Städtischer Friedhof Montabaur soll umgestaltet werden
Ein Friedhof kann mehr sein als ein Friedhof. Dieser Gedanke steht über einem Projekt, das die Stadt Montabaur zusammen mit der Hochschule Geisenheim jetzt begonnen hat. Ziel ist es, den städtischen Friedhof in den nächsten Jahren so umzugestalten, dass er nicht nur ein Ort des Totengedenkens ist sondern auch als städtische Grünanlage mit ruhigem Charakter genutzt werden kann.
Montabaur. Zum Auftakt des Projektes besuchte jetzt eine Gruppe von 30 Studenten der Landschaftsarchitektur aus Geisenheim den Friedhof, untersuchte die verschiedenen Bereiche im Detail und wird nun bis zum Sommer Vorschläge zur mittelfristigen Umgestaltung der Grünfläche machen.
„Der Friedhof ist ein echtes Schatzkästchen. Wir haben hier einen wunderbaren alten Baumbestand, freie Rasenfläche, historische Gräber und an vielen Stellen einen Panoramablick über das Gelbachtal. Beste Voraussetzungen, den Friedhof auch als Parkanlage mit ruhigem Charakter zu nutzen“, schildert Markus Kuch die Ausgangslage. Er ist Leiter der Grünflächenverwaltung bei der Verbandsgemeinde Montabaur und Initiator des Projektes. In Professor Gerd Helget von der Hochschule Geisenheim hat er einen Partner gefunden, der bei der Ausbildung seiner Studenten viel Wert auf Praxisnähe legt. „Solche Projekte sind für uns immer gut, weil sie konkret sind und die Chance besteht, dass die eine oder andere Anregung auch umgesetzt wird“, sagt Helget.
Die Idee ist es, den Charakter des Friedhofs als Bestattungsort klar zu belassen, aber zusätzlich der Gesamtanlage den Charakter eines Parks zu geben, der alle – nicht nur die Friedhofsbesucher - zum Spazieren gehen, Ausruhen und Verweilen einlädt. Dazu sollen die Studenten nun Ideen entwickeln und schließlich dem Stadtrat umsetzbare Vorschläge unterbreiten. Nach einer ausführlichen Inspektion der gut fünf Hektar großen Anlagen haben sie Arbeitsgruppen zu den Themen Historie, Gestaltungs- und Bestattungsmöglichkeiten, Naturschutz, Sanierungsbedarf, Kultur, Einbindung in das Wegenetz/ die Stadt gebildet. „Für die Kommunen haben solche Kooperationen immer den Vorteil, dass die Studenten von außen kommen und völlig unvoreingenommen eine solche Anlage betrachten. Sie bringen frische Ideen und andere Sichtweisen ein“, so Helget weiter. Wichtig ist es dabei, dass ihre Ideen auch praktisch umsetzbar sind, die Kostenschätzung realitätsnah ist und der künftige Pflegeaufwand berücksichtigt wird. Ein einheitliches Gesamtkonzept soll entstehen, nach dem der Friedhof in den nächsten Jahren sukzessive umgestaltet werden kann. „Vordringlich sind derzeit die Wege. Einige müssen akut saniert werden, bei anderen muss die Pflege umgestellt werden, seit Glyphosat nicht mehr gesprüht wird und wir nun mechanische Methoden zur Unkrautentfernung anwenden. Zusätzlich müssen alle Wege gut begehbar sein, auch für Rollatoren oder Kinderwagen“, beschreibt Markus Kuch die Rahmenbedingungen für die Arbeitsgruppe „Sanierungsbedarf“, die sich auch mit dem Friedhofsteam des Bauhofs abstimmen wird.
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Daneben hat Kuch den Studenten noch einige andere Kooperationspartner ans Herz gelegt. So sollen sie mit der Tourist-Info klären, ob eventuell die Wanderwege aus dem Gelbachtal über den Friedhof in die Innenstadt geführt werden können. Mit dem Kulturbüro wird erörtert, ob vielleicht kleine Veranstaltungen wie klassische Konzerte oder Lesungen auf dem Friedhof stattfinden können. Außerdem sollen die Studenten mit dem Projektleiter für die Altstadtsanierung besprechen, inwieweit der Friedhof an die Grünachsen der Innenstadt angebunden werden kann. „Das sind erst einige Ansatzpunkte zur erweiterten Nutzung des Friedhofs“, sagt Kuch und betont: „Im Vordergrund muss aber immer stehen, dass die eigentliche Funktion als Ort des Totengedenkens nicht beeinträchtigt wird.“
Der Friedhof wurde im Jahr 1829 eingeweiht. Heute erstreckt er sich zwischen der Peterstorstraße und dem Gelbachtal. Neben den klassischen Einzel- und Doppelgräbern zur Erdbestattung gibt es verschiedene Anlagen zur Urnenbestattung wie Urnenwand, anonymes Urnenfeld, Urnenstelengräber und die Urnen-Einzelgräber. Es gibt eine neue und eine alte Friedhofskapelle, die beiden Ehrenhaine zum Ersten und Zweiten Weltkrieg, historische Grabstätten und das so genannte „Priesterrondell“. Daneben werden einige Flächen aktuell nicht genutzt und sind als Rasen angelegt. „Die Bestattungskultur hat sich geändert. Immer mehr Bürger entscheiden sich für Urnen, die viel weniger Platz brauchen als die klassische Erdbestattung. So haben wir Flächen frei und weniger Einnahmen aus Friedhofsgebühren. Da liegt es nah, dass wir über eine weitergehende Nutzung der freien Flächen im Sinne einer Parkanlage für die gesamte Bevölkerung nachdenken“, fasst Projektleiter Markus Kuch zusammen, der bereits im Herbst letzten Jahres vom Stadtrat grünes Licht für die Zusammenarbeit mit der Hochschule erhalten hatte.
Wer Ideen oder Vorschläge zur Umgestaltung des Friedhofs hat, kann sich damit an Markus Kuch bei der Verbandsgemeindeverwaltung wenden: Tel.: 02602 / 126-151, E-Mail: mkuch@montabaur.de.
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