Werbung

Nachricht vom 30.11.2015    

„Flucht und Vertreibung“ aus vielen Blickwinkeln betrachtet

Sind Flüchtlinge ein Fluch oder ein Segen? Müssen wir Angst haben vor der aktuellen Situation? Wie verläuft die Asylsuche im Westerwald? Was können wir tun, damit es hier gut läuft und eine gute Integration gelingen kann? Alles Fragen, die die Kinder des Raiffeisen-Campus in Dernbach den zahlreichen Referenten der Diskussionsrunde zu ihrer initiierten Themenwoche „Flucht und Vertreibung“ stellten.

Gelegenheit für Fragen gab es während der Podiumsdiskussion. Die Kinder des Raiffeisen-Campus nutzen diese und stellten den Referenten ihre persönlichen Fragen zur Thematik "Flucht und Vertreibung". Fotos: privat.

Dernbach. Zu Beginn der Gesprächsrunde präsentierte der Fotojournalist Herbert Piel seine Bilder von Flüchtlingsunterkünften in Rheinland-Pfalz, die er in den letzten Monaten besuchte. Beeindruckende sowie erschreckende Fotos und gleichzeitig zufriedene Gesichter, die die 230 Lernerinnen und Lerner dort von Piel in geballten 15 Minuten digital sahen.

Nach diesem emotionsgeladenen Einstieg begrüßte Schulleiter Bernhard Meffert Zahra Deilami (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mannheim), Dr. Andreas Nick MdB (CDU), Inge Rocco (Flüchtlingskoordinatorin und Pastoralreferentin St. Peter in Ketten), Detlef Dillmann (ehemaliger Leiter der Caritas WW-Rhein-Lahn) sowie Winfried Manns (Gemeinde-und Städtebund RLP).

Niemand der Flüchtlinge verlässt seine Heimat freiwillig. Mit dieser Aussage startete die Diskussionsrunde und jeder der Gäste erklärte aus ihrer persönlichen Sicht, wann es für sie Gründe gibt, diesen riskanten Schritt auf sich zu nehmen. Die Antworten waren vielfach, doch gleichzeitig ähnelten sie sich sehr. „Wenn mein Leben in Freiheit, das Leben meiner Familie oder die Ausübung meiner Religion bedroht ist.“ so antwortete Zahra Deilami. Krieg im eigenen Land und keine Sicherheiten sind auch die Gründe des aktuellen Flüchtlingsstroms.

Was ist in der aktuellen Lage zu tun? Diese Frage stellte Schulleiter Meffert ebenso den Referenten. Es sei wichtig, nicht über die Köpfe der Flüchtlinge hinweg zu entscheiden und die einzelnen Schicksale sowie die Begabungen anzuerkennen, erläuterte Inge Rocco und verband dies mit einigen Erlebnissen aus ihren täglichen Begegnungen. „Die Würde des Menschen muss immer beachtet werden.“ Dieser Satz des Grundgesetzes stand stets im Zentrum des Gesprächs. Freizeit mit unseren neuen Mitbürgern verbringen, gemeinsam Fußball zu spielen oder anzusehen, darüber könne die deutsche Sprache leicht vermittelt werden. Dies ist nach Auffassung von Detlef Dillmann ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zu einer gelingenden Integration. Auf die Frage einer Lernerin, ob der Zustrom der Flüchtlinge ein Fluch oder Segen sei, antwortete Winfried Manns, dass es an uns allen liege, mit der Situation umzugehen. Dr. Andreas Nick ergänzte und sagte, dass es wichtig sei, dass die Flüchtlinge rasch die deutsche Sprache lernen, hier arbeiten können, ihren geregelten Tagesablauf besitzen und sich in ihrem neuen Wohnort wohlfühlen. Zahra Deilami unterstrich dies und berichtete aus ihren eigenen Erfahrungen. „Wir müssen ganz normal und unverkrampft mit den Neuankömmlingen umgehen, über alltägliches mit ihnen sprechen. Jeder hat sein Lebenskapital, Respekt und Höflichkeit, die muss jeder nach außen tragen und auch so handeln.“ so Deilami.

Das lange Warten auf eine Registrierung war auch Thema, hier sei aktuell schlicht eine Überforderung festzustellen, sagte Manns. Aber der Bund habe schon einiges auf den Weg gebracht und man müsse abwarten, wie rasch die neuen Regelungen greifen, erklärte Manns. Detlef Dillmann hatte Anträge dabei, die er den Kindern im Forum des Raiffeisen-Campus zeigen konnte. „Diesen Stapel muss jeder Asylsuchende ausfüllen, bevor anerkannt wird. Es gilt zwischen Flüchtlingen zu unterscheiden, die anerkannt sind und welche, die darauf warten. Dabei ist mir nicht begreiflich, wieso diese Anträge nur auf deutscher und nicht in arabischer Sprache auszufüllen sind.“ mahnte Dillmann an.



Inge Rocco machte auf die Problematik aufmerksam, dass es leichter sei, aktuell Paten für Menschen aus Pakistan oder Syrien zu finden im Vergleich zu Flüchtlingen aus den Balkanstaaten. Hier sei in der Bevölkerung zu merken, dass es einen Unterschied in der Wahrnehmung von Kriegs-oder Wirtschaftsflüchtlingen gebe.

Dr. Andreas Nick lobte die zahlreichen Ehrenamtler und die Kommunen, die tagtäglich vor Ort für eine reibungslose Organisation des Alltags sorgen. Auf die Frage, ob wir in Deutschland Angst haben müssten, wie es eine Lernerin des Raiffeisen-Campus den Bundestagsabgeordneten Nick fragte, machte dieser deutlich: „Nein, wir haben zwar große Herausforderungen, aber Angst vor der Situation haben müssen wir nicht. Jedoch bereitet es mir große Sorgen, was das Klima in unserer Gesellschaft angeht. Wir müssen mutig sein, und offen gegen die Hassparolen eintreten. Die Flüchtlinge nehmen uns gewiss nichts weg!“

Ein ganz besonderer Moment war am Ende der Diskussionsrunde zu erkennen, indem die Kinder des Raiffeisen-Campus selbst sagten, dass sie den Flüchtlingen im Kreis helfen möchten und aktiv dafür etwas tun wollen. Die Projektleiterin der Themenwoche, Jenny Groß, zeigte sich gemeinsam mit Schulleitung und Kollegium besonders erfreut. So wird dem Wunsch der Kinder gerne nachgekommen und eine Teilnahme am Nikolauslauf der Firma Münz ist bereits organisiert. „Besser als mit diesem sehr intensiven Projekt, das auch praktische Hilfe für Flüchtlinge in unserer Region hervorbringt, können wir als kleine Schule den Anliegen der Kinder nicht gerecht werden. Die Empathie und das große Interesse unserer Schulgemeinschaft ist den Aufwand allemal wert.“ sagt die projektverantwortliche Pädagogin Jenny Groß.

Schulleiter Bernhard Meffert zog am Ende der Veranstaltung ein sehr positives Fazit und freute sich, dass die Themenwoche so viel Anklang und Motivation zur aktiven Hilfe bei den Kindern fand. „Wir alle haben es in der Hand, dass wir zu einem gelingenden Miteinander beitragen und mit den uns zu Verfügung stehenden Möglichkeiten die Integrationsbemühungen mitbegleiten.


Lokales: Wirges & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Wirges auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Theaterstück „Die große Nein-Tonne“: Kinder stärken und schützen

Hachenburg. Das Theaterstück drehte sich um die Frage: "Was gehört in die große Nein-Tonne?" Zusammen mit den Darstellern ...

Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Neuer Headcoach der Fighting Farmers Montabaur: Tino von Eckardt tritt am 1. Dezember an

Montabaur. Der A-Lizenz-Trainer Tino von Eckardt bringt eine beeindruckende Karriere von 40 Jahren als Spieler und Trainer ...

Mehrere Verkehrsunfälle in Westerburg - Drogenbeeinflussung und unangepasste Bereifung als Ursache

Region. Gegen 12.15 Uhr kam es zu einem Unfall auf der K34 zwischen Hof und Stein-Neukirch. Ein 21-jähriger Mann verlor in ...

Unfall durch Schneeglätte und Sommerreifen - E-Auto erfordert aufwendige Bergung

Wittgert/Wirscheid. Um 23.50 Uhr kam es auf der L 306 zwischen Wittgert und Wirscheid zu einem Verkehrsunfall. Der allein ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Gegen den Trend: Mehr Komasäufer im Westerwaldkreis

Montabaur. Die Zahl alkoholbedingter Klinikaufenthalte von Kindern und Jugendlichen ist im Westerwaldkreis entgegen dem bundesweiten ...

Jugendparlament in Hachenburg stellt sich neu auf

Hachenburg. Jugendtaxi, Endlich-18-Empfang und der Umbau des Jugendzentrums waren nur einige der Themen, die dem Verbandsgemeinderat ...

BUND fordert: Energiewende retten!

Hachenburg. Die beiden Referenten forderten wirksamere Maßnahmen im Bereich Kohleausstieg, 100 Prozent Erneuerbare, Verkehr ...

Maler unterstützt ehrenamtliche Helfer im Hohen Westerwald

Rennerod. Für den Kunstinteressierten eine gute Gelegenheit ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk mit hoher Qualität zu ...

Mons-Tabor-Bad wegen Grundreinigung geschlossen

Montabaur. „Das geht nur, wenn wir keinen Badebetrieb haben“, sagt Badleiterin Ellen Eberth-Pöhler, die die jährliche Grundreinigung ...

L 306 Bendorf/Sayn – Stromberg: Vollsperrung aufgehoben

Bendorf. Mit Aufhebung der Sperrung wird auch die Ampelanlage auf der Kreisstraße 115 zwischen Isenburg und Stromberg, die ...

Werbung