Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung
Das Forum Soziale Gerechtigkeit besuchte die Caritas-Werkstätten in Montabaur. Die Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn mit ihren acht Betrieben haben in der Region ein Alleinstellungsmerkmal: Sie gewährleisten für über 620 Menschen mit geistiger, körperlicher und/oder seelischer Behinderung erfolgreich berufliche Qualifizierung und Teilhabe am Arbeitsleben.
Montabaur. Menschen, denen die Gesellschaft sonst eine solche Teilhabe verwehrt.
Im Rahmen ihrer Reihe „Was macht eigentlich…?“ besuchte jetzt das Forum Soziale Gerechtigkeit die Caritas-Werkstätten in Montabaur.
Die 15 an der Behindertenhilfe besonders interessierten Gäste kamen nach über zwei Stunden zu dem Ergebnis: Der gesetzliche Auftrag, Menschen mit Behinderung, die auf dem Allgemeinen Arbeitsmarkt keine Chance haben, die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, wird hier voll erfüllt. „Der Auftrag wird mit viel Herzblut und Verstand, mit unternehmerischem Denken und rehabilitativem Handeln, aber auch mit Drang zur Innovation und getragen von der Idee der Inklusion umgesetzt“, so das Resümee von Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach).
Zu Beginn begrüßte Geschäftsführer Armin Gutwald die interessierte Delegation und stellte das breite Leistungsangebot in den Bereichen Fertigung, Montage und Dienstleistung vor. „Für Industrie, Handel und öffentliche Auftraggeber bieten wir ein breites Spektrum“, so Gutwald. Die Aktenvernichtung, die Produktionsküchen, der Garten- und Landschaftsbau, die Holz- und Metallbearbeitung sowie der Lebensmittel-CAP-Markt in Hundsangen bieten den Werkstattbeschäftigten vielfältige berufliche Perspektiven. Gemeinsam mit Tanja Sprünker-Eraerds (Leitung Kompetenzzentrum Berufliche Qualifizierung und Integration) sowie Betriebsleiter in Montabaur Martin Sobotta führte er die Besuchergruppe durch ausgewählte Bereiche der Caritas-Werkstätten.
Die Besucher sahen die Fertigung von Wachsformen, die in der Automobilindustrie zur Herstellung von Feingussteilen für Turbolader benötigt werden. Dieses Tätigkeitsfeld, das in „MoDiTec“ von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen bearbeitet wird, verdeutlicht die hohen Ansprüche an Qualität, die die Caritas-Werkstätten für die Industrie erbringen. Der weitere Weg führte in den Zentralen Berufsbildungsbereich. Dort wird die Testmethode „hamet“, die zur Feststellung und Förderung beruflicher Basiskompetenzen der Teilnehmenden eingesetzt wird, vorgestellt. Neben der Kompetenzerhebung finden dort Kurse der beruflichen Bildung, beispielsweise zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz statt.
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Anerkannt wurden von den Gästen besonders die vielen lohnenden Kooperationen mit regionalen Unternehmen, die industrielle Lohnfertigung vor Ort oder in den Produktionsräumen der Caritas-Werkstätten von den dort Beschäftigen ausführen lassen. „Im Jahr 2015 wurden 52 Praktika auf dem Allgemeinen Arbeitsmarkt durchgeführt, 29 Werkstattbeschäftigte waren auf sogenannten dauerhaften Außenarbeitsplätzen in externen Unternehmen tätig und zwei Personen konnten auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt werden.
Abschließend wurde über die Weiterentwicklung der Werkstattarbeit diskutiert. Fazit: die Werkstätten für behinderte Menschen werden auch im Zeitalter der Inklusion noch viele Jahre gebraucht, müssen sich aber dem Wettbewerb weiterhin stellen und ihre Angebote und Strukturen ständig neu ausrichten! So nutzen die Caritas-Werkstätten als zugelassener Träger für Bildungsmaßnahmen nach dem Recht der Arbeitsförderung (AZAV) ihre langjährige Fachkompetenz und ihr Netzwerk um weitere Bildungsmaßnahmen mit Integrationszielen für Menschen mit Behinderung zu etablieren. Seit 2009 sind sie Anbieter der Unterstützen Beschäftigung. In dieser Maßnahme werden junge Menschen von Beginn an in Unternehmen vor Ort qualifiziert und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze werden angebahnt.
„Da sind wir auf einem guten Weg“, meinte Armin Gutwald abschließend. Dabei helfen wird hoffentlich auch das künftige Bundesteilhabegesetz, wie die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler bei einem Besuch der Caritas-Werkstätten vor wenigen Wochen hoffte: „Die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sollen flexibler und personenzentrierter werden sowie die Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt stärker als bisher ermöglichen“.
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