Montabaur soll (noch) schöner werden
Montabaur hat sich was vorgenommen: Im Jubiläumsjahr „725 Jahre Stadtrechte“ soll das Thema Stadtsanierung einen neuen Anschub erhalten. Dabei geht es um die Erweiterung des bestehenden Sanierungsgebietes in der Altstadt und um neue Ansätze, wie die Bereiche Wohnen, Handel, Freizeit und Kultur in der Innenstadt gestärkt und verbessert werden können.
Montabaur. Dazu gab es im letzten Herbst eine vorbereitende Untersuchung und die Stadt hat es geschafft, in das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“ aufgenommen zu werden. Im Rahmen der Einwohnerversammlung informierte Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland über die Untersuchung und die daraus entwickelten Ansätze.
Vorgeschichte und vorbereitende Untersuchung: Das erste Programm zur Altstadtsanierung in Montabaur wurde 1973 gestartet. Im Jahr 2008 wurde das Nachfolgeprogramm aufgelegt und ein neues Fördergebiet hinterlegt. Nun stehen eine neue Stufe und eine weitere erhebliche Erweiterung an. Alle Programme basieren auf dem Zusammenspiel öffentlicher und privater Maßnahmen, die wiederum durch öffentliche Zuschüsse gefördert werden. „Deshalb war es für uns so wichtig, dass wir in das Programm „Aktive Stadtzentren“ aufgenommen werden. Denn so werden die städtischen Maßnahmen mit Bundes- und Landesmitteln ergänzt und wir können Fördergelder an private Investoren weitergeben“, erläuterte Wieland die Vorteile. „Natürlich müssen wir auch unseren Eigenanteil einbringen.“ Das Förderprogramm läuft noch acht Jahre.
Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm „Aktive Stadtzentren“ war eine vorbereitende Untersuchung, die auch eine Bürgerbefragung umfasste: In einem rund 30 Hektar großen Gebiet, das sich grob zwischen Stadthalle und Altem Bahnhof erstreckt und auch die Eichwiese und den Konrad-Adenauer-Platz umfasst, erhielten alle Anwohner, Eigentümer und Geschäftsleute einen ausführlichen Fragebogen. Anhand der Fragen konnten sie ihre Einschätzungen zu den Themen Wohnsituation und Wohnumgebung, Büro- und Geschäftsräume, Mobilität, Einkaufen und mögliche Bau- oder Sanierungsabsichten abgeben sowie Verbesserungsvorschläge machen. Zusätzlich erstellten die Stadtplaner vom Büro Stadt-Land-plus aus Boppard, welches das Sanierungsprojekt begleitet, eine ausführliche Bestandsaufnahme aller in dem Gebiet liegenden Gebäude und öffentlichen Flächen. Ziel der vorbereitenden Untersuchung war es, ein Sanierungsgebiet von rund 25 Hektar zu definieren und in diesem Gebiet Handlungsansätze aufzuzeigen. „Montabaur ist ein starker Wohnort und ein starker Arbeitsort, beides weiterhin mit steigender Tendenz. Und es gibt eine sehr bunt gegliederte Stadtlandschaft, an der sich das schnelle Wachstum leicht ablesen lässt. “fasste Friedrich Hachenberg von Stadt-Land-plus die Untersuchungsergebnisse zusammen. Und weiter: „Montabaur ist Vielfalt. Es gilt nun die Vielfalt zu organisieren und zusammen zu führen.“
Die nächste Aufgabe sei es nun, ein so genanntes „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept“ (Istek) zu erstellen, das als Handlungsleitfaden für alle nun anstehenden privaten und öffentlichen Maßnahmen gilt. Ein Istek ist eine der Bedingungen für das Förderprogramm „Aktive Stadtzentren“.
Infokasten: Bürgerbefragung – Ergebnisse im Überblick
• 30 Prozent Rücklaufquote insgesamt – gute 50 Prozent bei den Eigentümern
• 152 geplante private Maßnahmen (bei 180 Eigentümern)
• 64 von 180 Gebäuden haben Sanierungs- oder Modernisierungsbedarf
• 25 Prozent mit Verkaufsinteresse, 40 Prozent mit Ankaufsinteresse
• 63 Prozent der Betrieben haben keine Modernisierungen geplant
• Betriebsentwicklung: 41 Prozent gaben „aufstrebend“ an
• 53 Prozent der Betriebe wünschen sich mehr PKW-Stellplätze
• Mobilität in der Freizeit: 70 Prozent gehen zu Fuß
• Mobilität zum Arbeitsplatz: 42 Prozent zu Fuß; 50 Prozent Auto, 9 Prozent Bahn
• Verbesserungsvorschläge: Grünräume schaffen, Leerstand beheben, Verkehr verbessern, Müll-Entsorgung anders organisieren, mehr Parkplätze
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Ideen und Ansätze: Viele Aha-Erlebnisse bescherten Friedrich Hachenberg und sein Mitarbeiter Norman Kratz den Montabaurer Bürgern mit den Erkenntnissen ihrer Stadterkundung. Ein Beispiel: Schloss Montabaur ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Aber wenn man sich in der Stadt bewegt, dient es kaum noch der Orientierung, weil an vielen Stellen die Sichtbeziehungen fehlen. „Wer im Sommer die Bahnhofstraße entlang fährt und sich nicht auskennt, hat keine Ahnung, dass er sich gerade unmittelbar unterhalb des Schlosses befindet. Das ist schade“, zeigte Norman Kratz auf und schlug vor, die Sichtbeziehungen zu prüfen und den Schlossberg als innerstädtische Parkanlage aufzuwerten. Mit Fotos, die die unscheinbaren und teils unattraktiven Einstiege in den Schlossberg entlang der Bahnhofstraße zeigten, machte er den Handlungsbedarf deutlich.
Anderes Beispiel: Den Schwedenturm unterhalb der Seniorenresidenz Azurit bezeichnete Kratz als „Schatz im Abseits“. Er regte an, außen an der Stadtmauer einen langen begehbaren Balkon vom Turm „Schiffchen“ an der Judengasse bis hin zum Schwedenturm anzubringen, um so die Türme und die Mauer selbst aufzuwerten. Oder zumindest kleine Aussichtsplattformen einzurichten, „um die mittelalterlichen Kleinode für Besucher und Bewohner hervor zu heben“. Um die markanten Gebäude und Plätze besser in Szene zu rücken, schlug Kratz einen Licht-Masterplan vor, mit dem man bei Nacht gezielt Hingucker schaffen und Akzente setzen kann. Ebenso mahnte er ein Gesamtkonzept für das Stadtmobiliar wie Bänke, Mülleimer und Schilder an.
„Es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck“. Mit dieser Feststellung begann Norman Kratz seine Ausführungen zum Stichwort Stadteingangsportale. „Es ist für Besucher der Stadt kaum zu erkennen, wo der Innenstadtbereich beginnt, wo es zum Zentrum geht.“ Wie die eigene Haustür solle man diese Portale einladend gestalten und deutlich machen „Hier geht’s rein“. So wie die Bewohner eines Hauses sich über eine schöne Haustür freuen, ist auch für die Einwohner einer Stadt ein schönes Eingangsportal ein Mehrwert. Starken Handlungsbedarf sieht Stadt-Land-plus vor allem bei den Stadteingängen Alleestraße / Eichwiese, Alleestraße / Allmannshausen, Fröschpfortstraße / Hospitalstraße und Konrad-Adenauer-Platz. Bei der Gestaltung der Portale müsse man darauf achten, dass die ankommenden Fuß- und Radwege als Hauptachsen fortgeführt würden und dass sich die Grünzüge (Beispiel Fröschpfortstraße) in den Innenstadtbereich hinein fortsetzten. Die Bürgerbefragung habe ergeben, dass sich viele Menschen mehr Grün und mehr Ruhezonen in der Innenstadt wünschen. „Es gilt, überall die Aufenthaltsqualität zu stärken“, fasste Friedrich Hachenberg zusammen und zeigte anhand der Bahnhofstraße auf, wie das aussehen könnte: Neben der Aufwertung des Schlossbergs zum Bürgerpark könnte der Stadtbach entlang der Bahnhofstraße in Teilen freigelegt und neben den Wasserläufen Bänke und Spielgeräte aufgestellt werden.
Die Präsentation des Planungsbüros enthielt noch zahlreiche weitere Ideen und Ansätze für verschiedene Ecken der Stadt. Die gesamte Präsentation kann man im Internet einsehen unter www.montabaur.de.
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