Europäischer Keramikmarkt Höhr-Grenzhausen mit kreativem Angebot
Der Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen litt am 4 und 5. Juni etwas unter dem unbeständigen Wetter. Aus Angst vor Gewittern kamen einige Besucher erst gar nicht zum Markt. Trotzdem waren die Eröffnungsveranstaltungen am Samstagabend und der Verkaufsmarkt am Sonntag noch recht gut besucht.
Höhr-Grenzhausen. Eröffnet wurde der Europäische Keramikmarkt mit dem „Naspa-Feuerspektakel“ und Live-Musik mit "Crossroad" auf dem Laigueglia- Platz ab 20 Uhr. Nach Einbruch der Dunkelheit feuerte die Ignicio-Gruppe aus Spanien einen großen Holzofen und ließ mit Brennmittel Aliens und Ufos erglühen.
„Feuerspuren – von rauchgeschwärzt bis salzig Blau“ lautete das Thema des diesjährigen Museumsfests. Keramiker aus dem Gastland Polen stellten interessante Plastiken im Museum aus gemeinsam mit den Wettbewerbsträgern. Das Keramikmuseum hatte kostenfrei geöffnet und bot außerdem Mitmachaktionen für Kinder an.
Rund 150 Keramiker aus dem Inland und den europäischen Nachbarländern bewiesen an den Ständen ihre Kreativität. Viele ortsansässige Betriebe hatten an dem Wochenende ihre Werkstätten geöffnet. Auch die Hochschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen präsentierte ihre Leistungsfähigkeit.
Die Vielfalt der Produkte und Techniken war überwältigend: Gebrauchs-, Zier- und Unikatkeramik, vom Ohranhänger und Fingerhut bis zur mehrere Meter hohen Stele, von Knopf bis Brottopf war eine Fülle von Angeboten auf einem Rundweg vom Keramikmuseum über Neue Örter, Hermann-Geisen-Straße, Kirchstraße und Brunnenstraße zu finden. Von traditionellem westerwälder Grau-Blau-Geschirr zum Beispiel der heimischen Firma Ströder-Stein bis zu den tanzenden Töpfchen von Francesca Antoniotti war die Auswahl schier unerschöpflich.
Teekannen mit witzigen Deckelfiguren sind die Spezialität des englischen Keramikers John Townsend. Seine originellen Kannen haben alle mit Bewegung zu tun, sehen zum Teil instabil aus, stehen aber ganz sicher und verlieren beim Ausgießen auch nicht den Deckel. Ganz besonders sind auch die Gefäße des Holländers Harm vander Zeeuw. Räder und Zahnräder, die gusseisern aussehen, aber keramischer Natur sind, verleihen seinen Skulpturen ebenfalls eine scheinbare Mobilität.
Susanne Borner aus Ransbach-Baumbach verlieh dagegen den Menschenfiguren mit dickem Körper Stabilität. Widder und Schäfchen sind mit Metallfüßen geerdet. Im Kontrast dazu würde man sich nicht wundern, wenn sich die Tiere von „cerareptilia“ plötzlich bewegten. Die Schlangen, Schildkröten, Geckos, Warane und Krokodile sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber ganz liebevoll gefertigt.
Mit einem knorrigen Holzgriff versieht Andrea Wilser ihre Gefäße. Stände mit Keramikschmuck waren stets umlagert. Gartenkeramik für jeden Geschmack, Architekturkeramik und Baukeramik sowie Brunnen und Unikat-Kachelöfen rundeten das Angebot ab.
An beiden Tagen führten Ute und Arno Hastenteufel Raku-Brand vor, bei dem Sägemehl zu Ruß verkohlt und schwarze Krakeleen in leuchtende Glasur zaubert. Die Technik stammt aus Japan. Altbekannt im Westerwald ist dagegen das Drehen auf der Scheibe. Diese traditionelle Technik war auf dem Laigueglia- Platz zu bewundern.
Bei diesem umfassenden Angebot wurden Essenspausen gern in Anspruch genommen. Das meist angenehme Wetter lud zu Essens-Stopps bei der Feuerwehr mit ihrem Grill-Notruf 112. Da die Kameraden mit dem kulinarischen Einsatz beschäftigt waren, regelte die Freiwillige Feuerwehr Hilgert unterdessen den Parkplatzverkehr. Kulinarisches gab es auch bei dem Sportbund, den Johannitern, der Kirche oder dem Jugend- und Kulturzentrum „Zweite Heimat“. Zahlreiche Besucher hatten sich ihre Keramik-Wünsche erfüllt und zogen mit schweren Einkaufstüten beladen zu ihren Fahrzeugen zurück. htv
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