„BlöZinger“ mit „ERICH – ein Road-Movie“
Mit „BlöZinger“ hatte die Hachenburger Kultur-Zeit am 26. September ein Schmankerl in den Westerwald eingeladen. „BlöZinger“ ist ein österreichisches Kabarett-Duo, bestehend aus Robert Blöchl und Roland Penzinger. Ihr abendfüllendes Thema war die Familie von „Erich“, welche sich zu Erichs Beerdigung in Wien traf.
Hachenburg. „Glauben Sie, dass Ihre Familie normal ist?“ fragte Blöchl zu Anfang süffisant. „Unsere Familie hat Ähnlichkeit mit einer Obstschale. Sie ist prall gefüllt mit Obst. Man versteckt ein paar braune Flecken und schaut dem Obst beim Verfaulen zu.“
Diese verfaulende Familie des verstorbenen Erich wird von dem Duo BlöZinger gespielt. Die Mimen wechseln in rasantem Tempo Gestik, Stimme und Körperhaltung, zaubern ohne jede Requisiten eine imaginäre Keksdose, Taschen, Pistolen, Geld, Rückspiegel, Autotüren, Kofferraumdeckel, Luftballone, Kaugummis, Asche und eine Katze auf die Bühne. Elf Personen verkörpern die zwei Künstler und verbinden sie in einem skurrilen, schreiend-komischen Road-Movie miteinander. Erichs Familie sind die beiden Söhne, von denen sich jeder für Papas Liebling hielt, Tante Trudi, Erichs Schwester, die unter dem Tourette-Syndrom leidet, mutmaßlich Sozial-Tourette, weil sie nur zu gewissen Menschen frech ist und Tante Herta, die Schein-Heilige mit Ehemann Paul, dem Pantomimen, der nie zu Wort kommt und daher stets am Asthma-Spray saugt. Dann kommt auch Onkel Alfons – auf Bewährung und in Begleitung eines „Kollegen“. Tante Trudis Begleiter Ashanti Ganja aus Indien wartet in jeder Situation mit einer alten indischen Weisheit auf, zum Beispiel: „Verlust immer Chance, zu finden neu.“ „Shiwa sagt: ‚Alle Tage sind gleich lang, aber unterschiedlich breit.‘“
Immer wieder taucht ein Luftballonverkäufer auf, der mit Helium gefüllte schwarze Ballons verkauft. Diese sind für den dreißigjährigen Fiat – FIAT heißt Ferrari in außergewöhnlicher Tarnung – neben Massen von frisch gekautem Kaugummi mehrfach die technische Rettung. Das gut getarnte Fluchtauto wird von den Polizisten Harry und S-tefan observiert und verfolgt. Die Gesetzeshüter fallen nervlich ihrer unbeständigen Funkverbindung zur Zentrale zum Opfer. Autos und ihr Zustand werden einfach mit zwei Stühlen dargestellt. Mehr brauchen die Kabarettisten nicht, nicht einmal der Kaugummi ist real.
Wenn ihnen doch einmal ein Rollenwechsel daneben geht, bringen BlöZinger mit Wiener Schmäh das Publikum erst recht zum Lachen. Durch die geniale Idee der Tante mit Tourette-Syndrom, ihren Bruder einzuäschern und die Asche in einer Keksdose dahin zu bringen, wo sie beide aufgewachsen sind, wird die Handlung erst recht irrwitzig. Von Trauer ist in der gesamten Familie Erichs trotz der abschließenden Bestattung keine Spur mehr. Es ist sogar die Gelegenheit für Paul, sich von seiner herrischen Frau zu befreien, indem er Asthma-Spray großzügig auf sie sprüht, als sie fleht: „Paul, bitte, tu was. Ich habe den halben Erich im Gesicht!“ Die Helium-Ballons und einige kämpferische Vögel erledigen den Rest. Die Katze hat die Verfolgungsjagd übrigens auch nicht überlebt. Aber Ashanti kann ein Lach-Yoga-Zentrum eröffnen. Der BlöZinger-Auftritt war am Samstagabend eine noch bessere Lach-Therapie für die Hachenburger. htv
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