Drogenkonferenz: Suchthilfe im Kontext
Rund 300 Vertreterinnen und Vertreter der rheinland-pfälzischen Suchtkrankenhilfe kamen auf der diesjährigen Dogenkonferenz der Landesregierung zusammen, um die Überschneidungen der Suchthilfe mit anderen Hilfesystemen zu analysieren, Kooperationen zu diskutieren und die Grenzen des eigenen professionellen Handelns auszuloten. Die Drogenkonferenz, die in diesem Jahr zum 38. Mal stattfand, stand unter dem Titel „Suchthilfe im Kontext".
Region. „Wir haben in Rheinland-Pfalz ein gut ausgebautes System der Suchtprävention und Suchthilfe, das von vielen Betroffenen und Angehörigen in Anspruch genommen wird. Es deckt ein breites Spektrum von Abhängigkeitserkrankungen und individuellen Beratungs- und Behandlungsangeboten ab", so Gesundheits- und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. „Menschen mit einer Suchterkrankung sind jedoch häufig von weiteren persönlichen und sozialen Problemen betroffen. Für sie müssen wir über die konkrete Suchtproblematik hinaus Unterstützung durch andere Professionen anbahnen. Dafür bedarf es der Vernetzung und Kooperation zwischen den Hilfesystemen. Die Drogenkonferenz ist hierbei ein wichtiges Fachforum, auch, um den reibungslosen Übergang zwischen den verschiedenen Angeboten sicherzustellen und neue Zielgruppen zu erreichen", erklärte die Ministerin.
Eine Zielgruppe für die Zusammenarbeit der Suchthilfe mit anderen Fachkräften sind Kinder aus suchtbelasteten Familien. Ihre Unterstützung ist eine Querschnittsaufgabe der Jugendhilfe und der Suchthilfe. In einem Workshop, den die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG) in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Worms gestaltete, wurde die praktische Umsetzung dieser Kooperation diskutiert. Gemeinsam erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regional angepasste, dem übergeordneten Ziel „Schutz des Kindeswohls" folgende Vorgehensweisen.
Andere Zielgruppen machen die Kooperation der Suchthilfe mit Wohnungslosenhilfe, Schuldnerberatung oder Selbsthilfe nötig. Vor dem Hintergrund, dass 20,5 Prozent der deutschen Bevölkerung aus Menschen mit Migrationshintergrund bestehen, wird darüber hinaus die Kooperation mit Migrationsfachdiensten immer wichtiger. Die Drogenkonferenz widmete sich daher auch der Frage, inwieweit eine interkulturelle Öffnung der Suchthilfe erforderlich ist.
„Miteinander arbeiten, voneinander lernen, aber auch sich sinnvoll abgrenzen und die eigenen Kompetenzen wahren – dies sind die Anforderungen einer modernen Suchthilfe", sagte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG, deren Referat Suchtprävention zahlreiche Aufträge der Landesregierung ausführt. Vor allem aus der Perspektive der Betroffenen müsse man überprüfen, wie Sektorengrenzen abgebaut und Unterstützungsleistungen besser aufeinander bezogen werden könnten. „Die Drogenkonferenz soll den Blick dafür schärfen, dass bei einer zunehmenden Ausdifferenzierung der Hilfesysteme die Kooperation untereinander immer wichtiger wird, um die bestmögliche Unterstützung und Perspektive für die Klientinnen und Klienten zu erreichen", so Dr. Krell.
Dass Abhängigkeitserkrankungen eine hohe Relevanz in unserer Gesellschaft haben und sich in einem Spannungsfeld zwischen Tabuisierungen und Akzeptanz bewegen, verdeutlichte Dr. Darius Chahmoradi Tabatabai, Chefarzt am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum Berlin. Fachkräfte in der Suchtberatung und -behandlung stünden hier oft vor besonderen Herausforderungen, sagte er und mahnte: „Die Klärung der therapeutischen Grundhaltung kann dazu beitragen, die Chancen und Risiken der eigenen Tätigkeit realistisch zu bewerten und auch die eigene seelische Gesundheit im Blick zu behalten."