26 Flüchtlinge absolvieren erfolgreich Sprachkurs
Abdalgalil Talgo ist seinem Ziel in den vergangenen Monaten ein großes Stück näher gekommen: Der syrische Flüchtling hat in seiner Heimat drei Semster lang Zahnmedizin studiert. Dann floh er nach Europa und träumt seitdem davon, sein Studium wieder aufzunehmen und Zahnarzt zu werden. „Aber das geht nur, wenn ich deutsch spreche“, sagt er – auf Deutsch.
Selters. Denn der 21-Jährige ist einer von 26 syrischen Flüchtlingen, die in Selters nun einen Sprachkurs erfolgreich absolviert haben. Seit Dezember 2015 haben Abdalgalil Talgo und seine Landsleute fünf Tage pro Woche für jeweils fünf Stunden im Selterser „Haus der Kirche“, dem Sitz des Evangelischen Dekanats, unsere Sprache gelernt. Ihre Lehrer Irene Böhler und Wsewolod Bolgerdt begleiteten sie während dieser 320 Stunden: „In dieser Zeit ist viel entstanden und gewachsen“, sagt Diakoniemitarbeiter und Migrationsbeauftragter Alexander Böhler zum erfolgreichen Kursabschluss. „Noch im Dezember kannte ich weder eure Namen noch eure Gesichter. Aber heute seid Ihr für uns keine Fremden mehr. Ihr habt Euch mitgeteilt und uns an Euren Leben teilnehmen lassen. Dafür danke ich Euch.“
Auch Dekan Wolfgang Weik freut sich nicht nur darüber, dass er sich mit den Kursteilnehmern inzwischen gut verständigen kann, sondern sie im Laufe dieser Zeit kennen und schätzen gelernt hat. „Deshalb wünschen wir uns, dass Sie nach dem Ende des Kurses zu uns kommen – in unseren Dekanatsjugendraum, in dem wir künftig zu einem regelmäßigem Begegnungscafé einladen wollen.“
Auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Selters, Klaus Müller, unterstützt die Idee eines Begegnungscafés und kündigte an, dass auch er dort mit den Flüchtlingen bei einem Kaffee ins Gespräch kommen will. Gleichzeitig ermutigte er sie, es nicht bei diesem einen Kurs zu belassen, sondern die Sprache immer besser zu erlernen. „Ich finde es toll, dass viele von ihnen nun einen weiteren Deutschkurs belegen wollen. Denn die Sprache ist der Schlüssel dafür, auch auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“
Dass das motivierten Teilnehmern wie Abdalgalil Talgo früher oder später gelingt, daran haben die Vertreter von Kirche und Kommune kaum einen Zweifel. Auch nicht der Fachbereichsleiter Bürgerdienste der Verbandsgemeinde, Oliver Fender, der zu vielen der Syrer in den vergangenen Monaten engen Kontakt hatte. „Natürlich gab’s auch mal Momente, in denen wir nicht immer wie von Ihnen erwartet direkt helfen konnten. Aber unterm Strich sind Sie einen hervorragenden Weg gegangen, und ich hoffe, dass Sie diesen Weg bei uns weiter zurücklegen können“, sagt er und bezieht sich damit auch auf die Zukunftssorgen vieler Flüchtlinge: „Ich weiß, dass noch lange nicht alles gut ist – etwa, was die Frage nach Ihrem Aufenthaltsstatus betrifft. Ich kann Sie nur um Geduld und Verständnis bitten, wenn sich hier Prozesse hinziehen, denn das liegt nicht an uns.“
Die rund zwei Dutzend Teilnehmer haben in den vergangenen Monaten Geduld und Durchhaltewillen bewiesen – auch wenn es nicht immer leicht war. Nicht nur, weil die Gruppe alles andere als homogen und sowohl aus einigen Analphabeten als auch aus Akademikern bestand. „Besonders die deutsche Grammatik ist mir anfangs sehr schwer gefallen“, gibt Abdalgalil Talgo zu und ergänzt in bestem Neudeutsch: „Aber unsere Lehrerin Irene Böhler hat uns das gut erklärt. Irgendwann war es dann ziemlich easy.“ (bon)
Der Kurs im evangelischen „Haus der Kirche“ ist einer von zwei Kursen in Selters, den die Bundesagentur für Arbeit finanziert und bei dem das Diakonische Werk im Westerwaldkreis Träger ist. Der andere findet seit Januar 2016 in den Räumlichkeiten der katholischen Pfarrgemeinde statt.
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