Westerwaldkreis gedenkt der Pogromnacht
In vielen Orten des Westerwaldkreises wurde am 9. November der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, auch Reichskristallnacht oder Reichspogromnacht genannt, gedacht. In Höhr-Grenzhausen wurden Erinnerungstafeln eingeweiht.
Höhr-Grenzhausen. Die Kannenbäckerstadt hat am Montagabend, dem 9. November insgesamt 24 Keramiktafeln, die die Namen der jüdischen Mitbürger zieren, die dem Naziregime zum Opfer gefallen sind, ihrer Bestimmung übergeben. Die Idee hierzu kam vor zwei Jahren bei den seinerzeitigen Feierlichkeiten zur Pogromnacht auf.
In der Diskussion um die Umsetzung wurde die Mauer am Stadtpark von Höhr-Grenzhausen festgelegt. Dort befindet sich schon eine Gedenktafel, die 1995 angebracht wurde. Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums wurden in unterschiedlichen Projektarbeiten in die Ausgestaltung des Mahnmals mit einbezogen. Die keramischen Platten wurden dann in einer Projektarbeit des Gymnasiums im Kannenbäckerland hergestellt. Im Unterricht der Ernst-Barlach-Realschule plus erfolgte die Aufarbeitung der Biografien der damaligen jüdischen Mitbürger.
Die Schülerinnen und Schüler lasen die Biografien bei der Gedenkfeier vor und stellten jeweils ihre Kerze auf die Keramikplatte. Stadtbürgermeister Michael Thiesen fand es gut, dass „die Namen der jüdischen Mitbürger jetzt in die Öffentlichkeit gebracht werden und ein zentraler Ort der Erinnerung entsteht“.
Verbandsbürgermeister Thilo Becker zitierte das Grundgesetz in Bezug auf Freiheit und Asyl. „Wir müssen aufpassen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt“, sagte Becker. Stammtischparolen und Giftmischern erteilte er eine klare Absage. Er hielt es für sehr wichtig, den jungen Menschen die Folgen von Hass und Verfolgung aufzuzeigen, damit sie für unsere demokratischen Grundordnungen auch in Zukunft einstehen. Viele Schüler und junge Leute waren bei der Gedenkfeier anwesend.
Aus Bad Ems war der Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde, Joseph Pasternak, gekommen. Er trug ein Gebet in Hebräischer Sprache vor. Ferner wurde eine Audiosequenz einer Zeitzeugin vorgespielt und Aufzeichnungen von mittlerweile verstorbenen Zeitzeugen verlesen. Am Ende stellten viele der zahlreichen Anwesenden ihre Kerze auf oder zu den Gedenktafeln. Leider löschte der starke Wind etliche Kerzen aus. Dies veranlasste die Pfarrerin darauf hinzuweisen, wie zerbrechlich das Licht doch sei. (woti)
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