Das Handwerk verkörpert noch immer hohen Ethos
Die Überreichung der Meisterbriefe an Handwerker der Handwerkskammer Koblenz wurde mit 1.800 Gästen gefeiert. Festrednerin Prof. Dr. Edda Müller, Vorstandsvorsitzende von Transparency International Deutschland, ging auf unethisches Verhalten in der Wirtschaft ein und stellte das Wertesystem des Handwerks heraus.
Region. „621 Meisterbriefe stehen für 621 individuelle Erfolgsgeschichten, zu denen wir herzlich gratulieren!“, begrüßte Kurt Krautscheid, Präsident der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, auch im Namen von Hauptgeschäftsführer Alexander Baden die Jungmeisterinnen und Jungmeister des Meisterjahrgangs 2014 zusammen mit ihren Familienangehörigen und Freunden anlässlich der Großen Meisterfeier in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle. Mehr als 1.800 Gäste waren gekommen, darunter zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus dem In- und Ausland. Überreicht wurden die Meisterbriefe an Handwerker aus 24 Gewerken, darunter 108 Frauen, „was für Vielseitigkeit des Handwerks steht, für Chancen und Selbstverwirklichung“, wie Krautscheid unterstrich. Ein Drittel plant mit dem Meisterbrief die Selbstständigkeit, 10 Prozent führen bereits ihren eigenen Betrieb.
Als Festrednerin fand auch Prof. Dr. Edda Müller, Vorstandsvorsitzende von Transparency International Deutschland e.V., anerkennende Worte für die jüngste Meistergeneration: „Sie haben etwas erreicht – darauf dürfen sie zurecht stolz sein! Denken sie aber auch daran: Mit dem Meisterbrief verbinden sich auch ethische und moralische Werte. Das Handwerk verkörpert noch immer hohen Ethos!“
Die Vorstandsvorsitzende setzte in ihrer Rede die Schwerpunkte in der Auseinandersetzung mit Korruption und unethischem Verhalten als „größte Herausforderung unserer Zeit und als existenziell wichtig für das Überleben demokratischer freiheitlicher Gesellschaften.“ Globale Entwicklungen der Wirtschaft verbinden sich auch mit „Anonymität des Handelns. Die Märkte werden mit Sicht auf Einzelne intransparent und entziehen sich zunehmend einer ethischen Bewertung.“ Müller nannte Ausbeutung oder Gewinnmaximierung einzelner Konzerne auf Kosten vieler Menschen in der Produktion als Folge, was grundsätzlich das Gefühl verstärke, „es gehe nicht gerecht zu.“ An die junge Meistergeneration gewandt rief sie auf, „dieser Entwicklung eigene Werte entgegen zu setzen. Motivieren Sie ihre Mitarbeiter und erreichen sie mit ihnen gemeinsam unternehmerische Ziele. Lassen Sie sich ein in die Herausforderung, Unternehmer zu sein und stellen Sie nicht nur den Erfolg in den Mittelpunkt, sondern auch die Selbstachtung und halten sie an ethischen Werten fest, wenn es mal wirtschaftlich schwieriger wird!“
Müller und Krautscheid gingen auf Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Mitgestaltung ein, die das Handwerk in besonderer Form bietet: Über die Unternehmensführung oder das Ehrenamt können Werte vermittelt und ethisch-moralische Rahmenbedingungen gestaltet werden. Der Meisterbrief spiele dabei eine zentrale Rolle. „Mit ihm verbindet sich die Bereitschaft, besondere Leistungen zu erbringen, an sich zu arbeiten und Verantwortung in Gestaltungsprozessen zu übernehmen“, so Edda Müller, die zusammen mit Kurt Krautscheid und Alexander Baden auf der Bühne die Meisterbriefe an die 24 Besten ihres Handwerks überreichte.
„Mit viel Energie, zeitlichem und finanziellen Aufwand haben Sie sich redlich ihren Titel erarbeitet“, griff Krautscheid den Leistungsgedanken auf, „den Sie nun zurecht und ausführlich feiern dürfen und sollen“. Kritische Töne äußerte Kurt Krautscheid hinsichtlich der „eigentlich von Bund und Ländern schon beschlossenen steuerlichen Förderung für die energetische Gebäudesanierung, die nun völlig überraschend durch einige Bundesländer gekippt wurde. Das ist ein fatales Fehlsignal mit weitreichenden Folgen. Nicht nur die Klimaschutzziele der Bundesregierung rücken so in weite Ferne, auch die Energiewende gerät ins Stocken und es schlägt natürlich auch auf das Handwerk durch!“, mahnte Krautscheid, der aber auch die rheinland-pfälzische Landesregierung, insbesondere das Wirtschaftsministerium, für die Haltung zur energetischen Gebäudesanierung wie auch zum Handwerk lobte.
Die drei besten Prüfungsergebnisse wurden mit Geldprämien im Gesamtwert von 3.000 Euro honoriert, gestiftet durch die Finanzgruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die 24 Besten aller Absolventen erhielten außerdem personalisierte Briefmarken, alle 621 Meister einen Schal mit dem Slogan „Meister 2014“ sowie eine Briefmarke des Handwerks.
Die Meisterfeier, durch die die Moderatoren Gernot und Wolfram Bohnenberger (Reutlingen) auf unterhaltsame und humorvolle Art führten, wurde durch das Yellow Tone Orchestra, die Big Band des Musikgymnasiums Montabaur unter Leitung von Andreas Steffens, musikalisch umrahmt. Mit seinem Bäcker-Rapp sorgte der angehende Bäckermeister Jörg Conrad alias ConJ für Begeisterung unter den 1.800 Gästen: Momentan im Meistervorbereitungskurs der HwK Koblenz, hat der Rapper einen Song darüber geschrieben.
Im Anschluss an die Feier luden HwK und die Signal Iduna alle frischgebackenen Handwerksmeister zum Fotoshooting ein: Durch Fotograf Herbert Piel (Boppard) wurde dieser unvergessene Tag so auch im Bild festgehalten und kann über die Meisterfeier hinaus in der Foto-Galerie der HwK Koblenz (www.hwk-koblenz.de/fotos) nachgeschaut werden, bevor die Handwerkskammer zusammen mit „ihrem“ Meisterjahrgang die Feier mit kulinarischen Genüssen ausklingen ließ.