass der Kofferraum, aus dem Marlene noch wenige Stunden zuvor die letzten Geschenke der Großeltern entnommen hatte, immer noch offen war. Während sich die kleine Marlene im Wohnzimmer der Familie über die Geschenkeauswahl der Großeltern echauffierte, so hatte das Mädchen plötzlich ein Dach über dem Kopf. Es war sogar noch wenig warm.

In einer Welt, die sich immer schneller dreht und in der es uns fast kaum noch erlaubt ist Rast zu halten, ist es sicherlich ein großes Geschenk diese besinnlichen Tage zur Einkehr zu nutzen, sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist und natürlich auch an jenen Traditionen, seien sie nun religiös oder gesellschaftlich determiniert, festzuhalten. Kritische Gedanken mögen da erlaubt sein auch die Frage, was die Menschheit aus der Weihnachtsgeschichte gelernt hat.

Zusammenfassend ist allzu deutlich, dass sich die Situation von Maria und Josef vor über 2000 Jahren derer der Flüchtlinge heutzutage gleicht. Ökonomische Misslagen, Abstammungs- und Religionshetze, Kriege sowie politische Machthaberei entwerten das Fest, das in unserer Vorstellung doch eigentlich den Ursprung der Nächstenliebe bestimmt hat. In diesen Tagen ist die moralische Instanz eines jeden Einzelnen gefragt.

Denn auch wie sie sich Jesus in seiner Rolle als Sohn Gottes und Prophet der Hetze ausgesetzt sah, (das Ende ist ja bekannt) genauso unterliegen all die Flüchtlinge unserer Tage dem irrsinnigen Glauben mancher Mitmenschen, sie wollten sich an unserem Sozialstaat bereichern. Sie wollen bloß, wie alle anderen auch, morgens aufwachen und einen Sinn in dem erkennen, was sie ihr Leben nennen. Und gilt das nicht für jeden von uns? (Benjamin Bender/Helga Wienand-Schmidt)



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