Altstadt feiert seit Jahrzehnten eigenständige Kirmes in Hachenburg
Zweimal hintereinander ein Kirchweihfest innerhalb einer Stadt? Das gibt es nur in Hachenburg. 14 Tage nach dem großen Volksfest in Hachenburg feiern die Altstädter ihre eigene Kirmes am 4. Sonntag im August… etwas kleiner, aber nicht weniger bedeutungsvoll. Auch hier wird das Miteinander gepflegt und nach eigenen Regeln drei Tage lang tüchtig mit zahlreichen Gästen gemeinsam gefeiert.
Hachenburg. Für einen glanzvollen Auftakt sorgte das traditionelle Aufstellen des Kirmesbaumes am Festplatz, nachdem zuvor ein inhaltsreicher ökumenischer Gottesdienst die Altstädter vereinte. Auch in den Predigten der Geistlichen beider Konfessionen war erkennbar, dass Altstadt seine Eigenständigkeit besitzt und pflegt. Pfarrer Schiwietz, bekannt durch seine humorvollen Beiträge in der Karnevalszeit, äußerte sich auch diesmal zu den aktuellen Baumaßnahmen innerhalb seines Pfarrbezirks Altstadt. Die unerwarteten Ereignisse während der Baggerarbeiten lastete er nicht der mit der Durchführung beauftragten Baufirma an, sondern er wunderte sich über die sich mehrfach ändernden Verfahren und nannte sie „moderne Archäologie“.
Mit musikalischer Begleitung durch die Hauskapelle „Altstädter Dorfmusikanten“ und unterstützt durch befreundete Musikkapellen für die Kirmestage, wurde der Kirmesbaum aus der Lindenstraße abgeholt und – trotz örtlicher Baustellen – zielgerecht zum Festplatz geführt. Ein Dank an die Adresse der Baufirma, die derzeit in der Ortsmitte aktiv ist und trotzdem störungsfreie Kirmestage ermöglichte – erfolgte umgehend durch den amtierenden Kirmespräsidenten Dennis Henn. Ein besonderer Gruß galt dem Landtagspräsidenten Hendrik Hering sowie den Bürgermeistern Peter Klöckner, Stadtbürgermeister Karl-Wilhelm Röttig und Ortsvorsteherin Anne Nink.
Es gehört zu den Aufgaben eines Kirmesekels, dass er die Geschehnisse innerhalb des vergangenen Jahres kritisch beleuchtet und notfalls auch kräftig kommentiert. Und dieser Aufgabe war Kirmesekel Philipp Schneider mehr als gewachsen. Nicht mit der Streitaxt, sondern auch mit den kleinen „Sticheleien“ eines Floretts konnte er Aufmerksamkeit erzeugen. Er las nicht „einfach vom Blatt“, sondern redete überwiegend frei und in Versen, wodurch die Wirkung seiner Worte aufhorchen ließ. Die gesammelten Erfahrungen bei einer „Wurstwanderung nach Rothenhain“, Erlebnisse bei einer Taxiefahrt und die baulichen Aktivitäten eines Hachenburger Investors, der das ehemalige Firmengelände „Genschow“ in einen Wohnpark umbauen will, verfehlten ihre Wirkung nicht. Versöhnliche Sätze und Bekenntnisse zur Wohnqualität in Altstadt folgten mit der Aufforderung: „Wenn es euch bei uns gefällt, kommt mit mir ins Kirmeszelt!“
Anerkennende Worte und viel Lob für die gelungene Rede des Ekels waren hörbar. Und nun freuen sich alle schon darauf, was es am Kirmesmontag beim Frühschoppen und der Verleihung des Hanauer-Ordens zwischen den Vertretern beider Kirmesgesellschaften von Hachenburg und Altstadt wieder an „Episoden“ zu hören gibt. Denn die Altstädter Blaukittel können in diesem Jahr schon auf ein 116. Bestehen zurückblicken. Nach dieser Rede stimmten die Musiker und alle Festgäste das Kirmeslied „Gieh mir net üwer mein Äckerchen“ an und zogen gemeinsam zum Feiern ins Festzelt.
Sonntag, 28. August, ab 8 Uhr Kirmesfrühstück, anschließend Gottesdienst im Festzelt, danach Konzert mit den Altstädter Dorfmusikanten und dem MGV 1848 Altstadt. Ab 15 Uhr sorgt die Burgkapelle Hartenfels für Stimmung und um 18 Uhr zeigen die „Jammertaler“ was sie drauf haben. Die Band „The Biffs“ präsentiert ab 20 Uhr Kirmesrock pur. Traditionen werden gepflegt am Montag beim Frühschoppenkonzert mit den Naubergmusikanten, die mit von der Partie sind, wenn der „Hanauer-Orden“ – die höchste Auszeichnung der Kirmesgesellschaft Altstadt – verliehen wird. Wer mit dieser Auszeichnung überrascht wird, das bleibt ebenfalls ein wohlbehütetes Geheimnis. Ab 18 Uhr sorgen die „Sintis“ für die richtige Musik bis zum Ausklang der Kirmes. repa
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