Pia Linz: „Central Park“ – Zeichnungen und Gehäusegravuren
Das Mittelrhein-Museum eröffnet am Freitag, 11. März um 19 Uhr die nächste Kabinettausstellung Pia Linz: „Central Park“ – Zeichnungen und Gehäusegravuren. Gehäusegravuren spiegeln das Wechselspiel zwischen Künstlersicht und Betrachterblick wider. Die Zeichnungen sind eine subjektive Form der Kartografie mit detailreichen Einzelzeichnungen im Koordinatensystem. Während eines New York Stipendiums arbeitet die Künstlerin im »Central Park«.
Koblenz. Pia Linz wurde 1964 in Kronberg im Taunus geboren. Nach dem Abitur studierte sie an der Städelschule in Frankfurt am Main Malerei bei Thomas Bayrle, Johann Georg Geyger, Felix Dröse und Christa Näher, bei der sie auch Meisterschülerin wurde. Sie erhielt verschiedene Stipendien, die sie unter anderem nach Rom, London und New York führten. 1999 arbeitete sie für elf Monate als Stipendiatin des Landes Rheinland-Pfalz im Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems. 2015 wurde sie für ihr Werk mit dem HAP-Grieshaber-Preis der VG Bild-Kunst ausgezeichnet. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Pia Linz findet ihre Motive hauptsächlich im öffentlichen Raum. Das detaillierte Zeichnen vor Ort charakterisiert ihr Vorgehen. Sei es im Park stehend mit dem Zeichenbrett, sei es im Einkaufszentrum in einem „Glashaus“ sitzend, stets wird sie selbst für längere Zeit Teil der gewählten Szenerie. Auf diese Weise werden ihr nicht nur die Orte, sondern auch die Passanten in ihrer täglichen Routine immer vertrauter. Linz’ Werke sind Ausdruck dieser individuellen Annäherung und Aneignung. Durch ihren subjektiven Umgang mit Bildmotiven und Perspektive führt sie dem Betrachter vor Augen, dass die Weltsicht eines jeden stets aus der individuellen Zusammenschau ausgewählter Wirklichkeitsfragmente resultiert.
Der Werkkomplex der Gehäusegravuren spiegelt das Wechselspiel zwischen Künstlersicht und Betrachterblick wider. Dafür begibt sich Pia Linz in ein Gehäuse aus Acrylglas, das zu ihrem temporären Atelier wird. Hier zeichnet sie die Umrisslinien des rundherum Gesehenen 1:1 auf die Wände ab. Boden und Decke werden dabei nicht ausgespart. In den nächsten Arbeitsschritten werden die Zeichenlinien in das Acryl graviert und abschließend schwarz eingefärbt. Der genuine Blick des Künstlers wird für den Betrachter nach dem Verschließen des Gehäuses schwer nachvollziehbar. Er kann nur von außen auf die Darstellung schauen.
Das ursprünglich vertraute Umfeld erscheint im Inneren als eine konservierte fremde Welt, die sich aufgrund der überlagernden Schichten der Acrylglaswände nur allmählich erschließt.
Im Jahre 2005 entwickelte Pia Linz eine subjektive Form der Kartografie, indem sie einen weitläufigen Londoner Park „abzeichnete“. Als Vorbereitung vermaß sie das Areal in Länge und Breite, indem sie es ablief und ihre Schritte zählte. In das so entstandene Koordinatensystem verortete sie ihre detailreichen Einzelzeichnungen, die sie vor Ort anfertigte und mit schriftlichen Notizen zum Beispiel zur Natur, den Parkbesuchern, aufgeschnappten Gesprächen oder Stimmungen versah.
Während eines New York Stipendiums nahm sich die Künstlerin den »Central Park« vor, genauer gesagt dessen südlichen Teil mit Freizeitanlagen und Spielplätzen. Mit dem Ansatz, den Park als „Ganzes“ abzubilden, erwanderte sie das Terrain und hielt auf zahlreichen Einzelblättern ihre Fußgängerperspektive fest, versehen mit schriftlichen Randnotizen, Beobachtungen und Kommentaren. Nach der Übertragung der Zeichnungen in ein multiperspektivisches Gesamtbild verändert sich eigentümlicherweise der Betrachterblick. Aufgrund der planartigen Anlage der Zeichnung entsteht der Eindruck, als schaue man von hoch oben auf das Gelände, das nun als ein in sich geschlossener Kosmos erscheint. Seine Struktur ist nur von weitem zu erfassen. Die Details hingegen, die diesen Kosmos zum Leben erwecken, wollen von Nahem entziffert werden.
Kuratorenführung am Sonntag, 13. März um 15 Uhr mit Matthias von der Bank. Kosten: 3 Euro, ermäßigt 2 Euro, zuzüglich Museumseintritt.