Allein, aber nicht allein gelassen
Alleinerziehende, zumeist Frauen, haben mit vielfältigen Problemlagen zu kämpfen. Sie und mit ihnen ihre Kinder sind deutlich stärker von Armut bedroht als andere Personengruppen. Im Westerwald leben derzeit fast 900 Alleinerziehende von Sozialleistungen.
Wirges. Die Arbeitssuche gestaltet sich aus vielerlei Gründen sehr schwierig. Hinzu kommt, dass sie sich häufig überfordert fühlen, weil sie weitestgehend auf sich alleine gestellt sind.
Auf Anregung der Landtagsabgeordneten Dr. Tanja Machalet haben sich nun Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen Institutionen, die tagtäglich mit den Problemlagen von Alleinerziehenden konfrontiert sind – darunter Arbeitsagentur und Jobcenter, Caritas, Frauennotruf, Kath. Familienbildungsstätte Westerwald/Rhein-Lahn und die Gleichstellungsbeauftragte des Westerwaldkreises -, getroffen, um die Lebenssituation von Alleinerziehenden im Westerwald stärker ins Bewusstsein zu rücken und für eine bessere Unterstützung zu werben.
Bei dem Gespräch ging es zunächst um die Arbeitsmarktsituation. Seitens der Vertreterin des Jobcenters und dem Vertreter der Arbeitsagentur wurde berichtet, dass zwar im Einzelhandel und im Bereich der Pflege Arbeitsmöglichkeiten vorhanden seien, insbesondere die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder bei Schicht- und Wochenenddienst sowie zu Rand- und Ferienzeiten jedoch ein großes Vermittlungshemmnis darstellten. Häufig fehle auch die Mobilität, um zur Arbeitsstelle gelangen zu können. Die Eröffnung des Factory Outlet Montabaur im Spätsommer biete zwar künftig auch Alleinerziehenden aus dem Raum Montabaur eine Beschäftigungsmöglichkeit, in den nördlichen Westerwald strahle dies jedoch kaum aus.
Intensiv wurde auch über die Wohnsituation diskutiert. Problematisch sei, dass es bezahlbaren Wohnraum häufig nur dort gebe, wo keine freien Stellen und nur schlechtere Versorgungsstrukturen vorhanden seien, dort, wo eine gute Infrastruktur verfügbar sei, seien die Mietkosten kaum mit den gezahlten Sozialleistungen beziehungsweise dem Einkommen aus einem Teilzeitjob zu finanzieren. Außerdem hätten viele Vermieter Vorbehalte gegenüber Alleinerziehenden. Von besonderer Bedeutung sei es, Unterstützungsangebote für den ganz konkreten Alltag zu organisieren. Dies werde immer wieder in Gesprächen mit Alleinerziehenden in den Beratungsstellen deutlich. In vielen Fällen seien in unmittelbarer Umgebung keine Verwandten vorhanden, die kurzfristig einspringen könnten, wenn zum Beispiel eine Mutter mit einem kranken Kind zum Arzt müsse und die weiteren Kinder in dieser Zeit betreut werden müssen. Gerade aufgrund der hohen psychischen Belastung von Alleinerziehenden seien auch „Kümmerer“ in der unmittelbaren Umgebung wichtig, die kurzfristig für Entlastung sorgen könnten.
Diese Themen will die Initiative in den kommenden Monaten durch verstärkte Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit angehen. Geplant sind außerdem Veranstaltungen, die sich mit den einzelnen Aspekten des „alleinerziehend seins“ beschäftigen.
Das nächste Treffen der Initiative wird am 27. Oktober, 18 Uhr, im Café Vogelhaus in Montabaur stattfinden. Hierzu sind bereits jetzt alle am Thema Interessierte herzlich eingeladen. Wer unterstützend tätig werden möchte oder als Alleinerziehende(r) Unterstützung benötigt, kann sich an das Abgeordnetenbüro Dr. Tanja Machalet unter buergerbuero@tanja-machalet.de oder unter 02602-7400 wenden.
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