Passionskonzerte Montabaurer Kantorei und Cappella Taboris
„O Haupt voll Blut und Wunden“ – der uralte Passionschoral zu Karfreitag von Paul Gerhardt im Klanggewand von Hans Leo Haßler – stand ganz im Mittelpunkt der Geistlichen Chor- und Orgelmusik der Montabaurer Kantorei und der Cappella Taboris in der klassizistischen Kirche von Wahlrod und der Lutherkirche von Montabaur.
Wahlrod / Montabaur. „Der Choral nach einem lateinischen Text aus dem 13. Jahrhundert ist ein Meditationslied, das sich mit der Menschwerdung Jesu im Leiden und Sterben auseinandersetzt“, meint Dekanatskantor Jens Schawaller, dem die Gesamtleitung des Konzertes oblag. Zu Beginn erklang eine Orgelpartita aus der Feder von Johann Pachelbel über dies Lied, den die Montabaurer Kantorei als der Kammerchor des evangelischen Dekanates Selters im vierstimmigen Satz rahmte. Susanne Schawaller spielte die wertvolle Truhenorgel als einfühlsame und gleichsam virtuose Organistin und lies das Instrument in der für die Epoche Pachelbels typischen Artikulation sprechen und singen.
Mit den beiden fünfstimmigen Choralmotetten mit Basso continuo „Unser Leben währet siebenzig Jahr“ und „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“ von Johann Michael Bach musizierten in der Cappella Taboris als dem Vokalensemble des evangelischen Dekanates Selters Monika Schlößer (Alt), Jens Schawaller (Tenor), Fabio Schnug (Bariton) und Ingo Jungbluth (Bass) gemeinsam mit der Violinistin Cornelia Heppner im Dialog zwischen Bibelwort und evangelischem Choral: „Ach, Herr, laß dein liebe Engelein“ und „Christus, der ist mein Leben“.
Angesichts des 100. Todestages von Max Reger stellte Susanne Schawaller ein hochromantisches Choralvorspiel zu „O Haupt voll Blut und Wunden“ auf der Raßmannorgel in Wahlrod beziehungsweise auf der Weigleorgel in Montabaur vor, das dann auch tatsächlich die große gleichnamige Choralkantate zu Karfreitag aus der Feder des oberpfälzischen Tonschöpfers eröffnete. Hier begeben sich die Orgel, Violine und Flöte – gespielt von Monika Schlößer – in die spannungsvolle und sich stetig steigernde Zwiesprache mit dem Chor, der die gesamte dynamische, klangliche und harmonische Bandbreite Reger´scher Musik gekonnt darzustellen verstand.
Mit dem Choralvorspiel über „Herzlich tut mich verlangen“ von Johannes Brahms erklang eine weitere hochromantische Art, sich mit dem protestantischen Choralvorspiel auf der Orgel zu befassen. Das Männerstimmenensemble der Cappella Taboris wagte mit der polyphonen Komposition „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ für zwei Tenöre, Bass und Basso continuo von Heinrich Schütz den Blick über Karfreitag in Richtung Ostern hinaus.
Abgerundet wurde das Programm durch auserlesene Textmeditationen zur Passion. Zum Schluss sangen die Montabaurer Kantorei und die Cappella Taboris unter dem Dirigat des Condirigenten Wilfried Schneider den Doppelchor für zwei vierstimmige Chöre und Basso continuo von Johann Michael Bach über „Halt, was du hast“ und „Jesu, meine Freude“.
Die anwesenden Gäste erhoben sich nach dem Konzert in einem andächtigen Schweigen von ihren Plätzen und bedankten sich so bei allen Ausführenden.
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