Herbert Knebels Affentheater rockte Montabaur
Zum 25-jährigen Jubiläum bietet das Westerwälder Kleinkunstfestival „Folk and Fools“ ein besonders hochklassisches Programm. Am Freitag, 20. November brachten die „Männer ohne Nerven“ von Herbert Knebels Affentheater mit ihrer Musikcomedy Stimmung in die Stadthalle. Am Samstag werden gleich drei Stars auf der Bühne erwartet: „The London Quartett“, „Duel“ und „Caladh Nua“.
Montabaur. Herbert Knebel, Ozzy, Ernst und Trainer bilden die Affenbande mit Hemden, Wollstoffhosen und Hosenträgern. Herbert hat wirklich Nerven, deshalb ist er unersättlich und gnadenlos in allen Lebenslagen. Aber Mitstreiter Ozzy nimmt Pillen und Trainer hat Lampenfieber. Herberts Gegenmittel: „Sing ein schönes Lied, das hilft immer. Hauptsache, die Musik fetzt.“ Der Titel „Wir tun euch jetzt rocken“ auf die Melodie von „We will rock you“ rockte und fetzte total. Wer Herbert Knebel nur mit Programmausschnitten vom Fernsehen kannte, war überrascht und begeistert von der enormen musikalischen Kompetenz des Quartetts. Der rockende und Hüften wackelnde Herbert kam dadurch ins Schwärmen von früher, als die wilden heißen Jugendlichen das ganze Wochenenden in der Eisdiele verbrachten, weil dort die einzige „Juck box“ stand. Das Gerät erklärte Herbert den Jüngeren als 100 Kilogramm schwerer I-Pod mit Singles, alleinstehenden Schallplatten mit A- und B-Seiten. Mit den Singles wurden Botschaften an das andere Geschlecht ausgesendet, zum Beispiel mit den Rolling Stones: „Let’s pen the night together.“
Siedlungsking Herbert hatte damals schon eine Band. Mit der deutschen Adaption von „Wild Thing“ – Wahnsinn“!“ philosophierte er sehr überzeugend rockend und tanzend über diese Lebensphase mit Alkohol, Drogen und Rock‘n’roll. Mitten in dieser Ekstase fragte Trainer mit seiner Kinderstimme nach dem Autoschlüssel.
Per Zufall hatte Knebel herausgefunden, dass seine Frau gar nicht schwimmen kann. Kulinarisch sei das Ehepaar international unterwegs, berichtete er in schönstem Ruhrpott-Slang. Zum Beispiel beim Chinesen im Lokus-Garten oder in der französischen Crepiererei. So waren sie auch beim Inder in der Aktionswoche, als der zweite Gast nichts zu zahlen hatte. Es gab die Gewürzstufen „scharf“, „sauscharf“ und „unheimlich scharf“. Da das Essen köstlich aussah, probierte die Gattin von Herberts Gericht, danach lief sie an wie eine Lava-Lampe. „Ein Moment der Gier hat mich wahrscheinlich das Leben gerettet.“ Ein Loblied auf die Essensvielfalt kam zu dem Schluss: „Wurst mit Curry dran, das is et, was man hier gut kann!“
Seine Gattin beriet Knebel beim Kauf von „Kotzmetik“, zur Belohnung erhielt er ein Eis, ein Hörnchen mit zwölf Kugeln Schokoladeeis. Das Eis entwickelte sich beim Kauf von Herrensandalen zur Katastrophenmasse, aber die neuen Sandalen waren dafür kostenlos. Bei dem Gedanken an die Ehefrau, die während des Konzerts zu Hause beim Vorglühen sei, intonierte Knebel: „Liebe ist ein heißes Ding. Dat brennt, dat alte Feuer, dat is ungeheuer“ auf die Melodie „Ring of Fire“.
Das Affentheater spielte eine ganze Reihe flotter Rock-Titel mit meisterlichen Soli. Drummer Trainer stellte danach selbstkritisch fest: „Die Gitarristen waren am Limit.“ Trainer erwies sich beim Stadt-Land-Fluss-Spiel als unschlagbarer Spieler. Sogar mit dem Buchstaben X konnte er alle Rubriken blitzschnell ausfüllen, weil er einst Xylophon-Verleiher in Xanthen war. Dafür wurde ihm das Lied gewidmet: „Unser Trainer ist kein Doofer.“
Dagegen bewies Ozzy seine Virtuosität auf der Gitarre in diversen Soli und wurde angefeuert mit dem Song: „Go, Ozzy, go!“ Bei „Born to be wild“ sang das Publikum den Refrain mit.
Beim Besuch seines alten Kumpels Fred in dessen Alten-Wohngemeinschaft stellte Knebel fest, dass es dort wie in der WG zur Hippie-Zeit zugeht und aussieht, aber mit Pflegebett und Infusionsständer. Die Alten-WG sei ein schönes Modell, aber er bekannte: „Ich geh nie ins Sankt Franziskus“ auf die Melodie von Scott McKenzies „San Francisco“.
Die Zugabe war der „absolute Hammer“: Herbert Knebel als King Elvis im Konfirmationsanzug. Weil er in seiner Trauer um den verstorbenen Elvis fotografiert wurde, machte der Kabarettist die Fotografin des WW-Kuriers an und winkte ihr zum Schluss seiner Schimpftirade zu. „Suspicious Eyes, bekotz I love you too much, Baby.“ Und „You were always on my mind.“ begeisterten das Publikum. Eine weitere Zugabe wurde erklatscht, in der die Künstler dem Publikum ein schönes Lebensmotto mit auf den Weg gaben: „Hauptsache, du bleibst von innen jung.“
Für die Jubiläumsveranstaltung am Samstag, 21. November, gibt es noch ein paar Karten an der Abendkasse. Die Kleinkunstbühne Mons Tabor hat für diesen Abend zwei Gruppen von Flüchtlingen eingeladen. Ein zweites Zeichen setzen die Organisatoren, indem sie ein Modell des in Dernbach geplanten Hospizes mit Spendenbox aufstellen. Ulli Schmidt konnte bereits verkünden, dass das 26. „Folk and Fools“-Konzert am 18. und 19. November 2016 mit dem Top-Act „Drums United“ stattfinden wird. htv
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