Mediterrane Spielfreude begeisterte in ausverkaufter Erlöserkirche
Er ist seit Jahrzehnten einer der einfallsreichsten und besten Interpreten auf dem Organetto, dem diatonischen Knopfakkordeon: Riccardo Tesi aus der Toskana. Mit seiner virtuosen Gruppe „Banditalina“ zeigte er jetzt im Rahmen der Westerwälder Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“, dass ihm dieser Ruf zu Recht vorauseilt.
Neuhäusel. Die Erlöserkirche in Neuhäusel war aus diesem Anlass bis auf den allerletzten Platz besetzt. Und offensichtlich niemand konnte der vor Lebensfreude sprühenden Musik wiederstehen.
Für die Kleinkunstbühne Mons Tabor als Gastgeber im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz freute sich deren Vorsitzender Uli Schmidt in seiner Begrüßung über das große Interesse. „Wir sind immer bemüht, die echten Größen der Weltmusikszene in den Westerwald zu holen, was mit den heutigen musikalischen Gästen aus Italien wieder einmal gelungen ist“, meinte Schmidt erfreut. Die besondere Bedeutung der Künstler zeige die vorangehenden Konzertorte Lyon und Mailand an den beiden Tagen zuvor. Schmidt dankte auch den Sponsoren für deren Unterstützung und wies auf eine derzeit zu sehende Ausstellung zur „Geschichte der Toleranz“ in der Erlöserkirche hin.
Als Ethnomusikologe erforschte Riccardo Tesi den Walzer seiner Heimat Toskana, die musikalischen Traditionen Süditaliens, des Balkans, Madagaskars, Afrikas oder Indiens ebenso wie den Jazz. All das verschmolz er in der Augst mit seiner Banditaliana zu einer facettenreichen, fließenden und leicht tanzbaren Kunstmusik, die dennoch stark in der italienischen Tradition verwurzelt bleibt. Bereits 2002 verlieh man ihm für die Verdienste um sein Instrument beim internationalen Akkordeonfestival in Castelfidardo den begehrten „Voce d’oro“ – Preis - eine Ehre, die vor ihm Größen wie Astor Piazolla zuteilwurde.
In den 22 Jahren ihres Bestehens haben sich Banditaliana in der Besetzung Maurizio Geri (Gitarre, Gesang), Gigi Biolcati (Percussion) und Claudio Carboni (Saxophon) mit Riccardo Tesi am Akkordeon an die Spitze der internationalen World Music Szene gespielt. Sie verzauberten die vielen Konzertgäste in Neuhäusel mit ihrer Musik ohne Grenzen, frisch und sonnig, innovativ und gleichzeitig eng mit ihren Wurzeln verbunden - eine breite Synthese aus Formen und Riten der toskanischen Tradition, mediterranen Klängen und gekonnten Jazzimprovisationen. Originelle Kompositionen, Virtuosität sowie raffinierte Rhythmen und Arrangements von ihrer neuen CD „Maggio“ sorgten bei den Westerwäldern für wahre Begeisterung.
Trotz einer langjährigen Bandgeschichte wirken Riccardo Tesi & Banditalina keinesfalls müde: nach jedem Lied war man gespannt auf den Anfang des nächsten, das dann wieder mit irgendeinem Überraschungselement aufwartete. Da war es kaum ein Problem, dass Tesi seine Lieder charmant nur in Englisch moderierte. Ebenso atmosphärisch wie diese wirkten einige herausragende Instrumentalstücke des Quartetts.
Nach einer umjubelten Zugabe waren vor dem Gotteshaus nur Gesichter voller Lebensfreude zu sehen. „Das Niveau der Konzerte wird ja immer höher“, meinte einer der Stammgäste anerkennend. Das soll sich auch beim nächsten – dann schon 102. - Konzert der Reihe am Sonntag 7. August um 17 Uhr in Höhr-Grenzhausen fortsetzen. Dann hat sich mit der Band „Söndörgö“ aus Ungarn eine der derzeit spannendsten Bands aus Osteuropa angekündigt. Der Kartenvorverkauf läuft bereits.
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