SPD: Ärzteversorgung ist auch Kreisaufgabe
„Wir müssen im Westerwaldkreis die Problematik der medizinischen Versorgung als gemeinsame Aufgabe aller handelnden Kräfte annehmen“. Das ist für Dr. Tanja Machalet MdL, Fraktionsvorsitzende im Kreistag, wesentliches Ergebnis des Westerwälder Dialogs der SPD-Kreistagsfraktion zur Situation der Ärzteversorgung auf dem Land.
Westerburg. „Es ist gut, dass einige Verbandsgemeinden die Initiative ergriffen haben. Das Engagement muss aber auf der Ebene des Kreises zusammen geführt werden, denn Probleme bei der Nachbesetzung von Arztpraxen zeichnen sich im gesamten Kreisgebiet ab", betonte sie. Zuvor hatte Machalet darauf hingewiesen, dass aufgrund der Altersstruktur der Ärzteschaft in den nächsten fünf Jahren jede zweite Hausarztpraxis im Westerwaldkreis zur Nachbesetzung anstehe.
In seinem Eingangsstatement wies der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium, David Langner, auf die Initiativen des Landes hin, um dem absehbaren Ärztemangel im ländlichen Raum entgegen zu wirken. Dazu gehört die Einrichtung eines Lehrstuhls an der Universität Mainz, der den Medizin-Studentinnen und –Studenten die Perspektiven und Möglichkeiten der Hausarzttätigkeit nahe bringen soll. Der Hausarzt muss zudem in seinen täglichen Aufgaben entlastet werden. Hier setzt VERAH (Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis) an, ein Programm, das Mitarbeiterinnen von niedergelassenen Allgemeinmedizinern oder Medizinerinnen nach einer erfolgreicher Fortbildungsteilnahme dazu qualifiziert, in Absprache mit der Praxisleitung zum Beispiel Hausbesuche zu übernehmen.
Überhaupt muss nach Ansicht von Langner verstärkt über kooperative Formen der medizinischen Versorgung nachgedacht werden. Medizinische Versorgungszentren, in denen mehrere Ärzte sich die Aufgaben teilen, übernehmen dabei eine wichtige Funktion. Vier solcher MVZ gibt es bereits im Westerwaldkreis. Da diese dort, wo sich kein privater Investor findet, ab Mitte des Jahres auch in Trägerschaft einer Kommune eingerichtet werden können, begrüßt Langner die entsprechende Initiative der Verbandsgemeinden Westerburg und Rennerod. Die beiden Verbandsgemeinden werden außerdem im Rahmen einer Zukunftswerkstatt vom Ministerium bei der Sicherung der ärztlichen Versorgung unterstützt.
Martin Schneider, Leiter der Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen für Rheinland-Pfalz und das Saarland, fordert, das System der medizinischen Versorgung in erster Linie Bürger- und Patienten-orientiert auszurichten. Dabei müssen auch Handlungsanleitungen aus der Tatsache entwickelt werden, dass den drohenden Versorgungsengpässen auf dem Land in der Betrachtung die Überversorgung in städtischen Räumen gegenüber gestellt wird, so Schneider.
Eine Anregung eines Arztes aus dem Publikum griff der SPD-Kreisvorsitzende, Hendrik Hering MdL, auf: „Die Lebensqualität im ländlichen Raum muss zu einem gewichtigen Argument bei der Karriereentscheidung von jungen Medizinerinnen und Medizinern werden.“ Dazu gehört auch, für die jeweilige Lebenspartnerin oder –partner einen guten Arbeitsplatz in der Region anzubieten. Für Hering eröffnet sich hier ein Betätigungsfeld für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises.
Alle Podiumsteilnehmer waren sich darin einig, dass die bürokratischen Anforderungen an die Ärzteschaft deutlich zurückgehen müssen, um die Entscheidung zu erleichtern, eine Praxis aufzumachen oder zu übernehmen. Dabei ist nicht nur die Politik gefordert, sondern auch die Kassenärztliche Vereinigung als Selbstverwaltungsorgan der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte.
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