„Kriegsschauplatz Windkraft“ dafür oder dagegen?
Saubere Luft und regenerative Energie müssen keine Hemmschuhe für die positive Entwicklung der Region des einzigen Kurortes im Westerwald sein. Unversöhnliche Positionen von Windkraftbefürwortern und Gegnern erschweren jedoch konzeptionelle Planungen für die Zukunft.
Bad Marienberg. Nach wie vor stehen sich zwei Gruppen gegenüber, wenn das Thema „Regenerative Energie durch Windkraft“ behandelt wird. Alle wollen weg vom Atomstrom oder anderen umweltschädlichen Stromherstellungsmethoden, aber niemand möchte ein Windrad vor der eigenen Haustüre haben. Deshalb streiten sich Befürworter und Gegner ohne Pause und erschweren dadurch eine sachliche sinnvolle Planung. Was sich daraus entwickelt, konnte man in der Verbandsgemeinde Bad Marienberg erneut erleben. Am Ende heftiger Debatten kam es dann im Verbandsgemeinde-Rat zur Abstimmung: „Es bleibt alles wie gehabt und der Plan von 2003 behält Gültigkeit“. Die CDU-Wünsche nach Änderung bekamen keine Mehrheit, weil sie das gesamte Gebiet der Verbandsgemeinde blockiert und neue Windkraftanlagen unmöglich gemacht hätten.
Der im Jahr 2003 vom Verbandsgemeinderat Bad Marienberg beschlossene „Nutzungsplan Windkraft“ fand damals die ausdrückliche Zustimmung der betroffenen Gemeinden von Unnau, Langenbach, Kirburg, Neunkhausen und Mörlen. Natürlich hat sich im Laufe der Zeit die Einstellung der Bürger gegenüber den Windkraftstandorten geändert. Auch im künftigen Genehmigungsverfahren werden andere Maßstäbe angelegt. Aber zunächst einmal muss für die Verwaltungsebene ein solides Konzept vorliegen, damit eine Fortschreibung der Pläne aus 2003 erfolgen kann.
Die CDU im VG-Rat stellte einen entsprechenden Antrag bei dem für neue Anlagen eine zwei-Kilometer-Grenze vom Ortsrand gefordert, auf Standorte im Wald verzichtet und die Marienberger Höhe ausgeklammert werden sollten. Wäre der Rat diesem Begehren in dieser Form gefolgt, hätte das ein „Aus“ für jede Art von neuen Windkraftanlagen im gesamten Bereich der Verbandsgemeinde Bad Marienberg zur Folge gehabt. „Damit wäre keine Fortschreibung des ,Nutzungsplanes Windkraft´ möglich“, klärte Bürgermeister Jürgen Schmidt auf. Die CDU-Fraktion bestand auf einer Abstimmung, bei der sechs Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen nicht ausreichten um einen geforderten neuen Plan zu beschließen. SPD und Grüne waren mehrheitlich dagegen. Somit behält der alte Plan von 2003 seine Gültigkeit, der aus heutiger Sicht ökologisch nicht mehr anwendbar ist und von Fall zu Fall jeweils neu entschieden werden muss.
Die Stadt Marienberg wehrte sich zwar auch gegen Windkraftanlagen im Bereich des Kurortes und forderte den Schutz der „Marienberger Höhe“. Ebenso unantastbar sollten das Gebiet des Wildparks sowie der „Große und Kleine Wolfstein“ bleiben. Für Stimmung in der Öffentlichkeit sorgten im Vorfeld die Gegner mit Plakaten und flotten Sprüchen. Mario Buchner, selbst in Zinhain geboren und mittlerweile in Bayern lebend, erzeugte als Sprecher der Kritiker spürbaren Gegenwind. Doch ohne konstruktive Alternativen aufzuzeigen, bewirkten diese Parolen zum Schluss kaum etwas. Repa
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Aus Fehlern der Vergangenheit lernen
Zugegeben: in der ersten Phase der Errichtung von Windkraftanlagen sind nachweislich erhebliche Fehler gemacht worden. Über die Köpfe der betroffenen Bürger hinweg sind von Planern und Genehmigungsbehörden Windparks in der Nähe der Gemeinden Hof, Kirburg und der übrigen Landschaft entstanden und geduldet worden, die noch heute als störend empfunden werden. Aber in der Euphorie „weg vom Atomstrom“ hätte man die Zumutbarkeit für die Bürger der Anrainergemeinden nicht außer acht lassen dürfen. Windgeräusche, Disco-Effekte und die unmittelbare Nähe zu Wohngebieten sind noch heute ärgerliche Nebenerscheinungen.
Aufgrund dieser negativen Tatsachen beruhen mittlerweile auch die nicht überhörbaren Argumente gegen den Wildwuchs und die „Verspargelung“ der Landschaft. Man muss aus der Erfahrung lernen und künftig Fehlerquellen ausschließen. Aber mit persönlichen Attacken und Diskriminierung einzelner verantwortlicher Personen bekommt man das nicht in den Griff. AfD-Parolen aus dem Internet sind ebenso wenig geeignet wie Drohungen Vorzeigehotels zu Altenheimen umfunktionieren zu wollen.
Was gefragt ist, sind vernünftige Konzepte, die zukunftsfähig sind. Miteinander statt gegeneinander – auch in dieser Frage. Vor allen Dingen müssen künftige Windkraftanlagen – auch im Bereich der Verbandsgemeinde Bad Marienberg – möglich bleiben. Es gibt geeignete Flächen rund um Bad Marienberg, bei denen kein Wald gerodet, kein Hotel gestört und keine Bürger benachteiligt werden. Es bleibt Aufgabe der Verwaltungen diese Flächen zu suchen und zu finden. Man kann sich auch keinen politischen Parolen aus Bayern anschließen, die sich gegen Überlandleitungen wehren und den Strom lieber aus der Steckdose nutzen wollen.
Windräder am Rand der Bölsberger Viehweide in Richtung Eisenkaute beispielsweise sind ohne Waldverlust weniger störend als das damals geplante Kohlekraftwerk zwischen Neunkhausen und Weitefeld. Daran sollten die Kritiker auch denken, wenn sie „einfach gegen alles“ argumentieren und ihre Stimme erheben. Reinhard Panthel
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