Typisch Mann, typisch Frau
Rollenbild prägt noch immer das Berufsleben. Auswertung der Arbeitsagentur zeigt: Teilzeitjobs sind weibliche Domäne – Rat an Jugendliche: Die Vielfalt der Ausbildungsberufe erkunden.
Montabaur. Mädchen haben bessere Zeugnisse und Schulabschlüsse. Männer arbeiten überwiegend in Vollzeit, während Teilzeitstellen vor allem von Frauen besetzt sind. Mädels wollen bevorzugt Verkäuferin oder Friseurin werden, Jungs Kraftfahrzeug-Mechatroniker oder Metallbauer. Was nach Klischee klingt, ist Realität. Leider. „Männer und Frauen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt“ heißt ein Flyer, den die Agentur für Arbeit Montabaur alljährlich herausgibt und der jetzt für 2014 vorliegt. Einmal mehr wird dokumentiert, dass vieles im Berufsleben noch immer geschlechts- und rollenspezifisch ist.
Am Start haben Mädchen die Nase vorn. Bei der Arbeitsagentur Montabaur meldeten sich im Ausbildungsjahr 2013/2014, das heißt von Oktober 2013 bis September 2014 insgesamt 2.612 junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchten, davon waren 1.126 Mädels und 1.486 Jungs. 35 Prozent der jungen Frauen haben einen Hauptschulabschluss, 43 Prozent die Mittlere Reife und 20 Prozent die (Fach)Hochschulreife; die jungen Männer schneiden mit 46 Prozent, 34 Prozent und 17 Prozent deutlich schlechter ab.
In Deutschland gibt es etwa 330 Ausbildungsberufe. „Junge Leute, die ins Berufsleben einsteigen wollen, haben eine riesige Auswahl“, sagt Dorothea Samson, bei der Montabaurer Agentur Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Aber die Statistik zeigt Jahr für Jahr, dass die meisten Jugendlichen sich auf wenige, altbekannte Tätigkeiten konzentrieren. Dieses Verhalten ist bei den Mädchen besonders ausgeprägt; die Hälfte hat fünf Berufe im Visier, die die „Hitliste“ anführen. Darunter sind die Verkäuferin, die medizinische Fachangestellte und die Friseurin. Die Jungen sind zu knapp einem Drittel auf sechs Berufe fixiert, unter anderem den Kfz-Mechatroniker, den Fachlageristen und den Metallbauer. Samson: „Dabei gibt es viele spannende Tätigkeiten mit guten Verdienst- und Karrierechancen. Und die Aussichten für Schulabgänger sind dank der guten Konjunktur und angesichts der demografischen Entwicklung so günstig wie lange nicht mehr!“ Es lohnt also, sich gründlich zu informieren und möglichst viele Alternativen zu checken.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk ist zwischen 2006 und 2014 kontinuierlich gestiegen: von 82.187 auf 93.463 Personen. Das stärkste Wachstum ist seit 2010 zu verbuchen. Von diesem Zuwachs profitieren die Frauen zu mehr als 50 Prozent, allerdings vor allem über Teilzeitjobs. Diese sind und bleiben eine Frauendomäne.
Zwar arbeiten immer mehr Männer und Frauen mit reduziertem Stundenkontingent. Im Jahr 2014 waren dies insgesamt 23.882 Personen. Aber nur 3.232 von ihnen sind männlich – das entspricht knapp 14 Prozent. Aus anderer Perspektive betrachtet: Etwa 50 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen haben einen Teilzeitjob; bei den Männern sind es etwas mehr als 6 Prozent.
Ausgeprägte Unterschiede gibt es auch bei der geringfügigen Beschäftigung. Hier wurden 2014 exakt 35.296 Personen gezählt. Fast zwei Drittel dieser Mini-Jobber, die bis zu 460 Euro im Monat verdienen, sind weiblich. Die große Mehrheit (73 Prozent) arbeitet ausschließlich auf dieser Basis; bei den Männern sind es 40 Prozent. Auffallend ist aber auch, dass die Minijobs als Nebenverdienst für beide Geschlechter wichtiger beziehungsweise interessanter geworden sind; sie haben gegenüber 2006 um etwa 50 Prozent zugenommen.
Was mit der Berufswahl beginnt, spiegelt sich im späteren Arbeitsleben. Es gibt „geschlechtstypische“ Schwerpunkte. Knapp die Hälfte der Frauen ist im Gesundheits- Sozialwesen, im Handel und im Sozial- und Erziehungswesen beschäftigt. Eine große Rolle spielt auch das verarbeitende Gewerbe – allerdings weit weniger als bei den Männern, die zu 45 Prozent in dieser Branche arbeiten. In großem Abstand und mit abnehmender Tendenz folgen das Baugewerbe und der Handel (inklusive Kfz-Reparatur).
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