Sechs Ärzte aus Uni-Klinik wechseln ins „Stilling“
Das Team um Chefarzt Dr. Ahmed Koshty erweitert sein Angebot der Gefäßchirurgie in Siegen. Sechs Ärzte der Gefäßchirurgie der Uni-Klinik Gießen wechseln zum 1. Juli ins Diakonie Klinikum Jung-Stilling. Der Verwaltungsrat der Diakonie in Südwestfalen hat am Freitag, 24. Juni beschlossen, das Evangelische Jung-Stilling-Krankenhaus für mehrere Millionen Euro mit einem Hybrid-OP auszustatten.
Siegen. Mit einem Team von sechs Ärzten der Uni-Klinik Gießen-Marburg erweitert das Diakonie Klinikum Jung-Stilling vom 1. Juli an das Angebot der Gefäßchirurgie auf ein im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz neues Niveau. An der Spitze der neuen Klinik für vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie in Siegen steht mit Chefarzt Dr. Ahmed Koshty ein ausgewiesener Experte. An der Uni-Klinik in Gießen leitete der 43-Jährige die Sektion Gefäßchirurgie und baute das Hessische Aorten-Zentrum federführend mit auf. Dort gelang ihm 2015 auch als erstem Mediziner in Deutschland überhaupt eine erfolgreiche endovaskuläre Aortenbogenersatz-Operation
„Ich kann hier etwas Großes aufbauen“, begründet der verheiratete Familienvater von zwei Söhnen den Wechsel nach Siegen. Koshty, in Ägypten geboren, lebt seit 1998 in der Bundesrepublik und ist Deutscher. Die Staatsangehörigkeit hat er „aus Überzeugung angenommen, weil ich die Ordnung, Disziplin und Genauigkeit schätze“. Nach ersten Stationen in Lübeck und Kevelaer, arbeitete der Arzt, der am liebsten Rockmusik hört und Nudeln isst, mehrere Jahre in verschiedenen chirurgischen Abteilungen als Assistenzarzt im Marienhospital in Wesel und als Oberarzt und Leitender Oberarzt in der Klinik für Gefäßchirurgie in Bad Hersfeld. 2011 wechselte er nach Gießen.
Koshty sieht sich als den „Teil einer Mannschaft, der gerne den Rhythmus vorgibt“. Seine unkomplizierte und fleißige Art kommt bei Kollegen so gut an, dass ihm sein eingespieltes Team der Uni-Klinik – der Leitende Oberarzt Dr. Meshal Elzien, Oberarzt Dr. Alexander Kunold sowie die Assistenzärzte Liesa Fuhrmann, Nadine Nink und Sebastian Pleger - ins „Stilling“ folgt. Persönliche Schwächen sieht Koshty in seiner Geradlinigkeit und räumt ein: „Diplomatie ist nicht meine Stärke.“ In Siegen bietet das Team die gesamte Breite der vaskulären und endovaskulären Gefäßchirurgie an – von Krampfadern über arterielle Verschlusskrankheiten, Aneuyrismen, Thrombosen, dem Verschluss von Halsgefäßen oder Kompressionssyndromen.
Professor Dr. Veit Braun, Medizinischer Direktor für die operativen Disziplinen und Chefarzt der Neurochirurgie, unterstützt die Entscheidung des Diakonie Klinikums, die Chirurgie entsprechend ihrer sich zunehmend ausprägenden Schwerpunkte in Unfallchirurgie, Allgemein/Viszeralchirurgie und Gefäßchirurgie aufzuteilen. Das neue Team um Dr. Koshty heißt er auch stellvertretend für seine Kollegen willkommen.
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„Gefäße sind die Leitungen, die das Blut transportieren“, erklärt Koshty. Ablagerungen von Cholesterin und Verkalkungen, die zum Verschluss führen können, sind normale Alterungsprozesse, die man zwar durch weniger Fettaufnahme, Verzicht auf Nikotin oder reichlich Bewegung verlangsamen, aber eben nicht stoppen kann. Mit der größten Arterie – der drei Zentimeter dicken und 30 bis 40 Zentimeter langen Aorta - kennt er sich bestens aus. Die Aorta geht vom Herzen weg und befördert sauerstoffreiches Blut über abzweigende Arterien in die verschiedenen Bereiche des Körpers. Als ersten deutschen Arzt ist es Koshty gelungen, eine individuell auf den Patienten angefertigte Metallprothese mit drei Armen in die Aorta zu setzen. Im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus möchte der Mediziner ein Gefäß- und Aortenzentrum etablieren.
Dazu passt, dass der Verwaltungsrat der Diakonie in Südwestfalen am Freitagnachmittag entschieden hat, für mehrere Millionen Euro einen Hybrid-OP zu bauen und einzurichten, der neben der Unfall- und Neurochirurgie auch der Gefäßchirurgie dienen soll. Dieser Operationssaal mit modernsten bildgebenden Anlagen ermöglicht minimal-invasive Eingriffe. Der Chirurg verursacht also keine größeren Wunden, um zum zu operierenden Körperteil zu gelangen. In der Konsequenz verringern sich Risiko, Belastung, Bestrahlung, Blutverlust, Kontrastmittelmenge sowie OP-Dauer - und der Patient wird schneller gesund. „Der Hybrid-OP bringt einen erheblichen technischen Vorteil mit. Hierdurch wird die operative Versorgung der Patienten auf höchstes universitäres Niveau angehoben“, lobt Professor Braun.
Beruflich hält es Dr. Ahmed Koshty mit dem deutschen Arzt Rudolf Virchow (1821-1902), der einst sagte: „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße.“ Da passt es doch, dass genau unterhalb seines baldigen Arbeitsplatzes eine Straße nach Virchow benannt ist.