Überzeugender Heimsieg: Farmers schlagen Darmstadt
American Football: 20:0 gegen Diamonds vor toller Kulisse. Irgendwie schien das nicht sein Nachmittag zu sein. Sonst stets eine Bank, verlor US-Running-Back Zain Gower gleich zwei Mal in der ersten Halbzeit den Ball. Ein Touchdown-Lauf über 70 Yards wurde wegen eines Foulspiels zurückgepfiffen.
Montabaur. Und dann verletzte Gower sich kurz vor der Pause auch noch leicht am Knöchel. Doch anstatt gedanklich abzuschalten gab es nur einen kurzen Fluch, dazu viel Zustimmung und aufbauende Worte seiner Mitspieler. Eine Schlüsselszene der Partie, wenn auch abseits des Feldes. Dorthin kehrte Gower zu Beginn der zweiten Hälfte zurück - und trug das Leder prompt von der eigenen bis in die gegnerische Endzone zum Kick-off-Return-Touchdown.
Die Vorentscheidung für die Fighting Farmers Montabaur im Heimspiel gegen die Darmstadt Diamonds. „Wir haben heute als Team gewonnen“, sagte Farmers-Headcoach Sebastian Haas nach dem überzeugenden 20:0 (0:0, 7:0, 10:0, 3:0) vor zahlreichen und lautstarken Heimfans.
Viele gute Athleten. Dazu reichlich Erstliga- und Zweitligaerfahrung im Team. Der spontane Eindruck vom Warm-up der Diamonds in Montabaur: Die sehen gar nicht aus wie eine 1-1-1-Serie (nur ein Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage im bisherigen Saisonverlauf). Doch als sich beide Teams auf dem Feld begegneten, da wurde schnell deutlich, dass man die starken Einzelspieler auf der Gegenseite als Kollektiv in den Griff bekommen könnte. Bezeichnend: Als die Diamonds im zweiten Quarter das erste Mal mit der Offense ein neues First Down erreichten, da hatten sie dies einer Strafe gegen Montabaur zu verdanken.
Erst als Darmstadt spürte, dass der Lauf überhaupt nicht etabliert werden konnte, versuchte es Gäste-Quarterback Yannick Möbius verstärkt mit Pässen. Mal kam ein langer Ball an, öfters aber gingen die Bälle ins Leere, wurden die Zuspiele stark verteidigt oder Möbius schon vorher mit dem Ball unter Arm auf den Hosenboden gesetzt. Montabaur hielt die Gäste geschickt von der eigenen Endzone fern.
Allerdings brauchten auch die Gastgeber Zeit, um das eigene Spiel nach vorne zu etablieren. Zwei Fumble von Gower, dazu eine von Spielmacher Kevin Brüngel geworfene Interception – es brauchte seine Zeit, um die DNA der Darmstädter Defense zu entschlüsseln. Und eine zündende Idee zur rechten Zeit. In der gegnerischen Hälfte bereits in Ballbesitz, Gower aber angeschlagen und zur Behandlung auf der Bank, brachte Haas Linebacker und US-Import Tim Edmonds für zwei Läufe. Den ersten bis kurz vor die Endzone, den zweiten zum hochverdienten Führungs-Touchdown bis in die Endzone. Dank Zusatzpunkt von Kicker Tino Balle lag Montabaur zur Pause mit 7:0 vorne.
„Ich habe den Jungs gesagt, dass wir mit unserem Ballbesitz zu Beginn der zweiten Hälfte gleich nachlegen wollen“, sagte Haas. „Es war jedoch nicht geplant, dass es so schnell gehen würde.“ Mit dem Kick-off-Return-Touchdown von Gower zum 14:0 (Zusatzpunkt Balle) hatten die Farmers die Partie bereits frühzeitig zu Ihren Gunsten entschieden. Bitter für die Gäste: Spielmacher Möbius wurde nach zahlreichen Sacks bei einem Lauf durch die Mitte von Tim Edmonds und Jan Katzorke (fair) in die Mangel genommen, musste anschließend mit einer Schulterverletzung vom Feld. Die Farmers wünschen dem Diamonds-Quarterback eine schnelle Genesung.
Für Möbius spielte anschließend Vincent Pelletier auf der Quarterback-Position bei den Gästen, die jedoch bis zum Spielende nicht mehr in aussichtsreiche Feldposition kommen sollten. Auf der Gegenseite klopfte Montabaur noch zwei, drei Mal an der gegnerischen Endzone an, konnte die Drives jedoch „nur“ mit Fieldgoals abschließen. Das erste zum 17:0 von Balle aus 44 Yards war jedoch alleine das Eintrittsgeld wert. Das zweite aus rund 20 Yards Distanz sorgte für den 20:0-Endstand.
„Wir haben sicherlich einige Chancen liegengelassen“, sagte Haas. „Aber bei einem 20:0 dürfen wir uns natürlich nicht beschweren. Was uns derzeit über unsere Fehler hinwegträgt, ist die Tatsache, dass wir als Team agieren und jeder für den anderen kämpft. Die Defense hat erneut heftigen Football gespielt. Mit vier Siegen in fünf Spielen sind wir wirklich perfekt in die Saison gekommen. Zumal Darmstadt eine sehr erfahrene und starke Mannschaft ist.“
Darmstadts spielender Defense Coordinator Daniel Kozak löffelte eine halbe Stunde nach Spielende ein „Green & Gold“-Farmers-Eis und relativierte das Ergebnis: „Null Punkte in der Offense wirkt wie Arbeitsverweigerung, aber das war es heute ganz sicher nicht. Unsere Mannschaft ist eigentlich gut aufgestellt, aber wir kommen besonders in der Offense derzeit trotz aller Mühen noch nicht wirklich zusammen. In der Defense haben wir viele Leute drin, die auch schon 1. Liga gespielt haben. Wir haben nicht schlecht gespielt, aber die Farmers waren besser.“
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