Syrische Familie wird nicht abgeschoben
Die im Höhr-Grenzhäuser Kirchenasyl lebende Familie Khello kann aufatmen: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat für die fünf Syrer ein Abschiebeverbot ausgesprochen. Das bedeutet, dass die Familie nun nicht mehr im 50 Quadratmeter großen Gemeinderaum leben muss und dass die drohende Abschiebung nach Bulgarien damit hinfällig ist.
Höhr-Grenzhausen. „Wir sind nach drei Jahren voller traumatischer Erlebnisse immer noch als Familie zusammen. Dafür bin ich dankbar“, fasst der älteste Sohn die Zeit seit der Flucht aus Syrien zusammen. Seit dem Sommer 2014 leben die Khellos in den Gemeinderaum der Kirchengemeinde und machen dort gemeinsam mit den vielen Unterstützern eine emotionale Berg- und Talfahrt durch: Als sogenannte subsidiär Schutzberechtigte sollten sie nach Bulgarien abgeschoben werden. „Das ist ein Land, das sie auf ihrer Flucht durchqueren mussten und in dem sie Inhaftierung, Diskriminierung und unterlassene ärztliche Versorgung erlitten haben“, sagt der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen, Matthias Neuesüß. Er glaubt nicht, dass die Khellos eine Abschiebung dorthin verkraftet hätten – „am allerwenigsten die traumatisierte Mutter“.
Während des Kirchenasyls hat die Familie ihr Schicksal so gut es ging selbst in die Hand genommen: Ein Sohn und die Tochter besuchen erfolgreich das Gymnasium, der Vater arbeitet inzwischen auf eine Vollzeitarbeitsstelle, der älteste Sohn erhielt ein Stipendium von „Brot für die Welt“ und wird ab dem kommenden Semester sein Studium zum Bauingenieur aufnehmen. „Ganz abgesehen davon, dass sie vor ihrem Aufenthalt in Deutschland kein Wort deutsch gesprochen hatten, ist dies eine ganz außerordentliche Integrationsleistung“, meint Neuesüß.
Trotzdem war die Zeit im Kirchenasyl auch immens belastend: Mehr als ein Jahr lebte die Familie mit einer zermürbenden Unsicherheit in beengten Wohnverhältnissen und litt unter der bisweilen zähen Kommunikation mit den Behörden.
Doch was nun für Familie Khello zählt, ist der Blick nach vorne: „Wir möchten jetzt so gerne in eine Wohnung einziehen. Aber das schaffen wir auch noch“, sagt der älteste Sohn und betont nochmal, dass er den Unterstützern der Familie „lebenslang dankbar“ ist.
Und auch die Kirchengemeinde schaut letztlich gestärkt auf die vergangenen 14 Monate zurück: „Alle Beteiligten haben enormen Einsatz gezeigt“, sagt Matthias Neuesüß. „Und die Unterstützung, die uns von Menschen aus der Gemeinde und der Schulen entgegengebracht worden ist, war atemberaubend. Außerdem hat die Initiative bewiesen, dass es sich lohnt, Einzelfällen die Chance einer neuen Überprüfung zu geben.“ (bon)
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