Aktionswoche „Vergessenen Kindern eine Stimme geben“
Angst und Unsicherheit, Mangel an emotionaler Zuwendung und der Verlust von Geborgenheit – dies sind die Kennzeichen einer Kindheit im Schatten elterlicher Sucht. Eine bundesweite Aktionswoche mit dem Titel „Vergessenen Kindern eine Stimme geben“ will von 8. bis 14. Februar stärker auf die Situation dieser Kinder aufmerksam machen.
Region. Circa 2,65 Millionen Kinder wachsen in Deutschland mit suchtkranken Eltern auf. Im Rahmen der Aktionswoche startet eine Wanderausstellung, die die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien in RLP“ in der Region Oppenheim konzipiert hat. Sie zeigt Bilder von Kindern, die mit suchtkranken Eltern aufwachsen und dazu angeregt wurden, einen Baum zu malen. Viele Bilder sind von starken, eindringlichen Farben geprägt. Häufig haben die Kinder außer dem Baum auch ihr Zuhause gemalt und so unbewusst in den Bildern ihre häusliche Situation gespiegelt. Die Ausstellung soll vor allem Fachkräfte stärker auf die Thematik aufmerksam machen und wird in verschiedenen rheinland-pfälzischen Einrichtungen Station machen.
Kinder suchtkranker Eltern haben durchaus Chancen auf eine gesunde Entwicklung, besonders, wenn sie frühzeitig Unterstützung erhalten. In immer mehr Kindergärten und Schulen ist das Personal sensibel für diese Problematik und nimmt wahr, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. „Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn Lehrkräfte, Schulsozialpädagogen, Erzieherinnen und Erzieher fürsorglich auf die betroffenen Kinder eingehen und ihnen Vertrauen schenken, stärken sie deren Selbstbewusstsein und damit ihre Lebenskompetenzen. Sie sorgen dafür, dass sie weniger sucht- und krankheitsgefährdet sind“, erklärte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG.
Von 25 Kindern kommen etwa drei Kinder aus Familien mit Alkoholproblemen. Im Bereich der Alkoholabhängigkeit ist die Anzahl der betroffenen Kinder relativ gut zu erfassen. Bei Medikamentenabhängigkeit, Glücksspielsucht oder Essstörungen gibt es dagegen keine verlässlichen Zahlen. Aufgrund der hohen Dunkelziffer ist daher von einer noch höheren Zahl von Betroffenen auszugehen. Viele dieser Kinder brauchen Unterstützung, um nicht selbst zu erkranken. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder aus suchtbelasteten Familien die größte bekannte Risikogruppe für eine Suchterkrankung im Erwachsenenalter darstellen. Darüber hinaus tragen sie eine Reihe weiterer Gesundheitsrisiken, entwickeln häufig psychosomatische Erkrankungen oder Depressionen.
Das Büro für Suchtprävention der LZG leistet seit mehreren Jahren gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien in Rheinland-Pfalz“ unter dem Motto „Denk an mich“ Präventionsarbeit für diese Kinder. Neben der Wanderausstellung bietet die LZG Fortbildungen für Fachkräfte an. Darin werden praxisnah Handlungsmöglichkeiten für den Umgang mit Kindern aus suchtbelasteten Familien und deren Bezugspersonen vorgestellt sowie Lösungswege für ihre Unterstützung entwickelt. Außerdem initiiert die LZG Gruppenangebote, in denen Kinder und Jugendliche wichtige und entlastende Botschaften wie „Sucht ist eine Krankheit“ oder „Du bist nicht schuld daran“ erfahren. Gemeinsam mit Gleichaltrigen erleben sie hier, dass sie mit ihren häuslichen Problemen nicht alleine sind und Unterstützung finden können.