Im Gefangenenlager Siershahn sind 1945 Menschen verhungert
Als die alliierten Truppen 1945 den Rest der deutschen Soldaten überrannten, wurden vielerorts spontane „Gefangenenlager“ eingerichtet. Den Krieg hatten die Soldaten zum Glück überlebt, aber dann begann für die ein neues Martyrium. Viele starben im Lager, auch Alfons Maucher aus Langenargen. In Siershahn ist seine Grabstätte, die Marianne Pfeil liebevoll pflegt.
Siershahn. Zusammengepfercht im Lager harrten die geschwächten Gefangenen oft wochen- oder monatelang aus – nicht selten unter freiem Himmel und ohne Nahrung. Entsprechend hoch war die Sterberate. So fand auch der damals erst 18-jährige Alfons Maucher aus Langenargen hier im Westerwald seinen Tod.
Marianne Pfeil pflegt seit nunmehr mehr als zehn Jahren die Grabstätte des 18-jährigen Opfers, der zu den verhungerten Gefangenen gehörte. „Alfons Maucher 1927-1945“ steht auf der schlichten Grabplatte auf dem Friedhof in Siershahn, wo viele unnötige Opfer des unglückseligen Krieges ihre letzte Ruhe fanden.
Marianne und Franz-Josef Pfeil gehören zu den Rentnern, die mit ihrem Wohnmobil oft unterwegs sind. Auch die hübsche Stadt Langenargen am Bodensee gehört zu den beliebten Zielen. Wer als Wohnmobilfahrer einen passenden Parkplatz sucht, wenn der Magen knurrt, der kann verstehen, wie den beiden Westerwäldern zumute war, als eine flinke PKW-Fahrerin die Parklücke schnell besetzte. Bei solch einer Situation ist leichter Frust verständlich. „Das ist unsere Bäckerei und unser Parkplatz!“, war die Erklärung. Aus dem anfänglichen Disput entwickelte sich ein nettes Gespräch. Dabei gelangten die Blicke auf das Nummernschild der Familie Pfeil. „Sie sind aus dem Westerwald, von wo genau?“ Natürlich reagiert jeder Wäller auf eine solche Frage mit dem Hinweis auf die nächst größere Stadt: „Montabaur“, lautete die Antwort. Genau gesagt, aus Siershahn. Diese Ortsangabe bewegte die Dame und rief Erinnerungen wach. „Da fahren wir alljährlich hin, zur Grabstätte unseres Bruders Alflons, der dort begraben liegt!“
Es entwickelte sich ein tiefgründiges und langes Gespräch und Marianne Pfeil reagierte auf eine Art und Weise, die heute nicht alltäglich ist. Marianne Pfeil, „Mary mit dem grünen Daumen“, nahm selbstverständlich einen Blumengruß vom Bodensee mit nach Siershahn und platzierte ihn auf der beschriebenen Grabplatte auf dem „Ehrenfeld für die gestorbenen Soldaten“ auf dem gepflegten Friedhof Siershahn.
In den darauffolgenden Jahren gehörte ein regelmäßiger Besuch in der Bäckerei Metzler in Langenargen für die Westerwälder zur Selbstverständlichkeit. Und so kam es, dass Marianne Pfeil nun seit mehr als zehn Jahren diese spezielle Grabstätte pflegt und den beiden noch lebenden Schwestern Doris Maucher und Elfriede Metzler Fotos von der Grabstätte ihres Bruders Alfons schickt. Ehemann Franz-Josef Pfeil, der ehemals ein Fertighaus-Unternehmen führte, lobt das Engagement seiner Frau. Eine „konkurrenzlose“ Gartenanlage „Im Jungholz“ gibt Zeugnis darüber, dass Gartenpflege eine Herzenssache ist. Und so sitzen die Beiden nach getaner Arbeit und planen weitere Urlaubsziele. repa
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