Metall und Kunststoff wachsen zusammen
High-Tech in Theorie und Praxis war angesagt beim „BVMW Meeting Mittelstand“, zu dem der heimische Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Rainer Jung, zu seiner Juniveranstaltung in das "automotive center Südwestfalen"(acs) nach Attendorn eingeladen hatte.
Region. „Metall und Kunststoff – zwei Werkstoffe wachsen zusammen“, so lautete das Thema, der Juni-Veranstaltung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft. Der acs-Geschäftsführer Karsten Westerhoff begrüßte die Mittelständler des Verbandes aus Südwestfalen und den angrenzenden Kreisen Altenkirchen, Westerwald und Lahn-Dill in der Ideenschmiede und erklärte die vielfältigen Möglichkeiten von Dienstleistungen seines Hauses, wenn es um neue Technologien, Konstruktion, Werkstoffe, Tests, Simulation sowie Messung von und an Zulieferteilen (nicht nur) für die heimische KFZ-Zulieferindustrie geht.
Zum Thema kamen gleich drei Referenten zum Zuge. Zunächst Prof. Dr. rer. nat. habil. Xin Jiang vom Institut für Werkstofftechnik, Lehrstuhl für Oberflächen- und Werkstofftechnologie der Universität Siegen. Er erklärte neben den theoretischen Grundlagen Beispiele von extrem verschleißbeständigen und harten Beschichtungen an Werkzeugen (Wendeplatten) und Maschinenteilen. Idealer Weise wird dies oft nicht nur mit reinen Diamant-Beschichtungen, sondern mit Mehrfachbeschichtungen erreicht. Ziel der Forschung ist es, Härte und Zähigkeit von Oberflächen zu steigern. Erreicht wird in der Praxis, dass die Lebensdauer der Materialien um mehr als das zehnfache gesteigert wird.
Michael Weiss von der GTV Verschleißschutz GmbH, Luckenbach, erläuterte die thermischen Spritzverfahren zum Auftragen von Verschleißschutz auf Werkstücke in modernen Produktionsprozessen, wie sie auch im automotiven Bereich eingesetzt werden. Angewendet werden die thermisch aufgespritzten Schichten für den Verschleiß- und Korrosionsschutz, als Wärmedämmschichten, zu elektrischen Isolation, zur Biokompatibilität, als Hartchromersatz und für Reparaturzwecke (Bauteilrettung). Als Energiequellen dienen Flammen, Lichtbögen und Plasmen. Neben der Automobilindustrie werden von vielen Branchen die Anforderungen an entsprechenden Schutz gestellt: Turbinen, Anlagen, Elektro und Energie, Ölindustrie und Offshore, Chemie und Medizintechnik, Luft- und
Schifffahrt, in der Stahl- und Glasindustrie. Sogar in der Lebensmittel-, Textil-, Druck- und Kunststoffindustrie werden Oberflächen entsprechend behandelt. Weiss bot sich als Partner bei thermischen Spritzprozessen an: „Technische Lösungen für thermische Spritzprozesse, wenn nötig bin zur kundenspezifischen Produktionsbegleitung – sehen wir als unsere Spezialität“.
Als dritter Referent berichtete der Entwicklungsingenieur beim automotive center Südwestfalen, Patrick Giurgiu über die praktischen Erfahrungen mit der „Multimaterial-Bauweise“ von Serien-Bauteilen in der KFZ-Industrie. Dabei gehe es darum, sich die unterschiedlichen Eigenschaften der (leichteren) Materialien zu Nutze zu machen, um so den Kraftstoffverbrauch und damit die Co2- Emissionen und die Energiekosten zu reduzieren. So könne zum Beispiel bei Austausch von Stahl-Teilen durch Kunststoffteile deren Gewicht oft halbiert werden. Als Nebeneffekte erreiche man zudem oft verbesserte Dämpfungseigenschaften, optimiertes Crashverhalten, besseren Korrosionsschutz. Als Kombination der Zukunft bezeichnete Giurgiu die Zusammenverwendung von Carbon, Aluminium und hochfesten Stählen – jedes Material an „seiner“ Stelle. „Das acs“, so der Ingenieur „bietet sich neben der Entwicklung hybrider Bauteile auch als Partner für Einstiegsprojekte in die multimateriale Bauweise an.“
Die Mittelständler lernten bei einem Rundgang durch das "acs" deren Forschungs-, Entwicklungs- und Servicemöglichkeiten intensiv kennen. Beim anschließenden Imbiss ergaben sich viele Gespräche über das Thema und Geschäftskontakte der Unternehmer untereinander.