Asylbewerber besuchen Evangelisches Gymnasium in Bad Marienberg
Integration durch Unterstützung von Schule, Kirche und Land: Idrees ist Schüler am Evangelischen Gymnasium in Bad Marienberg. Er lebt seit rund eineinhalb Jahren in Deutschland. Eine rund 2 ½ jährige Reise führte ihn von Kabul aus durch den Iran, die Türkei, Griechenland und Italien. Über Hamburg, das Aufnahmelager in Trier und Montabaur wurde Idrees nach Bad Marienberg geschickt.
Bad Marienberg. Hier lebt er in einer Wohngemeinschaft mit zwei weiteren Afghanen und einem Syrer. Seit den Sommerferien darf er die Oberstufe des Evangelischen Gymnasiums in Bad Marienberg besuchen. Er spricht schon sehr gut deutsch, weswegen er dem Unterricht recht gut folgen kann. Sein Lieblingsfach ist allerdings Englisch. „Englisch macht Spaß, weil ich schon Englisch kann“, lacht Idrees. „Ich komme sehr gern zur Schule. Die Schüler und die Lehrer sind nett. Ich habe hier sehr viele Kontakte bekommen.“
Insgesamt gehen am Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg zurzeit fünf Asylbewerber zur Schule. Außer Idrees noch drei Syrer und ein Bosnier. Schuldirektor Dirk Weigand hat sich ganz bewusst dafür entschieden, die jungen Menschen an seiner Schule aufzunehmen. „Es ist der diakonische Auftrag einer christlichen Schule ihren Schutzmantel aufzumachen, um ihn Fremden zur Verfügung zu stellen“, sagt er. „Es gab keinerlei Bedenken gegen diese Entscheidung. Unser Träger, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und das Schulreferat haben uns Rückendeckung signalisiert. Die Unterstützung im Kollegium, durch die Schüler und Eltern ist groß.“ Für die ausländischen Schüler sieht Dirk Weigand viele Vorteile durch den Schulbesuch. „Die jugendlichen Asylbewerber sind dankbar für Tagesabläufe, die ihnen Struktur und soziale Kontakte bieten. Nicht zuletzt lernen sie bei uns viele soziale Kompetenzen im täglichen Miteinander, um im Alltag besser zu Recht zu kommen.“
Um die Sprachbarriere abzubauen, die den Jungen den Schulbesuch erschweren, haben nach den Herbstferien Sprachkurse für die Schüler begonnen, die auch für andere Flüchtlinge offen sein sollen. Die Motivation Deutsch zu lernen ist sehr hoch, sagt Gunter Wetzel. Der Diakon und Lehrer ist am Gymnasium für die jugendlichen Asylbewerber verantwortlich, entscheidet, ob sie den Anforderungen gewachsen sind und in welche Klassenstufe jemand aufgenommen werden kann. Für die Deutschkurse konnte Wetzels Kollegin Anna Weck gewonnen werden, die im
Gymnasium Deutsch und Sport unterrichtet und als zusätzliche Qualifikation Deutsch als Fremdsprache studiert hat.
Der zwanzigjährige Idrees möchte in Bad Marienberg bleiben. Er hofft auf eine Chance am Gymnasium weiter zu lernen. „Hier ist es ruhig und friedlich. Dort ist Krieg. Hier ist es viel besser als in Afghanistan.“ In Kabul erwartet Idrees niemand mehr. Seine Eltern sind tot. “Ich möchte eine gute Zukunft haben und die habe ich hier.“ (shg)
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