Zwei Baustellen mit unterschiedlichen Vorgehensweisen
In der Innenstadt von Hachenburg sind zwei Großbaustellen zu beobachten, die Fragen aufwerfen: „Warum gibt es bei privaten und gewerblichen Maßnahmen feste Fertigstellungstermine und bei kommunalen Auftragsvergaben für den Bürger unerklärliche Bauverzögerungen?“
Hachenburg. Seit August vorigen Jahres wird die Innenstadt saniert und umgestaltet. Betroffene Geschäftsinhaber in der Wilhelmstraße, Friedrichstraße und dem Gelände des alten Marktes stöhnen über den ständigen Lärm und Umsatzeinbußen. Verschiedene Veranstaltungstermine sind seit über einem Jahr auf Ausweichgeländen umgesiedelt worden. An diesem Wochenende ist der größte Markt der Region, der Katharinenmarkt, und noch immer ist kein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Als Alternative dazu kann man die Geschwindigkeit erkennen, mit der der Lidl-Markt in der Koblenzer Straße/Ecke Saynstraße umgebaut wird. Dort werden die Kunden darauf hingewiesen, dass die Baustelle am 2. November begonnen wurde und Gebäude und umgestalteter Vorplatz am 2. Dezember bezugsfertig sein sollen.
Mit Sicherheit kein echter Vergleich, weil es unterschiedliche Interessenlagen gibt. Anders als in der Innenstadt, hier ist das Vorwärtskommen der Bauarbeiten für jedermann erkennbar. Hier gibt es Auftraggeber und Unternehmen, die sich an den vorgegebenen Termin halten müssen. Keine Änderung an den Änderungen, keine Einflussnahme von Leuten, die in der Politik das Zepter fest in der Hand haben.
Betrachtet man sich demgegenüber die monatelange Baumaßnahme in der Innenstadt wo die Devise „auf und zu!“ nicht selten erkennbar war. Erst Kanalerneuerung, dann Wasser, Telefon und so weiter. Mit der Konsequenz, dass das Frühlingsfest, Löwenfest, die Kirmes, das Kartoffelfest und der Löwenlauf stets durch die Baumaßnahmen gestört waren. Der Termin des Katharinenmarktes, des größten Marktes der Region, ist alljährlich am ersten Wochenende im November. Konnte man nicht wenigstens dafür sorgen, dass die Baustelle nach fast eineinhalb Jahren endgültig angeschlossen werden kann? Wieder einmal im Galoppverfahren waren die Handwerker noch heute darum bemüht, dem erwarteten Publikumsverkehr gerecht zu werden. Selbst die Wilhelmstraße ist nicht bis zum alten Markt komplett fertig gepflastert geworden. So wie es aussieht kann sich auch der Weihnachtsmarkt noch auf „Baustellen“ einstellen. Von der Friedrichstraße – oft als Stiefkind des Werberings bezeichnet – ganz zu schweigen. Dort wird wahrscheinlich noch bis zum Frühjahr 2016 fleißig gearbeitet. Repa
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Dazu ein Kommentar von Reinhard Panthel:
Historische Innenstadt mit modernem Flair?
Zu Recht ist man als Hachenburger stolz auf die gut erhaltene mittelalterliche Bausubstanz in der „Perle des Westerwaldes“ oder wie Hachenburg auch gerne genannt wird: „Rothenburg des Westerwaldes“. Vieles wurde von Privatleuten und der Kommune liebevoll restauriert und für die Nachwelt erhalten. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Sanierungssünden bleibende Schäden am Gesamtbild verursacht haben. Eine ganze Häuserzeile von der Friedrichstraße hinauf zum Toreingang des Schlosses wurde geopfert, um den Wünschen der Bundesbank gerecht zu werden. Zum Glück ist das heute bei Stadtführungen oft bewunderte „Beustsche Haus“ erhalten geblieben, obwohl der Stadtrat schon Abrisspläne hatte. Der störendste Bau auf dem Alten Markt ist ein Geschäftshaus, dessen Fassade und Fenster in mit Aluminium eingefassten Schieferplatten dem gesamten Marktplatz nicht gerade dienlich ist. Und erst nach eineinhalb Jahren erkennen die „Experten“, dass der historische Brunnen auf dem alten Markt für viel Geld saniert werden muss?
Man stelle sich vor, in Rothenburg ob der Tauber kämen Politiker auf die Idee, das historische Stadtbild bei der Neugestaltung des Bodenbelages mit Basaltpflaster in Verbindung mit überdimensionierten hellgrauen Granitplatten zu „verschönen“. Die Hachenburger Politiker finden es schön…. „Im Interesse der Rollator-, Rollstuhlfahrer und der Damen, die mit Pumps besser laufen können….“ Eine Nuance dunkler und nicht ganz so breit hätte die gleiche Wirkung gehabt. Aber man kann es nicht allen Leuten recht machen.
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