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Nachricht vom 15.09.2015    

Protestanten erleben bewegende Begegnung mit Flüchtlingen

Rund 20 Pfarrerinnen, Pfarrer und Mitarbeiter des Evangelischen Dekanats Selters sind von einer Reise nach Amsterdam zurückgekehrt, in der sie nicht nur viel über die niederländische Kirchenlandschaft, sondern etliches über das Leben und den Glauben von Flüchtlingen gelernt haben. Sie besuchten Amsterdam und lernten Diakonie, Demenzdorf und Kirchenzentren kennen.

Besuch in Amsterdam. Fotos: Ev. Dekanat Selters.

Westerwaldkreis. Die Pfarrerin von Rossbach und Freirachdorf, Ilona Fritz, die lange in den Niederlanden tätig war, nahm die Westerwälder mit in ihre alte Heimat. Hinein in eine Gesellschaft, in der Kirche eine immer kleinere Rolle zu spielen scheint.

Zumindest entsteht dieses Bild beim Blick in die Statistiken: Von den rund 17 Millionen Niederländern gehören nur rund zehn Prozent der protestantischen Kirche an – Tendenz fallend. Eine Folge der sinkenden Mitgliederzahlen: Gotteshäuser werden verkauft und zu Hotels oder gar Arztpraxen umgewandelt. Die Zukunft der Kirche in den Niederlanden sieht auf den ersten Blick also alles andere als rosig aus.

Und doch gibt es viele Initiativen und Gemeinden, die Mut machen. Zum Beispiel die protestantische Diakonie in Amsterdam, die die Westerwälder Delegation am ersten Morgen ihrer Reise begrüßt: Die Einrichtung steht in den Niederlanden weitestgehend auf eigenen Beinen. Statt finanzieller Unterstützung durch Kirche oder Staat finanziert sie sich vor allem aus Eigenkapital, Spenden und Schenkungen. Sie folgt dem Motto „Helfen, wo kein Helfer ist“ und kümmert sich um diejenigen, die durchs soziale Netz der Niederlande gerutscht sind. Mit Projekten wie dem Welthaus, das Flüchtlinge ohne Papiere betreut, Obdachlosen-Initiativen oder Nachbarschaftsnetzwerken legt die Diakonie immer wieder den Finger in Wunden – von denen es gerade in Amsterdam besonders viele gibt. „Unsere Arbeit in der Stadt wird immer wichtiger sein“, sagt deren Leiter Paul van Oosten. „Gerade das Projekt ,We are here’, mit dem die Diakonie um die sogenannten illegalen Flüchtlinge kümmert, hat hier sehr viel bewegt.“

Auch „Oudezijds 100“ wirkt wie ein Leuchtturm inmitten der stürmischen Stadt. Dort lernen die Westerwälder Protestanten eine christliche Kommunität kennen, in der Katholiken, Protestanten und Orthodoxe zusammen leben, beten und für diejenigen da sind, die Hilfe brauchen. Und zwar nicht in einem ruhigen Eckchen, sondern inmitten des Amsterdamer Rotlichtviertels.



„De Hogeweyk“ im Amsterdamer Vorort Weesp hat ebenfalls etwas von einem Mikrokosmos: In diesem Dorf, in dem Ilona Fritz als Pfarrerin tätig war, leben ausschließlich Menschen mit Demenz. In „De Hogeweyk“ gibt es Geschäfte mit Waren, die so aussehen wie in der guten, alten Zeit, außerdem Werkstätten, Cafés, einen Beautysalon oder sogar ein Theater, das die Demenzkranken besuchen können. Ilona Fritz spricht gerne über die Zeit in dem Dorf und erzählt mit eindrücklichen Worten von den schönen und bewegenden Momenten und Menschen, die sie dort erlebt hat.

Das Herzstück der Exkursion des Evangelischen Dekanats ist jedoch der Besuch der Einrichtung „Stap Verder“ und der ehemaligen Kirchengemeinde der Rossbacher Pfarrerin, „De Nieuwe Stad“. Während sich „Stap Verder“ inmitten des multikulturellen Südostteils der Stadt gezielt um die Integration von und Hilfe für Migranten bemüht, ist die „Nieuwe Stad“ ein Zusammenschluss mehrerer Glaubensrichtungen, die unter einem gemeinsamen Dach ihre Gottesdienste feiern. Kirchen, die fast ausschließlich aus Menschen mit Migrationshintergrund bestehen. Diese Zeit gehört zu den bewegendsten Momenten des Besuchs. Nicht nur wegen der Gastfreundschaft und Herzlichkeit, mit der die Gäste aus dem Dekanat Selters empfangen werden. Sondern auch wegen der Gespräche, von denen die Westerwälder viele eigene Impulse mit in die Flüchtlingsarbeit zu Hause nehmen. „Achten Sie darauf, wie Sie Migranten und Asylsuchenden entgegentreten“, sagt beispielsweise ein nigerianischer Gastgeber. „Auch manche gutgemeinten Geschenke können entwürdigend sein. Fragen Sie stattdessen: Was brauchen die Flüchtlinge wirklich?“ bon


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