Marktbesucher ließen sich trotz Regen Stimmung nicht verderben
Der Katharinenmarkt konnte sich über mehrere tausend treue Kunden aus nah und fern erneut freuen. Der leichte Nieselregen tat der Stimmung keinen Abbruch. „Der billige Jakob von früher“ hat ausgedient. Dennoch ist das breit gefächerte Warenangebot größer denn je und das staunende Publikum kam in Scharen. Den Menschenauflauf nutzen auch Vereine und Parteien für ihre Zwecke. Die einzigen Menschenschlangen mit Wartezeiten entstanden an den „Freßständen“.
Hachenburg. Katharinenmarkt! Immer wieder das Gleiche und doch immer wieder sehenswert und unterhaltsam. Auch der Nieselregen konnte das Vergnügen der Marktbesucher nicht stören, obwohl so mancher Regenschirm den Neugierigen die Sicht versperrte. „Es war mal wieder schön“, sagte ein Marktbesucher, der sich schon am frühen Nachmittag auf den Heimweg machte. Andere hingegen standen an den Getränkeständen noch lange zusammen oder hatten es sich in den Räumlichkeiten der Gastronomie in der Innenstadt gemütlich gemacht.
Die Sperrung der gesamten Innenstadt sorgte bei Verkehrsteilnehmern aus den Umlandgemeinden für manches Kopfzerbrechen. Anreisende Autofahrer aus Richtung Gehlert kommend wurden in das Neubaugebiet Rothenberg umgeleitet und waren nicht selten ratlos, wie man – wegen der Vollsperrung von Altstadt - von dort aus Richtung Stadtmitte oder gar weiter nach Altenkirchen kommen könnte. Das Markttreiben hat sich gegenüber früheren Zeiten auch komplett geändert. Standen in der Vergangenheit die Buden und Stände dicht an dicht entlang der Fußgängerzone (Wilhelm-und Friedrichstraße) und dem alten und neuen Markt und sorgten somit für ein heilloses Gedränge, gab es jetzt überall „Luftblasen“ und ein diszipliniertes aneinander Vorbeikommen war jederzeit und überall möglich.
„Das wurde aus Sicherheitsvorschriften nötig“, sagte Marktmeister Ulrich Kuschmirtz auf Anfrage. „Zwölf Euro pro laufendem Meter kostet die Pacht für die nutzbare Fläche für die, die einen Stand aufbauen wollen. Und für die Stände, die Getränke und Esswaren anbieten, sind Gebühren von 40 Euro pro laufendem Meter fällig“, erklärte er weiter. Die Stadt Hachenburg geht somit im Haushaltsjahr von einer jährlichen Einnahme von etwa 23.000 Euro aus. Die Ständler, die während des Weihnachtsmarktes mit der Thüringer Zunftstraße nach Hachenburg kamen, bleiben teilweise wegen der hohen Standgebühren fern, weil die eigenen Kosten nicht selten höher sind als die Verdienstmöglichkeiten.
Die „Schreihälse“, die mit Bananen und Würsten laut schreiend um sich warfen und dabei so manchen derben Spruch parat hatten, die findet man mittlerweile nicht mehr so oft auf dem Katharinenmarkt. Dafür ist die Zahl der „Klamotten-Händler“ rasant angestiegen. „Warst du schon am Schlossberg?“, fragte ein Passant den anderen? „B B B = billige Buxen aus Bangladesh“, kam prompt die lachende Antwort zurück. Zu frieren brauchte aus diesmal keiner der Besucher, denn die Auswahl an Kleidungsstücken war riesengroß. Uhren für zehn Euro, kaum teurer als eine Ersatzbatterie, alles im Angebot. Messeneuheiten für den Haushalt, gekonnt präsentiert von flinken und wortgewandten Verkäufern, wechselten die Besitzer. Beim Besuch der Victoria-Apotheke in der Wilhelmstraße kam den Kunden ein Duft von gebrannten Mandeln entgegen, die vor der Tür geröstet wurden. Beim Einlösen des Rezeptes gab es sogar eine Kostprobe gratis…
Die Hachenburger Geschichtswerkstatt empfahl „Kuchen aus Omas Rezeptbuch“ und Verena Kauschka präsentierte ein reichhaltiges Angebot frischer Waren. Gleichzeitig wies sie auf eine Autorenlesung - der Serie „aus dem Nähkästchen“ - am 16. November um 15 Uhr - hin. Direkt daneben warb der Verein Deutscher Kriegsgräberfürsorge und klärte über deren Aktivitäten auf. Die Rallye der „Frischlinge“ für den guten Zweck führt im kommenden Jahr nach Afrika.
„Alpenbrot macht Wangen rot“, auf diese bekannten Rufe der Vergangenheit und Hinweise auf Knoblauchzwiebeln musste man verzichten, dafür gab es ersatzweise eine Fülle von verschiedenen Blumenzwiebeln im Angebot der Händler. Kleine Gruppen und alte Bekannte feierten überall im Zentrum ein Wiedersehen. Diesen Menschenauflauf versuchten auch die Parteien der Ortsvereine von CDU, SPD und FWG für sich zu nutzen. Diese Gelegenheit schien auch günstig zu der Frage, was die einzelnen Parteien zu dem inzwischen erkannten Schildbürgerstreich an der noch nicht eröffneten Umgehungsstraße B 255 zu sagen haben. Der geplante Ersatz für die politisch nicht durchsetzbare Westerwaldautobahn hat im Teilstück bei Niederahr ein Nadelöhr geschaffen, bei dem der zweispurige Ausbau wegen einer Fehlplanung im Bereich der Pfeiler der Bahnstrecke nur einspurig befahrbar sein wird. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im VG-Rat Hachenburg, Johannes Kempf, fasste es mit einem Wort zusammen: „Peinlich!“ Am Stand der SPD gab es morgens keine der angekündigten Ansprechpartner, die etwas dazu hätten sagen können. repa
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