Bürger werden über die Erstaufnahmeeinrichtung informiert
Am Mittwoch, 7. Oktober gab es im und um das Bürgerhaus in Daaden eine Informationsabend für die Bürger zur geplanten Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände des früheren Truppenübungsplatzes Stegskopf. 1500 Menschen sollen hier untergebracht werden.
Daaden. Der Andrang war - wie man bei einem so wichtigen Thema eigentlich erwarten hätte können - groß gewesen. So groß, dass die Räumlichkeiten des Bürgerhauses (Flure und Treppen mit eingeschlossen) überhaupt nicht ausreichten. Zu der Enge und dem Gedränge, das jedoch sehr beispielhaft ablief, kam das Warten auf die Veranstaltung hinzu, da sich Irene Alt und Detlef Placzek, da sie im Stau standen, verspäteten. Durch Lautsprecher konnten -als schließlich begonnen wurde, auch die draußen stehende Menschenmenge über die neue Flüchtlingssituation informiert werden, jedoch war es ihnen somit unmöglich selbst Fragen an die Redner zu richten.
Detlef Placzek, Flüchtlingskoordinator des Landes, erklärte den Bürgern, dass er das Problem habe, dass er nicht wisse, wo er die vielen Flüchtlinge unterbringen solle. In Daaden auf dem Stegskopf ist jedoch viel Platz. Schließlich habe er sich als Ziel gesetzt, dass jeder Flüchtling, der nach Rheinland-Pfalz kommt, auch ein Dach über dem Kopf haben soll. Daher möchte er jede Möglichkeit nutzen, um dies zu erreichen. Außerdem äußerte er den Wunsch eine Willkommenskultur zu schaffen.
Integrationsministerin Irene Alt erklärte, dass die ersten 500 Flüchtlinge noch im Oktober auf den Stegskopf einziehen werden. Die nächsten 1000 Menschen folgen dann bis Ende dieses Jahres. Es gibt jedoch derzeit noch kein warmes Wasser auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, berichtete Placzek. Die Kapazität auf dem Stegskopf wäre mit 5000 Flüchtlingen ausgelastet, ob es dazu kommen wird, wisse man noch nicht, fügte er hinzu.
Alt versicherte den Bürgern, dass es ein kompetentes Team geben wird, das sich um die neue Flüchtlingssituation kümmert. Es wird unter anderem einen Sicherheitsdienst und eine Gesundheitsversorgung auf dem Stegskopf geben. Dies wird ohne Beeinträchtigung der ärztlichen Versorgung im Kreis Altenkirchen sowie der Arbeit der Polizei geschehen, beteuerten Landesministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Polizeidirektor Christoph Semmelrogge, da die Flüchtlinge teilweise von Ärzten aus dem Ruhestand versorgt werden und die Polizei ihr Personal aufgrund der neuen Situation aufgestockt hat.
Als das Publikum die Gelegenheit hatte den Rednern Fragen zu stellen, wurde ersichtlich, dass die Bürger aus Daaden und Umgebung vor möglichen Einbrüchen, Diebstahl, Gewalt und Vergewaltigung die größte Angst haben. Semmelrogge hielt diese Sorgen jedoch nicht für begründet. Es wird zwar Streitigkeiten und Unruhen geben, diese werden aber händelbar sein und sind völlig unproblematisch. „Ein perfektes Sicherheitssystem gibt es nicht, aber das darf uns nicht hindern, zu helfen.“, betonte er. Zudem wird es eine Erstaufnahmestelle sein, das heißt, dass die Flüchtlinge auch erst einmal erschöpft und auf sich bezogen sind. Sie müssen Anträge stellen und sich orientieren, beteuerte Astrid Becker, daher werden sie das Gelände auf dem Stegskopf auch nicht unbedingt verlassen wollen.
Es wurde auch angefragt, an wen man sich wenden kann, um mithelfen zu können. Ansprechpartner wäre vor allem das Deutsche Rote Kreuz, erklärte Alt. Man könne natürlich auch selbständig ehrenamtliche Initiativen gründen, fügte sie hinzu. (jkh)
Kommentar:
Meine persönliche Meinung zum Informationsabend ist die Folgende: Den Politikern und den anderen Rednern fehlte es an diesem Abend an Feingefühl für die Sorgen und Ängste der Bürger und Bürgerinnen. Diese waren gekommen, um über eben jene Sorgen und Ängste zu sprechen und sie kamen in der Hoffnung gestärkt aus der Veranstaltung gehen zu können. Dass sie im Hintergedanken haben: „Wir können das schaffen!“.
Nach meiner Meinung konnte dies an diesem Abend jedoch nicht zufriedenstellend erreicht werden. Die Redner sprachen vor allem allgemein über die Flüchtlingssituation in Deutschland und in Rheinland-Pfalz. Wer jedoch Nachrichten sieht und Zeitung liest, weiß was Stand der Dinge ist. Die zukünftige Situation auf dem Stegskopf wurde jedoch in den meisten Reden mit lediglich ein paar Sätzen gewürdigt (Eine Ausnahme bildete die Rede von Frau Bätzing-Lichtenthäler, wo detailliert die Gesundheitsversorgung erläutert wurde). Wie es in Zukunft auf dem Stegskopf zugehen wird und worauf sich die Bürger und Bürgerinnen einstellen müssen, wurde nur teilweise, besonders jedoch als man zu den Fragen des Publikums überging, thematisiert. Viele wichtige Punkte -allein wie die Versorgung mit Lebensmitteln für die Flüchtlinge auf dem abgelegenen Stegskopf aussehen wird- wurden gar nicht behandelt.
Ich hätte mir gewünscht, dass alles rund um das Thema Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Stegskopf offen und ehrlich dargelegt worden wäre. Auch die Tatsache, dass eventuell bis zu 5000 Flüchtlinge auf dem Gelände unterkommen werden, hätte man direkt ansprechen sollen. Dann wissen die Bürger und Bürgerinnen wenigstens was auf sie zukommen wird.
Zu kritisieren ist überdies auch, dass durch die Methode des Fragensammelns, zwar ausufernde Diskussionen vermieden werden konnten, damit mehr Menschen die Gelegenheit hatten ihre Frage zu stellen, jedoch es dadurch öfters vorkam, dass einige Fragen übergangen wurden. Dies erzeugte wiederum den Eindruck, dass die Redner um die Anliegen der Fragenden „drum herum redeten“, was wahrscheinlich gar nicht die Absicht gewesen war.
Daher wäre es doch besser gewesen, wenn auf jede Frage direkt eingegangen worden wäre.
Auch wenn die Veranstaltung nicht ganz wie erhofft verlief, hoffe ich inständig, dass mit viel Optimismus, Selbstbewusstsein und Offenheit an die neue Situation herangegangen wird. Julia Heinz
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