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Nachricht vom 18.09.2015    

Oberfläche trocken – unten gibt es nasse Socken

Bei der von Politikern oft gelobten Neugestaltung der Innenstadt tauchen schon vor der Fertigstellung plötzlich erhebliche Probleme auf. Abwasser dringt in den Kellerbereich eines bisher trockenen Geschäftshauses in der Wilhelmstraße ein. Straßen-Oberfläche der Wilhelmstraße vor ein paar Tagen erst fertig, jetzt rückt wieder ein Bagger an. Problem des eindringenden Wassers noch nicht endgültig gelöst.

Oben ist die Welt noch in Ordnung, aber was ist unten passiert. Fotos: Reinhard Pantel

Hachenburg. Mit Sanierungsmaßnahmen hat die Stadt Hachenburg aber wirklich nicht viel Glück. Zuerst das Desaster mit der missglückten Sanierung des Löwenbades und jetzt scheint es auch Probleme bei der Sanierung der Innenstadt zu geben. Die alte Kanalleitung im Untergrund der Wilhelmstraße liegt viel tiefer, als die von den heutigen Planern gewählte Variante. Der erste Schadensfall ist seit ein paar Tagen bekannt. In einem Geschäftshaus in der Wilhelmstraße ist der Heizungskeller voll Wasser gelaufen. Jetzt suchen Experten nach der Lösung des Problems. Weitere Schadensfälle sind nicht auszuschließen.

Verwundert rieben sich die Passanten in der Wilhelmstraße die Augen, als bei der kurz vor der Fertigstellung befindlichen Oberflächenbefestigung wieder ein Bagger im Einsatz war und in der Tiefe eine neue Spuntwand eingezogen werden musste. Hauseigentümer und Geschäftsinhaber waren entsetzt. Im unteren Kellerbereich stand der Heizungskeller samt Heizkessel im sprudelnden Wasser. Pumpen wurden eingesetzt.

Jetzt suchen Gutachter und andere Experten nach der Ursache für diese Panne. Aufwändige und kostspielige Lösungen sind erforderlich geworden. Aber ob es ein Einzelfall bleibt, oder weitere Schadensfälle nicht auszuschließen sind, das bleibt abzuwarten. „Schuldige“ sind noch nicht gefunden, aber physikalische Gesetze offensichtlich nicht gründlich bedacht. „Wasser fließt bekanntlich immer bergab“, das wussten auch die Baumeister des Mittelalters. Und wenn man einen neuen höher liegenden Kanal mit der Entwässerung beauftragt, warum erhält man den alten Kanal nicht als zusätzliche Drainage?

Eine verfüllte ehemalige Kanalleitung kann dieser Aufgabe nicht mehr gerecht werden. Es entstehen hydrostatische Druckszenarien, die im schlimmsten Falle in den tiefer liegenden Kellern der angrenzenden Wohn- und Geschäftshäuser Probleme verursachen können.

Als die Sanierung der Innenstadt begann, holte man sich „Hilfe“ aus Köln, anstatt die ortskundigen Fachleute aus dem Westerwald zu bemühen. Dabei wurden dann Bagger eingesetzt – so die Erfahrung eines Tiefbauarbeiters – die für den Basaltuntergrund gar nicht geeignet waren. Weitere Fragen werden aufgeworfen, ob durch Tiefenbohrungen auch die exakten Verlegungstiefen der vorhandenen Kanalleitungen überprüft und festgelegt wurden. Wenn man die neuen größer dimensionierten Kanalleitungen höher verlegt, dann fragt man sich auch nach dem Warum? (repa)




KOMMENTAR
Können Politiker aus Fehlern lernen?
Wer das Drama von Fehlentscheidungen bei der Sanierung des Löwenbades miterlebt hat, der sollte doch aus diesen Fehlern gelernt haben. Die zeit- und kostenaufwändige Sanierung der Innenstadt wirft erneut Fragen auf. Gibt es exakte Zeitvorgaben, die vor der Auftragsvergabe bindend festgelegt wurden? Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden, um Fehler ausschließen zu können? Wie kann es sein, dass eine so überschaubare Baustelle in dieser Größenordnung so viele Monate Zeit in Anspruch nimmt? Monate, in denen Gewerbetreibende am Alten Markt, Friedrich- und Wilhelmstraße finanzielle Einbußen immer noch in Kauf nehmen müssen. Geld, was die Kaufleute dringend benötigen, um in der verschärften Konkurrenzsituation bestehen zu können.

Die politische Einflussnahme hat in vielen nachweisbaren Fällen die Fertigstellungstermine oft negativ beeinflusst, als sie zu beschleunigen. Man denke nur an die Elb-Philharmonie oder den Berliner Flughafen BER. Aber auch „im Kleinen“ werden die Politiker aktiv und bremsen oder beschleunigen die Bauarbeiten. Der Kultursommer mit dem „Treffpunkt Alter Markt“ ging auch ohne die gepflasterte Marktfläche gut über die Bühne. Und ob der Stopp der Pflasterarbeiten für den Markt vor der Kirmeseröffnung so wichtig war, ist auch fragwürdig. Viel sinnvoller wäre es gewesen, wenn zur Kirmeseröffnung wenigstens der Marktplatz fertig gepflastert worden wäre.

Jetzt geht es im Galoppverfahren munter weiter und die neue Marktplatzoberfläche wächst täglich. „Wenn man uns gelassen hätte, wären wir ein paar Wochen früher fertig gewesen“, sagte ein Bauarbeiter, der natürlich seinen Namen nicht nennen wollte. Eines ist gewiss: „Am Tag der Eröffnung stehen die Politiker wieder Schlange und wollen alle mit einem Strahlen auf dem Foto zu erkennen sein!“ Reinhard Panthel


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