Puppentheater Jekyll & Hyde: Kampf Gut gegen Böse
Das jährliche Figurentheater Festival in Hachenburg ist ein Garant für kulturelle Qualität. Am Samstagabend, 19. November gastierte Georg zum Kley vom Kölner Künstler Theater mit einer modernen Puppentheater-Version von „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“ in der Stadthalle.
Hachenburg. Ein Suizid steht am Anfang. Ein Arzt im weißen Kittel erhängt sich. Am Strick baumelt eine Minute später eine Puppe mit angsterregendem grünem Gesicht und zwei unterschiedlichen Glubschaugen. Der Erhängte wird durch die Hand des Arztes zum Leben erweckt. Himmel oder Hölle?
In Rückblenden erfährt der Zuschauer die Geschichte dieser beiden Gestalten. Der Neurowissenschaftler Dr. Henry Jekyll kämpft mit der moralischen Grenze zwischen Gut und Böse und der Beeinflussbarkeit von sozialen Verhaltensweisen. Er experimentiert mit chemischen Lösungen, weil er das Böse im menschlichen Gehirn separieren will, um das Wesen mit einem Gegenmittel zu verändern.
Nach einem Selbstversuch gebiert er unter Schreien und Schmerzen eine Puppe, die er „Hyde“ nennt. Mit der rechten Hand im Rücken der Puppe beherrscht er diese dunkle Seite. Doch mit der Zeit löst sich diese führende Hand immer schwerer aus dem Homunkulus. Geht es Dr. Jekyll anfangs um Werte wie Anstand, Würde und Respekt, empfindet das böse Alter Ego schließlich beim Töten eines Menschen nichts. „Es gab ein schönes Geräusch.“ Das Böse löst sich von seinem Schöpfer: „Ich entscheide allein, was ich mache.“ Und der Arzt beneidet seine Kreatur um ihre Schwerelosigkeit. Die beiden Gegenpole verwachsen miteinander. Noch erkennt Jekyll, dass die Folgen seiner Taten echt fatal sind, aber Hyde postuliert bereits, der Stärkere zu sein. Der Konflikt endet tödlich, das Böse gewinnt.
Man kennt den klassischen Kampf Gut gegen Böse von Goethes Faust und Mephisto. Bieten heutzutage Politiker oder Kirchenvertreter Lösungen? Audio-Einspielungen könnten das suggerieren, aber hat nicht die Kirche selbst das große Töten ausgelöst? Hat Hyde recht mit der Behauptung, dass Kriege doch nur zum Wohle der Menschen geführt werden? In seinem Testament erklärt Jekyll: „Ich, Edward Hyde, wollte euch hinabführen aus dem Gutmenschentum. Ich erlöse euch von dem Guten!“
Das Ein-Personen-Stück hatte eine packende Wirkung auf das Hachenburger Publikum. Es dauerte eine Weile, bis die Menschen der Aufforderung nachkamen, die Puppe selbst anzufassen oder die weiße süße Gehirnglibbermasse zu kosten.
Bedrückend war die Aussage des erfahrenen Schauspielers Georg zum Kley, dass alles, was der Arzt in der Vorlesung erzähle, tatsächlich Stand der Wissenschaft sei. „Das Böse ändert sich sehr schnell!“ htv
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