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Nachricht vom 01.12.2015    

Kindliches Stottern: Sendung mit der Maus greift Thema am KKM auf

Es ist sein erster großer Fernsehdreh. Und doch wirkt es, als würde Yannik diese Sache mit der Kamera und dem Mikrofon schon seit vielen Jahren machen. Der 11-Jährige ist an diesen zwei Tagen der Hauptdarsteller bei den Dreharbeiten am Katholischen Klinikum Koblenz Montabaur.

Dreharbeiten für die Sendung mit der Maus. Fotos: Katholisches Klinikum Montabaur.

Montabaur. Yannik stottert. Und war schon mehrfach für eine Therapie in der Praxis für Logopädie am Marienhof in Koblenz. Weil Yannik anderen Kindern, denen es wie ihm geht, Mut machen möchte, hatte er spontan zugesagt, als er gefragt wurde, ob er bei der „Sendung mit der Maus“ mitmachen würde – eine der erfolgreichsten Kindersendungen im deutschen Fernsehen. Generationen von Fernsehzuschauern wurde und wird hier mit Lach- und Sachgeschichten sowie mit Wissensfilmen die Welt erklärt. Christoph Biemann, seit dem Jahr 1983 eines der Gesichter der Sendung, hat sich diesmal ein ganz spannendes Thema vorgenommen: Kinder, die stottern.

„Ich bin durch einen Zuschauer auf dieses Thema aufmerksam gemacht worden“, sagt Biemann. Der Mann, der am „Set“ das Sagen hat. „Und bitte!“ Wenn Biemann sagt, dass die Kamera läuft, dann ist das für Yannik das Startsignal. Die erste Einstellung: eine Therapieszene in der Logopädiepraxis am Marienhof. Eine Situation, die Yannik kennt – obwohl er mit seiner Familie gar nicht aus der Region kommt. Yanniks Mutter Dorothee Rickert ist HNO-Ärztin am Marienhospital in Stuttgart. „Ich betreue bei uns die stotternden Patienten und lese entsprechende Literatur“, sagt Dorothee Rickert. „Ich kannte daher auch Dr. Patricia Sandrieser – die Spezialistin für kindliches Stottern in Deutschland.“ Dr. Sandrieser, Diplom-, Lehr- und Forschungslogopädin, leitet die Abteilung Logopädie am Katholischen Klinikum.

Als sich das Stottern bei Yannik in jungen Jahren immer mehr häufte, meldete ihn seine Mutter zu einer „Intensiv-Stottertherapie“ am KKM an. „Zu diesem Zeitpunkt ging Yannik einmal in der Woche für eine dreiviertel Stunde zur Therapie, aber sein Stottern wurde immer schlimmer.“ Die Familie aus Hildrizhausen – zwischen Tübingen und Stuttgart gelegen – schickte Yannik zu einer Intensivtherapie nach Koblenz. „Das hat ihm sehr gut getan“, erinnert sich seine Mutter. „In der Kindergruppe hat er Gleichaltrige kennengelernt, die stottern. Von diesem Austausch hat er extrem profitiert. Stotternde Kinder entwickeln häufig eine ausgeprägte Sprechhemmung - ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer rauskommt.“

Drei Mal war Yannik mittlerweile für eine Woche zur Intensivtherapie im Team von Dr. Patricia Sandrieser zu Gast. Sie war es auch, die nach der Anfrage des WDR zum Dreh für die „Sendung mit der Maus“ mit Yannik und vier weiteren Familien Kontakt aufnahm. Alle sagten spontan zu. Das WDR-Team entschied sich für Yannik. „Er war sofort Feuer und Flamme“, berichtet Dorothee Rickert. Einige Male tauschten sich Yannik und seine Therapeutin über die Dreharbeiten aus. „Yannik war es wichtig, über das Stottern zu informieren. Er hat sich schon mit vier Jahren über Menschen aufgeregt, die keine Ahnung von Stottern hatten und ihm mit Vorurteilen begegnet sind“, sagt seine Mutter. „Der hat doch eine Psychomacke“ oder „Wer stottert, ist blöd“ – das bekam Yannik leider nicht nur einmal zu hören.



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Die Therapieszenen in der Logopädiepraxis sind mittlerweile „abgedreht“. Jetzt geht es in den Marienhof. Yannik soll sich im Kiosk ein Brötchen kaufen. Den Alltag trainieren. Und sich vorbereiten auf den zweiten Drehtag. Dann wird er in der Klasse 7a des Eichendorff-Gymnasiums in Koblenz zu Gast sein und mit den Schülern über das Stottern sprechen. „Die Methode, wie hier den Kindern geholfen wird, fand ich sehr interessant“, sagt Autor Christoph Biemann in einer Drehpause. „Viele Leute wissen ziemlich wenig über Stottern. Yannik ist total souverän, auch vor der Kamera. Er wirkt völlig ausgeglichen und ist damit ein Paradebeispiel. Er zeigt uns eindrucksvoll: Stotternde Menschen stottern nur, mehr nicht. Sie sind nicht anders. Mit diesem Vorurteil wollen wir aufräumen.“

Drehtag 2. Jetzt geht es in die Schulklasse. Dass er am Vortag schon mal hier war und die Gleichaltrigen kennengelernt hatte, hilft ihm in diesem Moment sehr. Auch Christoph Biemann traf er in Koblenz nicht zum ersten Mal. Das Gesicht der „Sendung mit der Maus“ hatte Yannik wenige Tage vor dem Dreh bereits daheim in Hildrizhausen besucht. Das Eis war nach anfänglicher Nervosität schnell gebrochen. „Es macht total Spaß“, sagt Yannik, nachdem auch die Szenen in der Schulklasse im Kasten sind. Bleiben nur noch ein paar Einstellungen beim Basketball. „Ich war am Anfang vielleicht ein bisschen unsicher, aber das hat sich schnell gelegt. Das Team von der Sendung mit der Maus war wirklich klasse“, sagt der junge Hauptdarsteller.

„Yannik hat das wirklich toll gemacht“, freut sich auch Patricia Sandrieser. „Selbst, als wir manche Szenen aus verschiedenen Perspektiven wiederholen mussten, hat ihn das nicht gestört. Er hat das ganz souverän gemacht und gibt mit diesem Film hoffentlich ganz vielen Kindern jede Menge Mut.“ Bemerkenswert: „Seit Yannik vor zwei Wochen von dem Termin für den Dreh erfahren hat, stottert er fast nicht mehr“, sagt seine Mutter am Rande der Filmaufnahmen. „Er spricht so flüssig wie noch nie. Das Stottern ging rapide zurück.“ Als an diesem Tag die letzte Klappe fällt, das Team alles im Kasten hat, strahlt Yannik über das ganze Gesicht. Zwei Tage vor der Kamera haben eine Menge Spaß gemacht. Jetzt beginnt das Warten auf den Sendetermin, der noch nicht feststeht. Sicher ist aber schon jetzt: Es hätte keinen besseren Hauptdarsteller geben können als den kleinen, großen Mutmacher Yannik.


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