Die Band „Antiquariat“ brachte Schwung in die Eisenerzröstöfen
Fünf junge Bandmitglieder brachten am Freitagabend, 19. August das Publikum zwischen den massiven Mauern der Erzröstöfen zum Swingen. An der historischen Spielstätte auf der Vierwindenhöhe begeisterte das Quintett mit profunder Musikalität, originellen Arrangements und lustvollem Zusammenspiel.
Bendorf. Alexandra Menge und Pascal Badziong vom Kulturforum Bendorf hatten den Mut, die Gipsyswing-Band „Antiquariat“ zu engagieren. Eine sehr lobens- und lohnenswerte Entscheidung, denn die junge Gruppe aus Köln und Bonn brachte Frische und Professionalität auf die Freilichtbühne. Das besondere Ambiente des Spielorts gefiel den Musikern und deren lustvolles Zusammenspiel übertrug gute Stimmung auf die Zuhörer, die bereits beim ersten Titel mit den Füßen mitschwangen.
Das bekannte Chanson „La vie en rose“, von der französischen Sängerin Marion Lenfant-Preus in Französisch und Deutsch gesungen, hatte tatsächlich den antiquarischen Klang eines Grammophons, weil die Sängerin ein Megaphon als Wandler benutzte. Auch ohne technische Hilfsmittel überzeugte die sehr klare, auch in hohen Tonlagen noch stabile und angenehme Stimme der Französin. Die Musikerin kann auch Songs schreiben, zum Beispiel „Les Bibelots“. Das schwungvolle Lied beschreibt das organisierte Chaos im Haushalt der Eltern, in dem sich über die Jahre ein riesengroßer Fundus angesammelt hat.
In langen Instrumental- und Solipassen bewiesen die vier Herren, dass sie allesamt Könner auf ihren Instrumenten sind. Das gilt für den Geiger Frank Brempel, die Gitarristen Alexander Sobicinsky und Jonas Vogelsang und den Kontrabassisten Julian Hahn. Für Hahn war es der letzte Auftritt, denn er wird die Band verlassen um nach Argentinien zu fahren. In diesem Land hatte er bereits viel über den Kontrabass und den Tango gelernt, was zu einer Tango-Variation der „Zuhälterballade“ von Brecht/Weill führte. Seine Live-Premiere erlebte dagegen der Song „Spring“, ein Lied über die Freundin, von Hahn und Lenfant-Preus gemeinsam geschrieben.
Das Spektrum des Quintetts in traditioneller Gipsyswingbesetzung reicht von Lateinamerika bis zum Balkan und umfasst auch Musik Django Reinhardts, immer in modernem Gewand, temperamentvoll und frech interpretiert. Der „Danse Norvegienne“ etwa, aus der Feder von Edvard Grieg, wurde von Django Reinhardt verswingt und von Antiquariat weiter verändert und mit eigener Note dargeboten.
Das Knef-Chanson „In dieser Stadt“, ist der Titelsong des gleichnamigen Debütalbums, während das neue Album „Carussel“ nach einer Eigenkomposition des Violinisten Frank Brempel benannt wurde. Weil viel Swing auf Französisch und Englisch gesungen wird, dehnte Brempel seinen Swing auf Spanisch aus. Selbstredend beherrschen die Künstler auch die melancholischen Gipsy-Lieder in Romanes. Das Publikum ließ sich gern mitnehmen auf die musikalische Weltreise und klatschte immer begeisterter den Rhythmus mit.
„Härtere Töne“ und „Heavy Metal Sound“ versprach Alexander Sobicinsky und ließ zu harten Gitarrenriffs seine Lockenmähne wirbeln. Melodramatisch in sanft gestrichenen Bass-Harmonien endete die Elegie von der Gräfin und dem Förster: „Süß ist das Leben doch bitter der Tod.“
Viel Schwung unter Melodieführung der Geige und Gitarre brachte „Bei mir bist du schön“ in englisch-deutscher Interpretation. Sogar das Wetter war schön mild bis zu den beiden Zugaben. Nach dem „Roten Bolero“, einem „tödlichen Tanz“, gingen die Zuschauer ganz beschwingt nach Hause.
Homepage der Gruppe: www.antiquariat-musik.de.
Zur nächsten Musikveranstaltung auf der Freilichtbühne Bendorf kommen „Femmes Vokal“ am Samstag 27. August. Informationen: http://www.kulturforum-bendorf.de. htv
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