Deutschland, wunderliches Wirtschaftsland
Fast 50 Unternehmer waren der Einladung zum „BVMW Meeting Mittelstand“ am 24. Februar im Technikum der Gebrüder Kemper GmbH in Kreuztal zu dem Thema: „Deutschland, wunderliches Wirtschaftsland – Wirtschaft und Bildung nach gesundem Menschenverstand“ gefolgt.
Olpe. „Ich verspreche Ihnen heute einen interessanten Abend in Sachen Politik, aber einen ohne die sonst üblichen Wahlkampfsätze, wenn Politiker auftreten. Heute geht es nur um Politik nach gesundem Menschenverstand“, so begrüßte Rainer Jung, heimischer Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) fast 50 Unternehmer zum „BVMW Meeting Mittelstand“ am 24. Februar im Technikum der Gebrüder Kemper GmbH in Kreuztal zu dem Thema: „Deutschland, wunderliches Wirtschaftsland – Wirtschaft und Bildung nach gesundem Menschenverstand“. Dr. Wieland Pavel, Technischer Geschäftsführer des Gastgebers, hieß die Mittelständler aus dem Großraum Siegen mit den angrenzenden Kreisen Olpe, Altenkirchen und Lahn-Dill-Kreis willkommen und stellte das Olper Vorzeigeunternehmen vor.
Vinzenz Baldus, Trainer, Texter und Autor, kündigte selbst seinen Vortrag als Provokation, Inspiration und Motivation an. So kam es denn auch: „Die Wirtschaftskultur des Landes hält eine Nation zusammen“, so seine These. Er hält Deutschlands Wirtschaft für die stärkste der Welt, hat aber Bedenken, dass dies nur so bleiben kann, wenn grundsätzliche Einsichten wiedergewonnen werden. Statt die Welle der Veränderung zu nutzen, sieht Baldus Deutschland und seine Bürger in der Komfortzone. Immer mehr Menschen glauben, dass Mutti Kanzlerin und Vater Staat für sie sorgen. Nur Ehrgeiz erzeugt Spitzenleistungen; stattdessen sieht Baldus den Trend zu dem uralten Sozialistentraum: Wachstum durch Sozialleistungen. Doch nicht ein Mehr an Sozialleistungen führt in eine gute Zukunft, sondern ein Mehr an Spitzenleistungen. Als Beweis stellt er die Frage nach einem sozialistischen Wohlfahrtsland – Fehlanzeige. Deshalb Baldus: „Wir haben den gesunden Menschenverstand seit Jahren konsequent aus unserem Land vertrieben. Wir müssen ihn unbedingt wieder hereinlassen.“
Die Politik sollte dem Volk endlich sagen, was Not tut, nicht, was ihm gefällt und ihm zu suggerieren, dass das Paradies auf Erden durch „Gott-Vater Staat“ zu erreichen ist. Der gescheiterten sozialistischen Murks-Wirtschaft stellt er die soziale = faire Marktwirtschaft gegenüber, gestaltet von eigenmotivierten Menschen mit Freude an Spitzenleistungen.
Das oberste Ziel vieler Deutschen, es „endlich hinter sich zu haben und in Rente oder besser in Pension zu gehen“ wird verhängnisvoll von der Politik gefördert. Statt Burn-out fordert der Referent als Life Balance „Burn-on“ durch Lust, Liebe und Leidenschaft.
Sodann prangert er die Politik und Doppelzüngigkeit der Gewerkschaften an, die mit ihrer Agitation „ Die Reichen golfen, segeln und greinen – die Armen bluten, schwitzen und weinen“, anschließend aber als Edelkapitalisten ihr Gewerkschaftsimmobilien-Reich an eine „Heuschrecke“ verkaufen. Von nicht vorhandener Mitbestimmung in ihrem eigenen Haus ganz abgesehen.
Wenn der Mittelstand schlingert, kommt der Gerichtsvollzieher, wenn ein Konzern schlingert, kommt Kanzler oder Kanzlerin, obwohl der Mittelstand fast 80 Prozent der Mitarbeiter beschäftigt und über 80 Prozent aller Azubis ausbildet.
Noch einmal zum „wunderlichen Wirtschaftsland“: 90.000 Gesetze, Verordnungen und Vorschriften machen es den deutschen Unternehmern schwer, Unternehmer zu sein. Statt Entbürokratisieren in Deutschland und Europa schaffe man eine Entbürokratisierungsbehörde.
Stichwort Bildung: statt das Dual-Fach Wirtschaft einzuführen sei man in Kiel auf die Idee gekommen, das Fach „Glück“ einzuführen. Gesunder Menschenverstand ade. Für erfolgreiche Unternehmen und eine erfolgreiche Volkswirtschaft sind nach Baldus „denkende Praktiker“ nötig, denen Disziplin, Pünktlichkeit, Genauigkeit, Hilfsbereitschaft, Leistungsfreude und Lösungsdenken keine Fremdworte sind.
Beim anschließenden Get-together im Kemper-Technikum ergaben sich noch interessante Gespräche und bei einem Betriebsrundgang durch die Gießerei und das Walzwerk für Kupfer- und Messinglegierungen sahen die Teilnehmer noch viele Details über die Herstellung von dünnen NE-Metall-Blechen. (BVMW)