Mehr Seelenleiden in Montabaur und im Westerwald
Krankenstand in der Region gesunken, trotzdem über Landesniveau – Sonderanalyse untersucht Hirndoping im Job - Ergebnis: Männer wollen mehr Leistung, Frauen benutzen Stimmungsaufheller.
Montabaur, Der Krankenstand in der Stadt Montabaur und im Landkreis Westerwald ist 2014 gesunken. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte ab. Mit 4,3 Prozent hatte die Region einen höheren Krankenstand als der Landesdurchschnitt (4,1 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 43 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Rheinland-Pfalz wurde mit 5,1 Prozent in den Landkreisen Birkenfeld und Kusel gemessen. Der niedrigste mit 3,5 Prozent in Neustadt an der Weinstraße.
Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für die Stadt Montabaur und den Westerwaldkreis zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen. Die meisten Ausfalltage erfolgten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Diese Diagnose war Ursache für fast jeden vierten Fehltag in der Region. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände kamen mit 17 Prozent Anteil an den Fehltagen auf den zweiten Platz, wobei es hier erneut einen Anstieg von rund 15 Prozent gab. Auch aufgrund einer Durchfallerkrankung waren mehr Menschen arbeitsunfähig. Weniger Krankschreibungen gab es bei den Verletzungen wie beispielsweise Arbeitsunfällen. Den größten Rückgang verzeichneten mit 26 Prozent Atemwegserkrankungen wie Erkältungen oder Bronchitis.
„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in unserer Region, um so Impulse für das Gesundbleiben und Gesundwerden der Beschäftigten zu geben“, erklärt Alexander Greco von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Um längeren Erkrankungen vorzubeugen, können Arbeitgeber Hilfe anbieten.“ In Rheinland-Pfalz seien zum Beispiel die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 116 Prozent gestiegen. Den betroffenen Mitarbeitern könne ein betriebliches Gesundheitsmanagement gezielt helfen.
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem Gesundheitsreport auch den aktuellen Trend „Hirndoping im Job“. Für die Studie hat die Krankenkasse die Daten ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 5.000 erwerbstätige Männer und Frauen repräsentativ befragt. Ein Fazit: In Rheinland-Pfalz nutzen 33.000 Beschäftigte mindestens zweimal im Monat verschreibungs-pflichtige Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Insgesamt gaben 6,9 Prozent der Berufstätigen in Rheinland-Pfalz an, wenigstens einmal im Leben gedopt zu haben. „Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal“, warnt Alexander Greco. „Nebenwirkungen und Suchtgefahr sind nicht zu unterschätzen. Deshalb müssen wir auch beim Thema Gesundheit vorausschauen und über unsere Wertvorstellungen und Lebensstilfragen diskutieren.“
Im Vergleich zum Jahr 2008 hat bundesweit das Doping im Job zugenommen. In Rheinland-Pfalz kennen aktuell rund 68 Prozent der Befragten den vermeintlichen Nutzen des Hirndopings. Häufig werden dafür Betablocker und Antidepressiva eingesetzt, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten verschrieben werden. Auslöser für den Griff zur Pille sind meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Männer greifen eher zu leistungssteigernden Mitteln, Frauen nehmen häufiger stimmungs-aufhellende Medikamente ein. Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Führungskräfte oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Der DAK-Report zeigt, dass vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs gefährdet sind. Auch Beschäftigte mit einem unsicheren Arbeitsplatz haben ein erhöhtes Doping-Risiko. „Hirndoping ist mittlerweile bei ‚Otto Normalverbraucher‘ angekommen, um den Arbeitsalltag besser zu meistern. Das Klischee der dopenden Top-Manager ist damit vom Tisch“, so Greco.
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