Schuleingangsuntersuchungen: weniger Zurückstellungen
Über drei Prozent der Kinder mit starkem Übergewicht. Weniger als ein Prozent besuchte keinen Kindergarten. Mehr Kinder in Ganztagseinrichtungen. Mehr Kinder mit Sprachförderbedarf. Vorsorgeuntersuchung U9 nur von knapp 4 Prozent der Kinder versäumt. Kinderzahlen sinken weiter.
Westerwaldkreis. Die Zahl der Zurückstellungen bei den diesjährigen Schuleingangsuntersuchungen ist gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. Nur für 4,7 Prozent der von Ärzten des Kreisgesundheitsamtes in Montabaur untersuchten Kinder wurde die Zurückstellung vom Schulbesuch empfohlen. Im Vorjahr waren es 5,12 Prozent. Das teilt das Kreisgesundheitsamt mit.
Etwa ein Jahr vor der Einschulung werden die zukünftigen Erstklässler in der zuständigen Grundschule angemeldet. Zwischen Oktober und April ist dann der Termin zur Schuluntersuchung im Kreisgesundheitsamt. „In der Regel kommen die 5- bis 6-Jährigen ziemlich aufgeregt, machen aber gerne mit, denn die meisten wollen ja gerne in die Schule und sind dann auch schulreif“, erklärt Dr. Claudia Tamm, verantwortlich für die Schuluntersuchungen beim Kreisgesundheitsamt.
Die tatsächliche Entscheidung über die Zurückstellung trifft allerdings die Grundschulleitung, bei der die Eltern diese beantragen können.
4,1 Prozent der Kinder, so Dr. Tamm, hatten bereits lange vorher bekannte Auffälligkeiten oder eine Behinderung (Vorjahr: 3,2%), die Anlass gaben, eine Überprüfung sonderpädagogischen Förderbedarfs zu empfehlen. Dr. Tamm: „Dies bedeutet aber nicht, dass sie voraussichtlich eine Förderschule besuchen werden.“ Viele Kinder mit Beeinträchtigungen unterschiedlicher Art werden in der Regelschule in Wohnortnähe oder an einer Schwerpunktschule gefördert. Wird sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt, haben die Eltern die Wahl zwischen Schwerpunkt- und Förderschule.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen werden verschiedene Daten erhoben und Untersuchungen durchgeführt. So konnte festgestellt werden, dass nur noch 0,9 Prozent der Kinder keinen Kindergarten besuchen (Vorjahr: 1,2 Prozent). „Darunter befinden sich dieses Jahr vermehrt auch Kinder, die nach Deutschland geflohen sind und erst so kurz im Kreis leben, dass sie noch keinen Kindergartenplatz haben.“
Eine Steigerung auf 45,3 Prozent ist bei den Kindern zu verzeichnen, die in ihrem letzten Kindergartenjahr eine Ganztagseinrichtung besuchten, im Vorjahr waren es noch 42,1 Prozent.
Genau wie im Vorjahr wurde bei 5,5 Prozent der Kinder ein leichtes, bei 3,05 Prozent ein erhebliches Übergewicht festgestellt. werden (Vorjahr: 3,9 Prozent. Neben Ernährungsberatung und sportlicher Aktivität ist für einige Kinder aus diesem Grund auch eine Kinder-Reha mit dem Ziel der Gewichtsreduktion empfehlenswert.
Für 18,7 Prozent der Einschulungskinder wurde Sprachförderung empfohlen (Vorjahr 12,7 Prozent), anteilsmäßig häufiger bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern als bei denjenigen, die nur Deutsch sprechen. In der Regel wird diese Förderung in den Kindergärten bereits durchgeführt. Bei Sprachentwicklungsstörungen wird darüber hinaus auch Logopädie durchgeführt bzw. empfohlen.
Erfreulich ist, dass die bei den Kinderärzten im Alter von 5 Jahren durchgeführte Vorsorgeuntersuchung U9 nur von knapp 4 Prozent der Kinder versäumt wurde, im Vorjahr waren es noch fast 6 Prozent.
„Bei der diesjährigen Einschulungsuntersuchung konnte festgestellt werden, dass bei uns 97,1 Prozent der Schulanfänger gemäß den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) geimpft und somit geschützt sind“. (Vorjahreszahlen in Klammern).
Für die Tetanusimpfung ist die Quote vollständig geimpfter Kinder mit 98,3 Prozent (2014: 98,4) am höchsten, bei Masern lag sie bei 93,4 Prozent (94,8). Etwas schlechter schnitten die Meningokokken-Impfung mit 91,5 Prozent (91,8) und die Pneumokokken-Impfung mit 90,58 Prozent (92,1) ab. Gegen Windpocken waren 90,1 Prozent (89,4) der Kinder vollständig geimpft.
Neben der Gefahr einer Masernerkrankung, die durch den Ausbruch der Berliner Epidemie im Frühjahr deutlich wurde, gibt es auch Befürchtungen, dass Polioviren, die Erreger der Kinderlähmung, eingeschleppt werden und Krankheiten verursachen könnten. In Ländern mit Krieg oder Bürgerkrieg und vielen Flüchtlingen ist die Durchimpfungsrate verständlicherweise gering. Dr. Tamm: „Bei Flüchtlingen, die in Deutschland angekommen sind, wird dann nachgeimpft.“
„Die Schulanfänger im kommenden Schuljahr starten somit Anfang September gut gerüstet in einen neuen Lebensabschnitt“, stellt Dr. Tamm zufrieden fest.
Mit 1.748 Schulanfängern im kommenden Schuljahr ist der Jahrgang um Einiges schwächer als der vorherige mit 1814 Kindern. 2013 waren es etwa genauso viele (1773). Die Kinderzahlen sinken insgesamt, noch bis 2008 lagen die Zahlen der Einschulungskinder im Westerwaldkreis regelmäßig über der 2000er Marke.
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