Sommertour durch den Westerwald noch nicht ganz barrierefrei
Zum Abschluss seiner Sommertour hatte sich der rheinland-pfälzische Landesbehindertenbeauftragte Matthias Rösch zusammen mit dem Forum Soziale Gerechtigkeit im Westerwald eine Tour durch den Westerwald zum Thema Barrierefreiheit vorgenommen. Trotz enormer Hitze und so mancher Herausforderungen mit der Bahn zeigte sich, dass im Westerwald viel in Sachen Barrierefreiheit in Bewegung ist.
Montabaur. Bereits der Start in Mainz mit dem ICE um 7.40 Uhr machte deutlich, dass diese Tour spannend werden könnte, denn eine Ein- und Ausstiegstür beim Einstieg in den Wagen mit dem Abteil mit dem Platz für Rollstuhlnutzer war kaputt. Während der Zug aufgrund einer Verspätung eines vorherigen Zuges auf dem anderen Gleis ankam, war dies in Mainz kein Problem. Die Frage war nur, auf welcher Seite der Ausstieg am Flughafen sein wird. Letztendlich war es die richtige Seite und der Ausstieg mit der vorbestellten Ausstiegshilfe klappte problemlos. Eine leichte Verspätung auf der Fahrt nach Montabaur stellte auch kein Problem dar, dieses lag dann vielmehr darin begründet, dass der Zug der Hessischen Landesbahn von Montabaur nach Limburg nicht barrierefrei zugänglich war. Bei dieser Tour ging es also zu wie im richtigen Leben, es war der einzige nicht barrierefreie Zug, der noch auf dieser Strecke fährt. Es blieb also nach dem kurzen Treffen mit der restlichen Reisegruppe um Uli Schmidt vom Forum Soziale Gerechtigkeit nichts anderes übrig, dass sich Matthias Rösch ein Taxi suchen musste, bei dem sein Rollstuhl in den Kofferraum passt. Auf der Fahrt nach Limburg ergab die Recherche, dass ab Dezember verpflichtend ist, dass alle Züge von Montabaur nach Limburg barrierefrei zugänglich sein müssen.
In Limburg trafen Matthias Rösch und sein Assistent rechtzeitig auf die Reisegruppe zum Anschlusszug nach Hachenburg. Hier verlief die Fahrt problemlos, so dass die Reisegruppe in Hachenburg von Stadtbürgermeister Charly Röttig und Verbandsbürgermeister Peter Köckner zu einem Stadtrundgang begrüßt werden konnte. Obwohl Hachenburg von der Topographie einige natürliche Barrieren aufweist, war beim Rundgang durch die Stadt zum Marktplatz und Rathaus zu sehen, dass eine Reihe von Maßnahmen ergriffen wurden beziehungsweise noch werden, um mehr Barrierefreiheit herzustellen. So wurden einige Rampen geschaffen und bei der derzeitigen Umgestaltung der Fußgängerzone sollen Stufen zu Geschäften abgebaut und ein Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen installiert werden. Es soll auch einen Streifen geben, der gehbehinderten Menschen eine Alternative zum Kopfsteinpflaster bietet.
Von Hachenburg ging es weiter mit dem Niederflurbus nach Selters. Dieser Bus wurde im Vorfeld der Tour extra als Niederflurbus organisiert. Während bei der Fahrt von Hachenburg nach Selters eine Rampe zum besseren Einstieg fehlte, war die dann bei der Fahrt von Selters nach Montabaur an Bord. In Selters wurde die Gruppe von Stadtbürgermeister Rolf Jung und VdK-Kreisvorsitzenden Walter Frohneberg begrüßt und durch die Stadt geführt. Auch hier zeigte sich, dass einige Maßnahmen in Sachen Barrierefreiheit ergriffen wurden, die das Zurechtkommen erheblich erleichtern. Ähnlich wie in Hachenburg schilderte der dortige Bürgermeister, dass es zuweilen vieler Anstrengungen bedurfte, um eine barrierefreie Umgestaltung durchzusetzen.
In der Mittagshitze ging es dann mit einer äußerst engagierten Busfahrerin und mit Rampe im Bus zurück nach Montabaur, wo im Bahnhof mit der Presse ein Abschlussgespräch über die Tour stattfand. Das Resümée der TeilnehmerInnen bestätigte, dass engagierte Menschen einen Unterschied machen können, dass es aber auch klare gesetzliche Regelungen braucht, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen und eine barrierefreie Gestaltung von vorne herein zu gewährleisten. Matthias Rösch machte dabei deutlich, dass gerade im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs noch viel zu tun ist. Die Direktverbindung von Montabaur zurück nach Mainz machte den Abschluss der Reise dann wesentlich leichter, so dass Matthias Rösch gegen 19 Uhr in Mainz ankam. Müde von der hitzigen Tour plante er bereits seine nächste Bahntour durch Rheinland-Pfalz, denn es gäbe noch eine ganze Reihe von Zugstrecken, die erkundet und barrierefreier werden müssen. Beim Pressegespräch war auch der Kreisbehindertenbeauftragte Franz-Georg Kaiser dabei, der feststellte: „Die Bushaltestellen im Westerwald müssen praktischer und nicht schöner werden!“
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