Verkehrsunfallbilanz der Polizeidirektion Montabaur für 2014
Die Polizeidirektion Montabaur gibt die Verkehrsunfallbilanz des Jahres 2014 für den Bereich des Westerwaldkreises bekannt. Durch die Polizeidirektion Montabaur werden der Westerwaldkreis sowie Teile des Rhein-Lahn-Kreises betreut. Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich ausschließlich auf den Westerwaldkreis, wobei die Zahlen des Vorjahres in Klammern angegeben sind.
Montabaur. Die Gesamtunfallzahlen gingen im vergangenen Jahr im Westerwaldkreis um 138 (-2,27 Prozent) auf 5933 (6071) Verkehrsunfälle zurück. Landesweit waren die Unfallzahlen ebenfalls rückläufig - von 133.226 auf 132.455. Hier also eine erfreuliche Entwicklung.
Bei 678 (689) Verkehrsunfällen ist Personenschaden entstanden.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit getöteten Personen ist leider wieder auf 16 (13) Unfälle angestiegen während die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten auf 148 Verkehrsunfälle (156) gefallen ist.
Ebenso leicht zurückgegangen ist die Anzahl der Unfälle mit leichten Personenschäden auf 514 Verkehrsunfälle (520).
16 (15) Personen wurden durch Verkehrsunfälle getötet, insgesamt 184 (182) Personen erlitten schwere und 729 (766) leichte Verletzungen.
Die Anzahl der Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss ist mit 123 (139) Fällen leicht zurückgegangen, wobei in 11 (10) Fällen Drogeneinfluss und in 118 (133) Alkoholeinfluss vorlag. Die körperliche Beeinträchtigung des Fahrers durch Medikamente oder ähnliches wurde in 5 (3) Fällen festgestellt. Bei Unfällen unter dem Einfluss aller berauschender Mittel wurden keine (1) Person getötet, in 14 (17) Fällen wurden Personen schwer und in 27 (30) Fällen leicht verletzt. Gerade in dieser Unfallursache werden vor allem die jungen Fahrer durch zahlreiche Präventionsveranstaltungen in Schulen und Verbänden aber auch bei Kontrollmaßnahmen für die Gefahren von Rausch- und Arzneimittel und „Legal Highs“ sensibilisiert.
Die Anzahl der Fälle, bei denen sich Verkehrsteilnehmer unerlaubt von der Unfallstelle entfernten, blieb im vergangenen Jahr mit 1026 Fällen annähernd gleich (1025 in 2013).
Die Aufklärungsquote ging leicht zurück: bei 415 (424) aufgeklärten Fällen auf 40,45 Prozent (von 41,40 Prozent).
Durch gründliche Spurensuche und oft intensive Ermittlungen gelingt es vielfach den flüchtigen Unfallverursacher zu ermitteln. Die Hinweise von Unfallzeugen sind dabei besonders hoch einzuschätzen. Fehlen jedoch verwertbare Spuren (zum Beispiel bei einem Parkplatzrempler) oder Hinweise von Zeugen, bleiben die Täter oft unerkannt. Hier ergeht der klare Appell, nach einem verursachten Verkehrsunfall stehen zu bleiben, bis die Personalien und die Art der Beteiligung festgestellt sind.
Seit Jahren liegt die Zahl der Wildunfälle auf einem sehr hohen Niveau. So ereignen sich jährlich circa 25 Prozent aller polizeilich registrierten Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung. Im vergangenen Jahr waren es 1608 (1637) Unfälle von den insgesamt 5933. Dabei entsteht ein erheblicher volkswirtschaftlicher Schaden. Daher wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Wild von der Fahrbahn fernzuhalten (Wildschutzzäune, Wildwarnreflektoren, Duftzäune, Äsungsfelder). Die Polizei liefert ihre statistischen Zahlen an die Straßenverkehrsbehörde, an die Jägerschaft und im gemeinsamen Austausch werden verschiedene Strecken und Maßnahmen besprochen. Dieser Rückgang um 29 Unfälle könnte ein erster Erfolg dieser gemeinsamen Präventionsmaßnahmen sein.
Nachfolgend beleuchten wir die Unfallzahlen unter der Beteiligung von ausgewählten Personengruppen. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass „Beteiligung“ nicht mit „Verursachung“ gleichzusetzen ist.
Zu Verkehrsunfällen mit Kinderbeteiligung werden Verkehrsunfälle gezählt, bei denen Kinder bis einschließlich 14 Jahre durch aktives Handeln an Verkehrsunfällen beteiligt sind oder aber als Mitfahrer bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet wurden. An 51 (51) Unfällen waren Kinder beteiligt oder wurden als Mitfahrer verletzt. Hierbei erlitten 14 (15) Kinder schwere und 31 (33) leichte Verletzungen. Ein Kind wurde bei einem tragischen Verkehrsunfall in Wölferlingen tödlich verletzt. Auf dem Schulweg ereigneten sich 4 (2) Verkehrsunfälle.
Bei der Betrachtung der Verkehrsbeteiligung der verletzten Kinder - 14 (12) als Fußgänger, 12 (11) als Radfahrer und 23 (26) als Mitfahrer in Fahrzeugen - zeigt sich, wie wichtig die engagierte Arbeit der polizeilichen Verkehrssicherheitsberater in Zusammenarbeit mit Lehrern, Eltern und anderen Institutionen, insbesondere Schulen und Kindergärten ist.
Leider wurde, im vergangenen Jahr wie auch in den Jahren davor, bei verstärkten Kontrollen im Bereich der Schulen immer noch festgestellt, dass manche Eltern die Sicherung ihrer Kinder in Fahrzeugen vernachlässigten. Verhängte Verwarnungsgelder und Anzeigen scheinen bislang nicht das erforderliche Umdenken bewirkt zu haben. Hier werden weiterhin anlassbezogen (Schulanfang, Landeskontrolltage) entsprechende Kontrollmaßnahmen durchgeführt werden.
Auch wenn die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lediglich circa 8 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, so tritt sie doch seit Jahren überproportional und mit einer erschreckenden „Effizienz“ in der Unfallstatistik auf.
Junge Fahrer waren 2014 an 1375 (1363) Unfällen = 23,17 Prozent (22,45 Prozent) der Verkehrsunfälle im Westerwaldkreis beteiligt.
219 (235) der bei Verkehrsunfällen im Westerwaldkreis verletzten Personen waren zwischen 18 und 24 Jahren alt. 42 (39) junge Fahrer erlitten schwere, 177 (196) leichte Verletzungen. Sieben junge Fahrer verloren ihr Leben (2013=4; 2012=3; 2011=4).
Positiven Einfluss soll das regionale Präventionsprogramm (Projekt 25), welches durch die Polizei im Westerwaldkreis im Jahre 2009 entwickelt und permanent weiterentwickelt und gelebt wird, haben. Dieses Projekt wird auch durch das Ministerium des Innern und für Sport unterstützt sowie durch privates Engagement gefördert. Es werden Informationsveranstaltungen in den Schulen sowie Videoclips in Kinos durchgeführt, um dieser erschreckenden Bilanz entgegen zu wirken. In diesem Zusammenhang setzt die Polizei auf zahlreiche Präventionsprojekte auch mit anderen Kooperationspartnern, die in der Bevölkerung auf eine positive Resonanz stoßen.
Da gerade bei diesen Verkehrsunfällen überhöhte Geschwindigkeit immer wieder ursächlich war, wurden diesbezügliche Überwachungsmaßnahmen deutlich intensiviert, auch auf dem Weg von beziehungsweise zur Schule.
Im vergangenen Jahr ereigneten sich 129 (116) Verkehrsunfälle mit Personenschaden unter der Beteiligung von motorisierten Zweiradfahrern. Hierbei wurden 38 (45) Personen schwer und 85 (70) leicht verletzt. 6 (1) Zweiradfahrer verloren ihr Leben. Bei der Auswertung der Zweiradunfälle ergeben sich keine Unfallhäufungsstellen. Jedoch ereigneten sich im vergangenen Jahr im Bereich der Polizeidirektion Montabaur 8 Verkehrsunfälle, bei denen Zweiradfahrer tödlich verletzt wurden – davon 2 aus der Gruppe der jungen Fahrer. Trotz der mit großem Engagement der Polizeibeamten verstärkten Zweiradkontrollen. Diese kontrollierten innerhalb der eigenen Inspektionsbereiche aber auch dienststellenübergreifend und in Absprache mit den hessischen Kollegen. So wurden während der gesamten Sommermonate Kontrollen am Rhein, im Lahn-, Saynbach- und Gelbachtal durchgeführt. Neben zahlreichen Aufklärungsgesprächen mussten dabei viele Anzeigen gefertigt oder Verwarnungen ausgesprochen werden. In einzelnen Fällen wurden Anbauteile (Auspuffanlagen) sichergestellt und zum Teil musste die Weiterfahrt untersagt werden, bis die entsprechenden Papiere vorgelegt wurden.
Festzustellen ist eine größere Zunahme bei den motorisierten Zweirädern mit amtlichem Kennzeichen. Hier ist insbesondere die Anzahl der Allein-Verkehrsunfälle gestiegen. Hauptaltersgruppe bei Zweiradunfällen ist die der über 45-Jährigen, die oft als Wiedereinsteiger leistungsstarke Maschinen fahren. Die Teilnahme an einem Fahr- und Sicherheitstraining wird hier empfohlen. Fehlerhafte Überholmanöver und persönliche Fehleinschätzungen / Überforderungen sind die festzustellenden Hauptursachen.
Die Polizei wird daher insbesondere zu Beginn der Motorradsaison und in den Sommermonaten erneut Sonderkontrollen zum Thema Zweirad, insbesondere im beliebten Gelbachtal, durchführen. Dort findet im Bereich der Bruchhäuser Mühle am Sonntag, 21. Juni ein Motorradpräventionstag statt.
Im vergangenen Jahr war die Gruppe der Senioren (über 65 Jahre) unter den Kraftfahrern an 847 (801) Verkehrsunfällen beteiligt. Hierbei wurden 7 (6) Personen getötet, 30 (29) erlitten schwere und 87 (82) leichte Verletzungen. Diese Altersgruppe verursacht relativ häufig die schweren Verkehrsunfälle. Oft tritt wohl ein körperlicher Mangel (Herz-Kreislaufschwäche) auf, wobei der Fahrer die Verkehrssituation dann nicht mehr beherrschen kann. Die demografische Entwicklung und die zunehmende Mobilität der älteren Verkehrsteilnehmer werden sich auch in Zukunft immer deutlicher in der Statistik niederschlagen. Daher hat die Polizei ihre Verkehrssicherheitsarbeit bereits darauf eingerichtet und wird dies in Zukunft noch intensiver tun müssen. Generell rät die Polizei mit gesundheitlichen Problemen sehr kritisch umzugehen und Fahrzeuge stehen zu lassen oder auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.
So wie „Junge Fahrer“ es noch nicht können, können „Senioren“ es irgendwann nicht mehr!
Fazit / Ausblick
Es ist festzustellen, dass der Westerwaldkreis –mit seinen vielen geraden Straßenabschnitten- immer wieder zum schnellen Fahren und manchmal zu riskanten Überholmanövern „(ver-) führt“.
Bei der Auswertung aller tödlichen Verkehrsunfälle ergeben sich keine Unfallhäufungspunkte im Westerwaldkreis. Diese Unfälle hatten alle individuelle Fahrfehler als Ursache. Die Polizeidirektion Montabaur wird weiterhin alles daran setzen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich jedoch ständig vor Augen halten, dass er diese nicht nur von anderen einfordern kann, sondern vor allem selbst durch angemessene Fahrweise und gegenseitige Rücksichtnahme seinen Anteil dazu leisten muss, gegebenenfalls. auch durch Stehenlassen des Fahrzeuges bei Unwohlsein und anderen berauschenden Einflüssen.
Neben schwerpunktmäßigen Kontrollen insbesondere auch auf Schulwegen wird die Polizei weiterhin durch andere Aktionen wie Verkehrserziehung in den Schulen, Verkehrssicherheitstage, intensive Öffentlichkeitsarbeit in den Medien, Weiterbildungsangebote für langjährige Führerscheininhaber und anderes mehr versuchen, das Verhalten der Verkehrsteilnehmer zusammen mit anderen Behörden und zum Beispiel Fahrschulen positiv zu beeinflussen. Hier werden insbesondere der Führerscheinstelle der Kreisverwaltung Mitteilungen über ungeeignet erscheinende Verkehrsteilnehmer, insbesondere Betäubungsmittel-Konsumenten, die eine „tickende Zeitbombe“ darstellen, gemacht. Dies können aber auch Gewalt- und Widerstandsdelikte gegen die Polizei sein, aufgrund derer der Führerschein entzogen werden sollte, weil sie die Spielregeln eines geordneten Zusammenlebens missachten. Auch bei altersbedingten Zweifeln, die oft bei einer Unfallaufnahme festgestellt werden, erfolgen Informationsweitergaben.
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