EM-Spiel der Superlative in Kundert miterlebt
Einzigartige Stimmung bei Fußballfreunden in einer Feldscheune bescherte erneut ein unvergessliches Erlebnis. Die kleinste Publicviewing-Arena mit dem größtmöglichen Spaßfaktor ohne Konkurrenz. Das Daumendrücken gegen das Spiel gegen Italien hat gewirkt. Nun hoffen die Kunderter Fußballfans auf einen Sieg gegen Frankreich.
Kundert. Eines der kleinsten Dörfer der Westerwaldregion liefert den besten Beweis für praktiziertes Miteinander. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert treffen sich fußballbegeisterte Freunde in der Feldscheune von Martin Schneider, um gemeinsam mit ihrem Freundeskreis Weltmeister- und Europameisterschaftspiele zu erleben. Nicht jeder für sich, sondern miteinander hoffen, bangen und freuen. So auch bei dem wichtigen Spiel in der KO-Runde zwischen Deutschland und Italien. Spannender hätte es nicht sein können und im wahrsten Sinne des Wortes „wackelten die Wände!“
Dieses „Spiel der Spiele“, das nach einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen zu Gunsten von Deutschland endete, ließ sportlich gesehen keine Wünsche offen. Entsprechend großartig war auch die Stimmung. Für bis zu 40 Personen ist Platz in der Scheune, in der für diesen speziellen Zweck sogar Tribünen aufgebaut werden. Da sitzen sie dann auf mitgebrachten Bänken, Stühlen und Sesseln, die Kunderter im Alter von 13 bis 77 Jahren und freuen sich alle zwei Jahre ohne Ende. Hier geht es dann nicht um Kommerz, sondern nur um Spaß, denn es wird nichts „verkauft“ und auch kein Geld verdient. Und dieses Privileg genießen dann nur Kunderter Fußballfans und ein paar Freunde.
Während in benachbarten Gemeinden und Städten bei sportlichen Großveranstaltungen in den Gasthäusern die Gläser und die Kassen klingeln, pflegt man in Kundert einfach das Miteinander. Man besorgt sich vorher was zum Trinken und zum Essen und sucht sich dann einen bequemen Platz in der „EM-Arena“, wo ein großes Leinwandbild Stadion-Atmosphäre vermittelt. Der Stromanschluss aus einem der nächstgelegenen Häuser macht es möglich.
Ratlose Blicke beim Elfmeterschießen und den „Fehlschüssen“ ließen es leise werden in der Runde. Als dann endlich Deutschland als Sieger gegen die Nationalmannschaft aus Italien feststand, kannte die Freude keine Grenze und das wurde auch lautstark unter Beweis gestellt.
Im Ort selbst ist nichts vom Feiern zu hören, denn die Feldscheune liegt außerhalb und nur Insider wissen, wohin sie zu gehen haben, wenn mal wieder ein EM-Spiel ansteht. Ähnlich wie bei Asterix und Obelix im gallischen Dorf ist der Zusammenhalt in der Gemeinde groß. Und jedes Mal, wenn eine Fußball-Übertragung ansteht, erinnern sich die Freunde des Teams dann an die Verstorbenen, die seit 1990 bei den „Spielen in der Scheune“ als Zuschauer dabei waren und sorgen mit einer Blumenschale auf dem Friedhof an das Vergängliche und daran, dass das Miteinander im dörflichen Leben viel mehr Spaß macht als Isolation und Ausgrenzung.
Am Donnerstagabend, den 7. Juli ist es wieder soweit. Diesmal steht Frankreich als „Angstgegner“ der deutschen Nationalelf gegenüber. Spannender als gegen Italien kann es kaum werden, da sind sich die Fußball-Fans aus Kundert sicher. Aber wie immer bei solchen EM- und WM-Spielen glauben sie fest an einen Sieg der deutschen Mannschaft. Dabei sind sie bestimmt in guter Gesellschaft. (repa)
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