Grüne Welle in Montabaur funktioniert
Es klappt. Im Oktober 2015 wurden die neuen Ampelanlagen in der Innenstadt von Montabaur in Betrieb genommen. Wer mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Stundekilometern fährt, kann auf der grünen Welle durch die Innenstadt fahren ohne anhalten zu müssen. Auf der Hauptachse zwischen Bahnhofstraße und Peterstorstraße werden dabei vier Ampelkreuzungen und zwei Fußgängerampeln passiert, die alle aufeinander abgestimmt sind.
Montabaur. Im Rahmen einer Stadtbegehung haben Verkehrsplaner, Projektbeteiligte der Verwaltung und Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland eine erste Bilanz gezogen, Anregungen der Bürger diskutiert und schließlich einige Details verändert.
Auf der Hauptachse, die von der Bahnhofstraße über die Wallstraße, Wilhelm-Mangels-Straße und Kolpingstraße bis hin zur Petertorstraße reicht, ist es früher häufig zu Rückstaus gekommen, weil Linksabbiegerspuren fehlten und die veralteten Ampeln nicht richtig aufeinander abgestimmt werden konnten. Im Sommer 2015 wurden sämtliche Ampeln erneuert und neue Linkabbiegespuren angelegt oder vorhandene erweitert. „So haben wir unser Ziel „Grüne Welle auf der Hauptachse“ erreicht und können flexibel auf das Verkehrsaufkommen reagieren“, freut sich Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland. In der Regel kann man bei einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Stundenkilometern ohne Stopp die Hauptachse passieren. „Ein schnelleres Tempo von 50 Stundenkilometern können wir nicht realisieren, weil die Ampeln zu dicht hintereinander liegen und man immer genügend Umschaltzeit kalkulieren muss“, erläutert Projektleiterin Christine Kirchhöfer von den Verbandsgemeindewerken.
Während der ersten Probemonate gingen zahlreiche Hinweise von Bürgern bei der Verwaltung ein, die nun in die überarbeitete Ampelsteuerung einbezogen wurden. „Wir arbeiten mit drei Ampelprogrammen abhängig von Wochentag und Tageszeit. Hier haben wir deutliche Anpassungen vorgenommen und hoffen damit, den Anliegen der Bürger gerecht zu werden“, so Kirchhöfer. (siehe Infokasten: Ampelphasen)
Kopfzerbrechen bereitete den Verkehrsplanern die Ampelkreuzung Wallstraße / Freiherr-vom-Straße / Wilhelm-Mangels-Straße und Ausfahrt Tiefgarage Nord. Nach Abwägung aller Details hat sich die Arbeitsgruppe entschieden, die dortige Ausfahrt der Tiefagarage Nord dauerhaft geschlossen zu lassen. Früher hatte diese Ausfahrt eine eigene Grünphase, das heißt der Verkehr auf den drei angrenzenden Straßen wurde angehalten, wenn jemand die Tiefgarage Nord verlassen wollte. Das steht der Maxime der grünen Welle auf der Hauptachse entgegen. Vorübergehend war im November die Ausfahrt wieder freigegeben und die Grünphase parallel zur gegenüber liegenden Freiherr-vom-Stein-Straße geschaltet. „Das hat zu gefährlichen Situationen und einigen Beinah-Unfällen auf der Kreuzung geführt. Gerade morgens und mittags sind hier viele Schüler unterwegs. In Absprache mit der Polizei haben wir schon nach wenigen Tagen die Ausfahrt wieder dicht gemacht. Sicherheit geht vor“, berichtet die Stadtbürgermeisterin. Die Ausfahrt aus der Tiefgarage Nord ist künftig nur noch über den Steinweg möglich. „Wir wissen, dass dort oft die Straße zugeparkt und dadurch der Verkehrsfluss stark behindert wird. Das Ordnungsamt ist täglich vor Ort“, beschreibt Wieland die aktuelle Situation und appelliert „Bitte nutzen Sie die umliegenden Tiefgaragen und Parkplätze, wenn Sie etwas in dem Bereich erledigen wollen.“
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Schwierigkeiten gab es während der Probephase auch an der Kreuzung Peterstorstraße / Gelbachstraße / Kolpingstraße und Koblenzer Straße. Dort kam es zum einen immer zu erheblichen Rückstaus in der Gelbachstraße, wenn am Wochenende die Gottesdienste an der Pfarrkirche St. Peter zu Ende waren und die Besucher mit dem Auto nach Hause fahren wollten. Dem wurden mit einer Anpassung der Zeiten für die verkehrsabhängige Ampelsteuerung entgegen gewirkt (siehe Infokasten). Zum anderen gab es ein Problem mit den Kontaktschleifen, die in der Gelbachstraße unter dem dicken Kopfsteinpflaster liegen und nicht, wie bei Asphaltfahrbahnen, wenige Zentimeter unter der Oberfläche. Diese Kontaktschleifen reagieren nicht, wenn dort ein Fahrrad- oder Mofa-Fahrer steht, weil diese zu leicht sind. Nun wird es dort zusätzlich eine radargestützte Überwachung geben, damit auch Radfahrer eine grüne Ampel bekommen können.
Einige Bürger hatten auch den Wunsch geäußert, man möge die Ampeln wie früher wieder in der Nacht ganz ausschalten. So könne die Stadt auch Energie sparen. Diese Anregung wurde von der Arbeitsgruppe nicht aufgegriffen. „Wenn die Ampeln ausgeschaltet sind, wird mehr gerast in der Stadt und das Unfallrisiko erhöht sich“, sagt Christine Kirchhöfer und weist darauf hin, dass die neuen Ampeln mit sehr sparsamen LED-Lampen ausgerüstet sind. Die neuen Fußgängerampeln sind außerdem für blinde und sehbehinderte Verkehrsteilnehmer ausgelegt. Das permanente Klack-Geräusch zeigt ihnen an, wo die Ampeln stehen.
Infokasten Ampelphasen:
Um das Ziel „Grüne Welle auf der Hauptachse“ zu erreichen und gleichzeitig flexibel auf das Verkehrsaufkommen zu reagieren, erfolgt die Ampelschaltung in drei festen Programmen
1. Zu den Stoßzeiten montags bis freitags jeweils von 6 bis 9 Uhr und von 16 bis 18 Uhr beträgt die Umlaufzeit je Kreuzungspunkt 75 Sekunden, das heißt jeder Verkehrsteilnehmer auf der Hauptachse, den Nebenstrecken oder als Fußgänger muss maximal 75 Sekunden auf das nächste Grün warten.
2. An Werktagen montags bis freitags jeweils von 9 bis 16 Uhr sowie von 18 bis 20 Uhr (also außerhalb der Stoßzeiten) beträgt die Umlaufzeit je Kreuzungspunkt maximal 60 Sekunden.
3. In den Nachtstunden von 20 bis 6 Uhr und am kompletten Wochenende samstags und sonntags erfolgt die Ampelsteuerung vollständig verkehrsabhängig. Dann stehen die Ampeln auf der Hauptachse immer auf Grün. Wenn nun ein Verkehrsteilnehmer aus einer Nebenstraße auf die Hauptachse einbiegen oder diese queren will, löst er durch die Kontaktschleife im Boden eine Grün-Anforderung aus. Dann dauert es noch wenige Sekunden Umschaltzeit bis die Ampel der Hauptachse Rot zeigt und die Nebenstrecke mit Grün freigegeben hat.
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