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Nachricht vom 22.03.2015    

Kehr will gesellschaftliche Fragen in den Fokus rücken

Frühjahrssynode des Dekanats Selters: Neuer Stelleninhaber wird in Nordhofen eingeführt. Name für Großdekanat vorgeschlagen: „Evangelisches Dekanat Westerwald“. Solider Haushalt und erhöhtes Kollektenaufkommen trotz Kirchenaustritten.

NeuerInhaber der Stelle für Gesellschaftliche Verantwortung, Wilfried Kehr (Mitte) sowie Dekan Wolfgang Weik (rechts) und Präses Michael H. Müller. Fotos: privat.

Westerwaldkreis. Wilfried Kehr ist der Inhaber der neuen Fachstelle für „Gesellschaftliche Verantwortung“ im Evangelischen Dekanat Selters. Er kümmert sich mit einem Umfang von zehn Wochenstunden um Themen wie Armut, Flüchtlingshilfe, ökologische Verantwortung oder ethisches Handeln. An Kehrs hauptamtlicher Tätigkeit als Leiter des Diakonischen Werks ändert sich durch seine neu hinzugekommene Tätigkeit unterdessen nichts – ganz im Gegenteil: „Für mich haben diese Bereiche eine große inhaltliche Schnittmenge“, unterstreicht er. Während der Frühjahrssynode des Dekanats in Nordhofen ist Kehr nun in sein (Neben-)Amt eingeführt worden.

Als Beauftragter für Gesellschaftliche Verantwortung unterstützt er die Gemeinden künftig darin, sich verstärkt gesellschaftsrelevanten Themen zu stellen. „Kirche bewegt sich nicht außerhalb der Welt, sondern sie ist mittendrin. Deshalb darf sie sich nicht in ihr frommes Schneckenhaus zurückziehen, sondern muss Verantwortung in Bereichen wie Ökologie, Arbeitswelt oder soziale Gerechtigkeit übernehmen“, sagte Kehr am Rande der Synode. „Und das gelingt nur, indem wir als Christen das Bewusstsein für Probleme schärfen und sie gemeinsam mit Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft anpacken.“

Gesellschaftliche Veränderungen beschäftigen die Dekanatssynode während ihrer Sitzung auch noch in einem anderen Bereich: Die Gemeindegliederzahlen sind in den vergangenen beiden Jahren deutlich gesunken. Während der Rückgang zwischen 2013 (26.234 Mitglieder) und 2014 (26.115 Mitglieder) noch recht moderat ausfiel, liegt die Zahl im Frühjahr 2015 bei 25.085 Mitgliedern. Ein Minus, für das es mehrere Gründe gibt, erklärt Dekan Weik: „Es liegt nicht nur alleine an Austritten, die zum Teil durch die Kapitalertragssteuer und den Glaubwürdigkeitsverlust der großen Kirchen zu erklären sind. Es hängt auch mit dem demografischen Wandel zusammen.“ Weik ermutigt die Synodalen, sich davon indes nicht ablenken zu lassen. „Wir werden als Kirche gebraucht; wir müssen unsere Strukturen in Frage stellen und Dinge verändern, aber nicht die Nähe zu unserem Auftrag und zu den Menschen verlieren. Christus ist und bleibt unsere Grundlage.“



Das Kollektenaufkommen ist trotz des Mitgliederrückgangs unterdessen deutlich gewachsen – und zwar um mehr als 12.000 Euro auf insgesamt 132.538. Euro. 2013 wanderten rund 120.000 Euro in die Kollektenkörbchen.

Dass Kirche und Diakonische Arbeit nach wie vor große gesellschaftliche Relevanz haben, zeigte sich auch während des Vortrags über die „Westerwaldkreises Tafel“, die deren Koordinatorin Petra Strunk vorstellte. Sie hob das große Engagement der vielen Tafel-Helferinnen und Helfer hervor und warb dafür, dass nicht nur Einzelpersonen, sondern auch die Kirchengemeinden die Arbeit der Einrichtung unterstützen und sich über sie informieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Synode war der anstehende Zusammenschluss beider Dekanate: Präses Michael H. Müller informierte seine Zuhörerinnen und Zuhörer über den Stand der Planungen und teilte ihnen außerdem den möglichen Namen des künftigen Großdekanats mit. In ihrer Herbstsitzung sollen die Synodalen dann festlegen, ob es „Evangelisches Dekanat Westerwald“ heißen soll oder doch einen anderen Namen bekommt.

Schließlich diskutierten die Synodalen den Haushaltsplan für 2015 – ein Etat, der nach wie vor auf einem guten finanziellen Fundament steht. Sein Gesamtvolumen liegt mit 781.400 Euro rund 55.000 Euro höher als der Ansatz 2014. Gründe für diese Differenz sind unter anderem Mehrausgaben bei den Personalkosten, den Kirchenmusikkonzerten oder für die Stelle „Gesellschaftliche Verantwortung“. Den Löwenanteil der Einnahmen bilden nach wie vor die Steuerzuweisungen in Höhe von rund 580.000 Euro. Hinzu kommen beispielsweise Zuschüssen von Dritten (rund 35.000 Euro) oder Kollekten beziehungsweise Spenden in Höhe von 13.500 Euro. Zudem verfügt das Dekanat Ende 2015 über Rücklagen von rund 218.000 Euro. Alles in allem also ein solides Zahlenwerk, das die Mitglieder ohne Gegenstimme auf den Weg brachten. (bon)



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